Hausärzte warnen vor weiteren Schließungen von Arztpraxen

Viele Patienten klagen über übervolle Wartezimmer und lange Anfahrtswege. Der Hausärzteverband befürchtet, dass es mit dem neuen Versorgungsstärkungsgesetz noch schlimmer kommen könnte.

Der Hausärzteverband hat sich gegen Bestrebungen gewandt, im Rahmen einer geplanten Gesetzesänderung weitere Haus- und Kinderarztpraxen in Mecklenburg-Vorpommern zu schließen. Wenn das sogenannte Versorgungsstärkungsgesetz in der jetzt bekannten Form umgesetzt werde, könne dies für 30 der rund 1130 Hausarztpraxen das Ende bedeuten, sagte der Vorsitzende des Landes-Hausärzteverbands, Dieter Kreye, vor der Verbandstagung an diesem Freitag und Samstag in Rostock. Sie würden geschlossen, wenn der Arzt in Ruhestand geht. Auch könne die Zahl der Kinderarztpraxen von derzeit 124 um 57 sinken. In einem Flächenland wie Mecklenburg-Vorpommern sei dies ein unvorstellbares Szenario.

Auch die Kassenärztliche Vereinigung des Landes sieht negative Auswirkungen auf die ambulante medizinische Versorgung im Land durch das neue Gesetz. Demnach stehen fast 450 ambulante Arzt- und Psychotherapeutensitze im Land im Falle einer Nachbesetzung infrage, das wäre landesweit etwa jede fünfte Praxis.

Hintergrund sind Berechnungen, in die unter anderem die durchschnittlichen Einwohnerzahlen pro Fläche einfließen. Nicht bedacht wird dabei laut Kreye, dass in der Vergangenheit viele Klinikleistungen in die ambulante Versorgung übergegangen sind, ohne dass dies berücksichtigt wurde. Zudem gebe es Regionen, bei der von vier Hausärzten aktuell zwei krank sind und nur noch sehr begrenzt ihre Praxen führen können. Eine solche klare Unterversorgung werde vom Gesetzgeber nicht beachtet. Kreye kritisierte, dass es im Gesetzgebungsverfahren keinerlei wissenschaftliche Grundlage zur Ermittlung des Versorgungsgrades gibt.

Kreye forderte die Politiker auf, sich in einer angeblich überversorgten Region in das Wartezimmer eines Hausarztes zu setzen. Dann sollten sie überprüfen, ob sich bei den Ärzten das Gefühl der Langeweile entwickelt oder ob die Mediziner überflüssig sind. “Sie sollen auch mit den Patienten sprechen, wie lange ihr Weg wäre, wenn es diese Praxis nicht gäbe.”

Quelle: dpa