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„Die Fotografien an dieser Wand sind ein Tribut an die älteren Menschen, die hier leben. Jeden Tag laufen sie durch diese Gassen, ihre Energie macht diese Ecke Mourarias besonders.“ Camilla Watson

Eine ältere Frau lugt aus dem Fenster. Ein Mann um die 70 sitzt vor seiner Haustür und lächelt in die Kamera. „A Tribute“ nennt die englische Fotografin Camilla Watson ihre Fotoserie, die seit 2009 an den verwitterten Häuserwänden Mourarias, übersetzt Maurenviertel (Mauren, port.: Mouros), mitten im Herzen der portugiesischen Hauptstadt Lissabon zu sehen ist. Watsons Bilder, in schwarz-weiß direkt an die Wand geprintet, sind eine Hommage an die Menschen, die in Mouraria leben. Was bei der Betrachtung der Arbeiten jedoch auffällt: Die Fotografin zeigt in ihren Porträts ausschließlich Männer, Frauen und Ehepaare weit über 65 Jahre.

Als Watson das erste Mal nach Mouraria kam, fiel der heute 58-Jährigen auf, dass sie auf der Straße kaum jungen Leuten begegnete. Wie in Deutschland macht sich in Lissabon die Alterung der Gesellschaft bemerkbar. Auch in Portugal werden immer weniger Kinder geboren. Gleichzeitig werden junge Menschen durch steigende Mietpreise und geringes Einkommen, resultierend aus der hohen Arbeitslosigkeit, in die Außenbezirke verdrängt. Im Stadtzentrum trifft man fast nur noch Touristen oder Menschen, die bereits seit Jahrzehnten in ihren Häusern wohnen.

„A Tribute“ ist jedoch nicht nur ein Porträt der Einwohner Mourarias oder ein Spiegel der demografischen Veränderung und Gentrifizierung. Die Fotoserie zeigt auch, wie reich das Leben im Alter sein kann: Männer, die tagtäglich ihre Runden durch das Viertel drehen. Frauen, die ihre Einkäufe nach Hause tragen. Familien, die ihre Wäsche am offenen Fenster in der Sonne trocknen lassen. Es ist der Pulsschlag der Menschen, der den Rhythmus einer Stadt bestimmt.

Watsons Bilder regen dazu an hinzusehen, stehen zu bleiben, einen Augenblick zu verharren und das Leben, die Menschen um sich herum, wahrzunehmen.