Forscherin: Persönliches Glück kann man lernen

Viele wünschen sich für 2017: Glücklichsein. Dafür können sie aber selbst etwas tun, meint die Trierer Glücksforscherin Brohm-Badry. Zum Beispiel, Dinge wirklich abschließen.

Glück kann man lernen – davon ist die Glücksforscherin Michaela Brohm-Badry (54) überzeugt. Man müsse sich immer wieder aktiv Situationen schaffen, die man erfolgreich zum Abschluss bringe, sagte die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Positiv-Psychologische Forschung in Trier. Das könne alles Mögliche sein: Sport machen, im Job eine größere Aufgabe erledigen, das Bad putzen oder die Hecke schneiden. Wenn man etwas gezielt erledigt habe, springe das „Belohnungszentrum“ im Gehirn an und schütte Neurotransmitter wie Dopamin aus, die Glücksgefühle auslösten.

Andersherum: Wer meist passiv sei, nehme sich „die Chance auf dieses Glücksempfinden“, sagte die Professorin. Denn in Zuständen der Langeweile und Demotivation würden diese Stoffe nicht ausgeschüttet. „Wer nur auf dem Kanapee sitzt, sorgt nicht dafür, dass er Erfolgserlebnisse hat und hat dadurch auch ein anderes Glücksempfinden“, sagte die Bildungswissenschaftlerin an der Universität Trier.

Kurzfristige Glücksgefühle lösten auch Lob und Komplimente aus. Für ein „längerfristiges Wohlbefinden“ brauche es aber mehr: Positive Emotionen, eine Aufgabe, „für die man brenne“, stabile Beziehungen und einen Sinn im Leben – „privat oder beruflich“. Vieles könne man sich erarbeiten: „Man kann einen ganz großen Anteil an persönlichen Glück oder Wohlbefinden lernen“, sagte sie.

Ein zu viel an Aktivität und Stress könne Glücksempfinden allerdings auch zerstören: „Wir brauchen in unserer verhetzten Gesellschaft wieder me!r Rückzugsorte und -zeiten, in denen wir uns mit uns selbst beschäftigen», sagte die Wissenschaftlerin. Eine ihrer jüngsten Studien mit mehr als 1000 Kindern und Jugendlichen habe gezeigt, dass nach Phasen des Nachdenkens neue Motivation und Leistungsvermögen entstünden. „Wir brauchen mehr Zeiten, in denen wir einfach ruhig werden, reflektieren und bei uns sind.“

Möglicherweise sei dies auch der Grund, warum die Dänen laut Erhebungen zu den zufriedensten und glücklichsten Menschen zählten, sagte Brohm-Badry. Sie lebten die Tradition des „Hygge“, der Geborgenheit und Gemütlichkeit. „Dazu gehörte eben genau das: Sich zurückziehen, alleine oder mit Freunden, und zur Ruhe zu kommen.“

Von Birgit Reichert (dpa)