Das Herz ist nicht dement

© Tobias Gratz

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Irgendwann begann Emmi immer mehr zu vergessen – mitunter auch ihren Lebensgefährten Klaus. Jetzt wohnt sie in der „Kleist-WG“ in Lübben, einer Wohngemeinschaft für demenzkranke Senioren. Zusammen mit sieben anderen nicht ganz gewöhnlichen Frauen. In der WG fanden sie ein neues Zuhause.

 Es ist 9.30 Uhr, als das Telefon klingelt. Emmi, 81, kinnlange weiße Haare, roter Pullover, den Pony mit einer glitzernden Haarspange gebändigt, sitzt am Küchentisch und nimmt den Hörer in die Hand. Am anderen Ende ist Klaus, Mitte 70, tiefe Stimme. Klaus wohnt in Königs Wusterhausen, einem kleinen Vorort südlich von Berlin.

„Wie geht’s dir?“, fragt Emmi aufgeregt und fängt an, mit den Beinen zu wippen. Was immer Klaus sagt, es bringt Emmi zum Strahlen. „Bei uns scheint die Sonne“, erzählt sie und schaut dabei aus dem Fenster. Spricht sie mit Klaus, liegt ein leichter Singsang in ihrer Stimme und ihr ansonsten hartes Berlinerisch wird plötzlich weich. Dass sie ein Paar sind, das weiß Emmi. Wann und wie sie sich kennengelernt haben, das hat sie vergessen.

Zehn Minuten lang telefonieren die Verliebten miteinander. Zum Abschied gibt Emmi ihm durch den Hörer einen Kuss. Dann legt sie auf und streicht sanft über das Telefon. Ein kleines Innehalten und dann der suchende Blick: Wo ist Petra?

Petra – ihren Nachnamen benutzt hier niemand – ist die Präsenzkraft der Kleist-WG in Lübben. Die 48-Jährige wurde von den Bewohnern dazu beauftragt, das WG-Leben zu organisieren. Sie regelt den Haushalt und ist so was wie der „Managing Director“ der Wohngemeinschaft.

Ohne sie, das Pflegeteam und die ehrenamtlichen Mitarbeiter läuft hier nichts. Als Petra Emmis Blick bemerkt, geht sie sofort auf sie zu, nimmt ihr vorsichtig das Telefon aus der Hand und stellt es in die Ladestation, was dieses ihr mit einem Piep dankt. „Wie geht’s Klaus?“, fragt sie. Emmi schließt die Augen, lehnt sich zufrieden in ihrem Stuhl zurück und sagt, mehr zu sich selbst als zu Petra: „Gut. Richtig gut.“

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Ein attraktiver Standort

Mit der Regionalbahn ist Lübben nur gut eine Stunde von Berlin entfernt. Um vom Bahnhof in die Heinrich-von-Kleist-Straße zu kommen, läuft man durch einen großen Wald, den „Lübbener Hain“. Er verbindet die neueren Stadtteile, in denen auch die Seniorenwohngemeinschaft liegt, mit der Altstadt. Die Stieleichen, die in dem Hain stehen, sind über 180 Jahre alt. Es ist ein Ort, an dem man alt werden kann.

Nur will das hier kaum noch jemand. Immer mehr junge Leute ziehen weg – ein Schicksal, das viele Städte in Brandenburg ereilt. Schon jetzt ist in Lübben jeder vierte Einwohner über 65 Jahre alt, Tendenz steigend. Wohngemeinschaften wie die Kleist-WG sind auch der Versuch, sich auf die Bedürfnisse der alternden Bevölkerung einzustellen und für die Menschen als Standort attraktiv zu bleiben.

Gegründet wurde die Kleist-WG vor drei Jahren von der Genossenschaftlichen Wohngemeinschaft Lübben (GWG) und der Volkssolidarität Bürgerhilfe (VS) in Lübben-Nord. Sie haben kleinere Wohneinheiten der 50er-Jahre-Plattenbausiedlung umgebaut, von Grund auf renoviert und dafür gesorgt, dass alle Räume barrierefrei sind.

Was ist die Volkssolidarität?

Die Volkssolidarität (VS) ist mit etwa 200.000 Mitgliedern der größte ostdeutsche Sozial- und Wohlfahrtsverband. Die Organisation kümmert sich um ältere Menschen, chronisch Kranke, Pflegebedürftige sowie sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche. Dazu betreibt die VS Senioren- und Pflegeheime, Kindertagesstätten, Stadteilzentren und Jugendclubs. Für den Verband arbeiten rund 18.000 hauptamtliche und etwa 30.000 ehrenamtliche Mitarbeiter. Die Volkssolidarität wurde im Oktober 1945 gegründet, um Kriegsversehrte, Ausgebombte und vor allem Kinder in Not zu versorgen Im September 2015 feierte die Volkssolidarität ihren 70. Geburtstag.

Mieter der WG sind die Bewohner. Sie entscheiden, in welcher Farbe die Wände gestrichen werden, ob das Geld für den neuen Induktionsherd reicht und welcher Pflegedienst sie betreut. 2014 wurde die Kleist-WG vom Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) mit dem Qualitätssiegel „Gewohnt gut – fit für die Zukunft“ ausgezeichnet.

Acht Frauen leben derzeit in der Wohngemeinschaft in der Heinrich-von-Kleist-Straße nördlich der Lübbener Altstadt. Neben Emmi sind das: Hanna, Friedegard, Edith, Edeltraut, Ruth, Uschi und Gisela. Je nachdem, ob sie den Pflegekräften das Du angeboten haben, werden sie mit ihrem Vor- oder Nachnamen angesprochen.

Würde der gute Herr von Kleist, in „dessen“ Straße das Frauenoktett wohnt, heute noch leben, könnte er seinen Horizont in jeder Hinsicht erweitern: War er doch davon überzeugt, dass „das Glück des Mannes“ der „einzige Gegenstand der Frau sei.“ So jedenfalls schrieb er es der von ihm angebeteten Wilhelmine von Zenge – die ihn wenig später für einen anderen verließ.

In der Senioren-WG lebt zurzeit kein Mann. Geplant war das nicht, aber andererseits stört es die Frauen auch nicht. Sie haben es sich in der Wohnung im vierten Stock mit Fahrstuhl gemütlich gemacht. Jede von ihnen hat ein eigenes Zimmer mit Bad und Dusche. Die Möbel, die hier stehen, haben sie aus ihrem vorherigen Zuhause mitgebracht.

In Emmis Zimmer hängt ein Bild von ihrem Klaus. Wenn sie morgens gegen sechs Uhr die Augen öffnet, lächelt er sie an.

Die richtige Entscheidung, getroffen von anderen

Jede der acht Frauen hat ihre eigene Geschichte. Die Entscheidung, in die Senioren-WG zu ziehen, hat jedoch kaum eine von ihnen selbst getroffen. Das verbindet sie. Hätten sie es sich aussuchen können, wären sie lieber in ihrer Wohnung, in ihrem eigenen Zuhause geblieben, sei es in Berlin, Bautzen oder Sommerfeld.

Doch das ging nicht. Fast alle der Frauen sind Witwen; ihre Kinder, sofern sie welche haben, längst erwachsen und ausgezogen. Irgendwann konnten sich die Frauen – wie Emmi – nicht mehr alleine versorgen.

Die kleine Frau – Emmi ist nicht größer als 1,50 Meter – lebt seit eineinhalb Jahren in dem Haus mit der frisch gestrichenen dunkelblauen Fassade. Ausgewählt hat sie es allerdings nicht selbst, sondern ihr gesetzlicher Betreuer. Er wurde ihr vom Amt zugewiesen, als ihre Demenzerkrankung nicht mehr zu übersehen war. Sie begann immer mehr zu vergessen, kochte kaum noch, wusch sich immer seltener. Als sie schließlich wegen eines Sturzes ins Krankenhaus kam, organisierte der Betreuer einen Platz in der Kleist-WG.

„Wir hatten gleich einen guten Draht zueinander“, erinnert sich Petra und greift sanft nach Emmis Hand: „Stimmt doch, oder?“. „Ja“, sagt Emmi und nickt zustimmend mit dem Kopf.

Petra, die man schon von Weitem an ihren langen, schwarzen Haaren erkennt, hat früher als Sachbearbeiterin bei Versicherungen gearbeitet – richtig wohl gefühlt hat sie sich zwischen all den Zahlen und Paragrafen allerdings nie. Als ihre eigene Schwiegermutter dement wurde, merkte sie, dass es ihr leicht fällt, zu den Betroffenen eine Verbindung aufzubauen. Sie machte eine Umschulung und bewarb sich beim Pflegedienst der Volkssolidarität Bürgerhilfe, der derzeit auch die Demenz-WG betreut.

Wenn die 48-Jährige morgens aus ihrem Auto steigt, die Autotür hinter ihr zufällt und sie das Haus mit der blauen Fassade betritt, weiß Petra, dass sie hier richtig ist, in ihrem „ganz besonderen Frauenhaus“.

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„Die Russen stürmten den Hof“

Der große Küchentisch mit der weiß-orange-karierten Plastikdecke ist das Herzstück der Wohngruppe. Hier wird gegessen, gespielt, gelacht und geweint. Durch die gelb gestrichenen Wände der Wohnküche wirkt das Zimmer lichtdurchflutet.

Was ist Demenz?

Die Diagnose Demenz beschreibt den fortschreitenden Verlust bereits erworbener Fähigkeiten und Gedächtnisleistungen. Die genauen Ursachen der Krankheit sind bislang nicht geklärt. Laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft sind in Deutschland etwa 1,5 Millionen Menschen von Demenz betroffen. Im fortgeschrittenen Stadium weiß ein Patient nicht mehr, wo er sich befindet und wer er ist. Viele Erkrankte erkennen ihre Angehörigen nicht mehr, manche werden aggressiv. In der Regel müssen die Betroffenen daher rund um die Uhr beaufsichtigt werden.

Auf dem Tisch steht ein Bund frisch geschnittener roter Tulpen. Gegenüber ist die Sofaecke. Auf einem der braunen Ledersessel sitzt eine Puppe mit ausgewaschenem rosa Kleidchen. Links neben das Fenster hat Petra (wohl ohne jeden Hintergedanken) ein Wandtattoo geklebt – ein Schwarm Schmetterlinge, der in den Himmel fliegt.

Schräg gegenüber von Emmi sitzt Uschi, im rosa Pullover und mit ordentlich gelegter Dauerwelle, und schneidet Zwiebeln für die Bratkartoffeln. Die 86-Jährige ist zwar nicht mehr gut zu Fuß – ohne ihren Rollator kommt Uschi nirgendwo mehr hin –, aber wenn es ums Gemüse geht, macht ihr niemand etwas vor. Beim Schälen, Zerkleinern oder Würfeln sind ihre Hände erstaunlich flink. Damit Uschi ungehindert werken kann, schiebt Petra ihr ein dickes, blau geblümtes Kissen hinter den Rücken.

Als die Zwiebelringe fertig sind – Uschi vergießt dabei keine Träne: „Gelernt ist schließlich gelernt“, sagt sie – füllt Petra diese in eine kleine graue Plastikschüssel und stellt sie für später neben den Herd. Das alte Radio hinten auf dem Schrank untermalt die Szenerie mit leiser Volksmusik.

„Kennst du das ‚Gelbe Elend’?“, fragt Uschi unvermittelt. „Nein“, antwortet Petra und legt ihr beruhigend die Hand auf die Schulter – sie weiß, was jetzt kommt. „Nach dem Krieg stürmten die Russen unseren Hof“, erzählt Uschi und zieht ihre sorgfältig nachgezogenen Augenbrauen zusammen. „Ich, meine Schwestern und meine Mutter haben uns im Schuppen versteckt, aber Vater haben sie verschleppt.“

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Emmi, die auf der anderen Seite des Tisches sitzt, fängt an, mit den Füßen zu trippeln. Geschichten aus der Nachkriegszeit interessieren sie nicht. Uschi beißt sich auf die Unterlippe: „Fünf Jahre lang hat Mutter ihn gesucht. Dann fand sie ihn im Gelben Elend.“ Gemeint ist die Haftanstalt Bautzen I, ein sowjetisches Gefangenenlager. Petra streicht ihr mitfühlend über den Arm, natürlich kennt sie die Geschichte bereits. „Das ist schon ganz lange her“, sagt sie sanft. Uschi blickt auf und lächelt. In ihren Augen schwimmen Tränen.

Uschi ist zwar noch nicht fertig mit ihrer Geschichte, aber Emmi steht trotzdem auf und schlappt mit ihren grauen Filzpantoffeln zum Fenster. Ob bewusst oder nicht, sie dreht den anderen den Rücken zu und schaut in den Himmel. Nicht im Mittelpunkt zu stehen, gefällt Emmi offenbar nicht. Die Sonne ist mittlerweile auf die andere Seite des Hauses gewandert.

Mittagessen mit Engelsgeduld

Es ist elf Uhr. In einer halben Stunde gibt es Mittagessen. Emmi hilft beim Tischdecken. Das Geschirr, das Petra ihr auf der Anrichte zurechtgestellt hat, ist so unterschiedlich wie die Bewohnerinnen. Kein Teller passt zum anderen – jedenfalls nach normalen Maßstäben. „Aber wer ist schon normal?“, fragt Petra schmunzelnd.

Ganz oben auf dem Stapel glänzt ein Teller mit blauem Rand und feinem Blumenornament aus der Serie „König Ludwig“. „Das ist meiner“, sagt Emmi, drückt ihn fest an ihre Brust und bringt ihn glückselig an ihren Platz. Danach nimmt sie die anderen Teller und trägt sie, einen nach dem anderen, zum Tisch.

Während des Mittagessens setzt Petra sich zu Gisela. Die 89-Jährige ist eine der Ältesten in der Wohngemeinschaft. Ist sie schlecht gelaunt, bleibt Emmi in der Regel still – so wie die anderen auch. Momentan geht es Gisela allerdings nicht so gut. Vergangene Woche ist sie auf dem Weg zur Toilette gestürzt und musste ins Krankenhaus. Unter ihrem rechten Auge hat sie einen großen blauen Fleck, der sich von oberhalb des Wangenknochens hinunterzieht bis zum Kinn. Ihr graues Haar ist zerzaust. Seitdem sie aus dem Krankenhaus zurück ist, hat sie noch kein Wort gesprochen.

Petra zerkleinert die Kartoffeln und das Gemüse, legt ihr vorsichtig die Gabel zwischen die Finger und führt ihre Hand sacht in Richtung Teller. Ganz langsam, fast wie in Trance, hebt Gisela ihren Arm, spießt einen Happen auf, führt die Gabel langsam zum Mund und fängt an zu kauen. Petra sitzt mit Engelsgeduld neben ihr und sorgt dafür, dass nichts daneben geht.

Währenddessen nestelt Emmi an ihrem Ärmel herum. Und dann beginnt das Trippeln der Füße. Sie ist verstimmt. Dass Petra sich um jemand anderen kümmert, gefällt ihr nicht. „Bekomme ich die Soße?“, fragt sie harsch in die Runde, ohne jemand Speziellen zu meinen. Uschi schmunzelt, während sie noch kaut. Ihr geht offenbar etwas durch den Kopf. „Für die Soße“, bricht es schließlich aus ihr heraus, „brauchst aber erst Kartoffeln.“ Dann lehnt sie sich vor und schiebt Emmi die Kartoffelschüssel zu. „Oh!“, sagt die, schaut verdutzt auf ihren Teller und beginnt zu lachen. „Da haste aber recht.“

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Als alle mit dem Essen fertig sind, bringt Petra Gisela zum Mittagsschlaf auf ihr Zimmer. Dann beginnt sie, den Tisch abzuräumen. Uschi und die anderen sind bereits in ihren Zimmern. Emmi steht am Fenster. „Du kommst doch gleich noch mal zu mir und hilfst mir, oder?“, fragt sie, ernsthaft besorgt. „Aber ja. Das machen wir doch immer“, sagt Petra, streicht Emmi beruhigend über den Arm und drückt ihr einen Kuss auf die Stirn.

Wie viel kostet die Unterbringung in einer Demenz-WG?

Eine ambulant betreute Demenz-WG ist kein Sparmodell. Sie ist aber auch nicht zwingend teurer als die Versorgung im Pflegeheim. Die Kosten setzen sich in der Regel folgendermaßen zusammen:

  • Miete und Nebenkosten: In einer Demenz-WG sind die Bewohner ganz normale Mieter, die gemeinsam für die Mietkosten der Wohnung aufkommen müssen.
  • Haushaltsgeld, meist in Form einer Pauschale für die Haushaltskasse
  • Rücklagen für Renovierungen, Neuanschaffungen etc.
  • Pflege und Betreuung durch den ambulanten Pflegedienst

Die Kosten für Miete, Haushaltsgeld und Rücklagen müssen selbst getragen werden. Die Pflegekasse zahlt – abhängig von Pflegestufe und Pflegevertrag des Bewohners – einen Zuschuss für Pflege, Betreuung und Hauswirtschaft („ambulante Pflegesachleistungen“). Der Eigenanteil verringert sich entsprechend.

Das Herz ist nicht dement

Wie viele Senioren-WGs für Menschen mit Demenz es in Deutschland gibt, ist nicht bekannt. Das Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) schätzt jedoch, dass es mittlerweile an die 1600 Demenz-WGs gibt. Es ist ein Modell, das nicht nur in Lübben ankommt.

Eine aktuelle Studie der Alice Salomon Hochschule Berlin zeigt, dass Wohngemeinschaften wie die Kleist-WG die Lebensqualität der Bewohner deutlich verbessern. Das liegt auch daran, schreiben die Autoren, dass die Demenzkranken durch ihren gemeinsamen Alltag ständig in Beziehung zueinander stehen.

Das schätzen auch die Angehörigen am Leben in der Demenz-WG. Ist eine der Frauen im Krankenhaus, schicken die anderen ihr eine Karte und wünschen gute Besserung. Wenn Kinder und Enkel zu Besuch kommen – die einen oft und regelmäßig, die anderen eher an Feiertagen – genießen sie vor allem die familiäre Atmosphäre.

Damit sie wissen, wie das Leben in der Wohngemeinschaft aussieht, haben Petra und die anderen Pflegekräfte das Projekt „Fotoalbum“ ins Leben gerufen. Das dicke Buch liegt stets griffbereit im Wohnzimmer. Schlägt man es auf, sieht man, wie Emmi und die anderen Frauen zusammen im Stuhlkreis sitzen und gemeinsam ihre Arme und Beine mit langen blauen Gymnastikbändern dehnen. Ein anderes Foto zeigt die Frauen lachend auf der Schaukel, auf dem nahe gelegenen Spielplatz. Zwischen den Seiten klebt ein handgeschriebener Brief: „Meine Mama Hildegard ist schon seit 4 ½ Monaten nicht mehr unter uns. In der WG hat sie sich zu Hause gefühlt und genau dafür möchte ich Ihnen danken. Mit herzlichen Grüßen, Bärbel.“

„Das Herz“, sagt Petra, „ist nicht dement.“