Bei Hämorrhoiden bitte nicht pressen

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Über erweiterte Hämorrhoiden redet niemand gern. Zumindest beim Arzt sollten Beschwerden am After aber thematisiert werden. Denn ein Hämorrhoidalleiden verläuft in mehreren Stadien. Unternimmt der Patient nichts, muss er schlimmstenfalls unters Messer.

Es juckt, es brennt und das auch noch am Hintern. Vielen ist das so peinlich, dass sie vor lauter Scham nicht einmal mit ihrem Hausarzt darüber sprechen. Tun sie es doch, stellt sich häufig heraus, dass es sich um ein eigentlich harmloses Problem handelt: Die Hämorrhoiden sind vergrößert. Ignoriert der Patient das Leiden allerdings weiterhin, kann es richtig unangenehm werden.

Hämorrhoiden sind gut durchblutete Schwellkörper, die den Enddarm verschließen. „Jeder hat sie, das ist etwas ganz Natürliches“, sagt Bernhard Strittmatter, Facharzt für Chirurgie und Proktologie in Freiburg. Ohne Hämorrhoiden wäre der Mensch inkontinent. Sind die Schwellkörper vergrößert, leiern sie aus und können den Enddarm nicht länger abdichten. In der Folge dringt Flüssigkeit aus dem unteren Mastdarm nach außen auf die empfindliche Haut im Analbereich.

Ist der Körper nicht aktiv, wird auch der Darm träge

Das kann nicht nur jucken und brennen, sondern auch nässen oder vielleicht sogar bluten. Mediziner sprechen von einem Hämorrhoidalleiden. „Ist das Blut hellrot, dann verdichten sich die Hinweise auf erweiterte Hämorrhoiden“, erklärt Andreas Ommer, Facharzt im Enddarm- und Dickdarmzentrum Essen. Ist das Blut indes dunkelrot, dann kann dies ein Indiz für eine Darmerkrankung sein. Betroffene sollten die Ursache unbedingt von einem Arzt abklären lassen. Nur dann können die Beschwerden richtig behandelt werden.

Ein Hämorrhoidalleiden ist keine Krankheit des Alters. „Häufig trifft es Frauen und Männer zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr“, sagt Ommer. Die Ursache ist meist Veranlagung. „Es kann etwa eine genetisch bedingte Bindegewebsschwäche vorliegen“, erläutert Strittmatter, der auch Vorsitzender des Berufsverbands der Coloproktologen Deutschlands (BCD) ist. Risikofaktoren sind Verstopfung und Bewegungsmangel: Ist der Körper nicht aktiv, wird auch der Darm träge.

Dann sitzt der Betroffene auf der Toilette – und presst und presst, wodurch die Hämorrhoiden ebenfalls auf Dauer ausleiern. Einen langen Aufenthalt auf dem WC mit ausgiebiger Zeitungslektüre sollte man möglichst vermeiden. Besser ist es, nur dann aufs Örtchen zu gehen, wenn man wirklich muss. „Ansonsten ist der Druck auf die Schwellkörper am Enddarm einfach zu groß“, erklärt Ursula Sellerberg von der Bundesapothekerkammer (BAK).

Nach ihren Angaben entwickeln sich erweiterte Hämorrhoiden auch durch eine falsche Sitzposition auf dem WC. Heutzutage nimmt der Mensch im 90-Grad-Winkel auf der Toilette Platz. Besser sei es aber, im 35-Grad-Winkel zu hocken – dann kann sich der Darm besser öffnen und entleeren. Um in eine Hockposition zu kommen, gibt es im Sanitär-Fachhandel kleine Hocker. Das Gestell wird vor die Toilettenschüssel gerückt. Man setzt sich aufs WC und stellt die Füße auf den Hocker. So kommt der Körper in den 35-Grad-Winkel.

Im Stadium vier hilft oft nur noch die Operation

Sind die Hämorrhoiden trotz aller Vorsichtsmaßnahmen erweitert, helfen Salben, Zäpfchen oder Anal-Tamponaden gegen das Jucken und Brennen, erklärt Sellerberg. Der Arzt führt in der Regel eine Enddarmspiegelung durch. Er führt ein Rohr mit eingebauter Linse in den After des Patienten ein und schließt so eine Enddarmentzündung (Proktitis) oder Tumore beziehungsweise Polypen im Enddarm aus. Mit einer Proktoskopie, die mit einem kürzeren Rohr erfolgt, schaut er dann nach, wie sehr die Hämorrhoiden vergrößert sind. Findet der Arzt dunkles Blut, ist auch eine Darmspiegelung sinnvoll, um Erkrankungen wie Darmkrebs auszuschließen.

Ein Hämorrhoidalleiden verläuft in vier Krankheitsstadien. Im Stadium eins sind die Hämorrhoiden vergrößert, aber von außen nicht sichtbar. Im zweiten Stadium treten sie beim Stuhlgang aus dem After heraus und anschließend wieder zurück. „Im dritten Stadium können die Hämorrhoiden auch spontan herausrutschen“, sagt Strittmatter – zum Beispiel bei schwerer körperlicher Arbeit. Die Hämorrhoiden ziehen sich dann aber nicht von selbst zurück, sondern nur per Hand. Im vierten Stadium lassen sie sich nicht mehr zurückschieben.

Damit es so weit nicht kommt, sollten Betroffene möglichst frühzeitig zum Arzt gehen. „Im Stadium eins wird ein Medikament in die vergrößerten Hämorrhoiden gespritzt, wodurch sich die Schwellkörper wieder zusammenziehen“, erläutert Ommer. Im zweiten Stadium wird ein Gummiring über den erweiterten Teil der Hämorrhoiden gestülpt, so wird er abgebunden. Das überschüssige Gewebeteil fällt nach etwa zwei Wochen mit dem Stuhlgang ab. Im Stadium drei und vier hilft nur noch eine Operation, bei der das überschüssige Gewebe entfernt wird.

Wer vorbeugend etwas gegen erweiterte Hämorrhoiden tun will, sollte viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukte essen und sich oft bewegen. Viel Trinken sorgt ebenfalls dafür, dass der Darm optimal arbeiten kann. Wer zu Verstopfung neigt, sollte Flohsamen einnehmen und dabei viel trinken, rät Ommer. Flohsamen gilt als ballaststoffreich und sorgt durch sein Quellvermögen für eine sanfte Regulierung des Darms.

Von Sabine Meuter (dpa)