Behindertensportverband zu IAAF: „Herber Rückschlag für Inklusion”

Der Deutsche Behindertensportverband ist über den Weltverband der Leichtathleten empört. Den Ausschluss von Prothesenträgern von Olympia und WM, sofern sie nicht nachweisen können, dass ihnen die Prothese keinen Vorteil verschafft, sei ein Rückschritt.

Der Deutsche Behindertensportverband (DBS) hat Kritik an der Entscheidung des Leichtathletik-Weltverbandes (IAAF) geübt, Sportler mit Prothesen vom 1. November an von einer Teilnahme bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften auszuschließen. Nach dem IAAF-Entscheid gilt der Ausschluss, sofern die Athleten nicht nachweisen können, dass ihnen die „mechanische Hilfe” keinen Vorteil verschafft. „Die Entscheidung des Councils der IAAF ist ein herber Rückschlag für die Inklusion im Sport”, hieß es am Dienstag in einer Erklärung von DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher und Vizepräsident Leistungssport, Karl Quade.

„Im Beschluss zeigt sich, dass offensichtlich keine gemeinsamen Lösungswege beschritten werden sollen und Athleten mit mechanischer Hilfe von Olympischen Spielen sowie Weltmeisterschaften de facto ausgeschlossen werden – wohlgemerkt ohne über eine gesicherte wissenschaftliche Grundlage zu verfügen”, hieß es. Diese Umkehr der Beweislast – so dass nun die Athleten statt der IAAF belegen müssten, ob sie durch ihre Prothese einen Vor- oder Nachteil haben – „hat gar einen diskriminierenden Charakter”. Die IAAF habe eine große Chance hin zu mehr Inklusion im Sport verspielt.

„Die Entscheidung ist der falsche Ansatz und alles andere als fortschrittlich!”, lautete der Kommentar von Markus Rehm auf Facebook. Der Prothesenträger war 2014 deutscher Meister im Weitsprung der Nichtbehinderten geworden. Rehm durfte den Titel behalten, doch der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) änderte danach sein Regelwerk. Seit dem 1. Januar dürfen in Deutschland gemeinsame Wettbewerbe stattfinden, allerdings gibt es getrennte Wertungen. „Schade, wenn man sich noch nicht einmal bemüht”, meinte Rehm.

Der DBS bedauerte, dass die Zwischenlösung des DLV, Sportler mit Prothese in getrennter Wertung starten zu lassen, trotz Antrag international kein Gehör gefunden hat. „Gleichwohl hätten wir uns in dieser Sache mit dem DLV eine engere Kooperation und mehr Austausch im Vorfeld gewünscht”, meinten Beuchert und Quade.

„Wir fordern unmissverständlich, dass ein entsprechender Nachweis nicht von den Athleten selbst erbracht werden kann”, hieß es in der Erklärung weiter. Auch der DBS könne die Geldmittel für eine solche Untersuchung nicht aufbringen. Zumal es dabei nicht nur um Markus Rehm geht, sondern generell um den Sport von Prothesensportlern auf internationaler Ebene.

Quelle: dpa