“Ich habe Rücken” – Der Schmerz kann auch psychische Ursachen haben

Im Nacken zieht es, und mit der Schulter geht gar nichts mehr: “Ich habe Rücken” umschreibt all das. Abfinden muss man sich mit “Rücken” aber nicht: Nur sollte man auch die Psyche als Ursache für die Schmerzen in Betracht ziehen.

Mal kommen die Schmerzen im Rücken schleichend, mal plötzlich. Oft verschwinden sie nach kurzer Zeit wieder. Aber manchmal bleiben sie einfach. Betroffene sollten genau beobachten, wann die Schmerzen auftreten und mit welchen Belastungen sie möglicherweise einhergehen, rät Orthopäde Martin Marianowicz, der ein Buch über die ganzheitliche Rückenschmerzbehandlung und -vorbeugung geschrieben hat. Denn zum Beispiel Stress im Job oder Überforderung durch die Familie können Rückenschmerzen auslösen. Das sollten Betroffene in Betracht ziehen und gegebenenfalls auch mal Nein sagen. “Um zu sagen: ‘Das ist mir zu viel’ braucht man Mut, das muss man üben”, sagt Marianowicz.

Wer über einen längeren Zeitraum Rückenschmerzen hat und vielleicht auch Schmerzmittel nimmt, sollte zum Arzt gehen, rät er. Am besten sucht man nach einem Schmerztherapeuten, der die vielfältigen Ursachen von Rückenschmerzen erkennt und therapiert. Denn Eingriffe, zum Beispiel bei einem Bandscheibenvorfall, seien nur in den seltensten Fällen sinnvoll, betont Marianowicz. “Dass jemand 1000 Bandscheiben im Jahr operiert, ist kein Qualitätsmerkmal.” Oft helfen Betroffenen Physiotherapie und Entspannung.

Physiotherapie und Entspannungstechniken als Alternative zur Operation

Dafür nimmt man sich am besten 15 bis 30 Minuten täglich Zeit. Es gibt verschiedene Methoden: Eine ist die progressive Muskelentspannung, erklärt Marianowicz. Dazu legt man sich hin und spannt nacheinander von Kopf bis Fuß alle Teile des Körpers, die den Boden berühren, für ein paar Sekunden an. Zunächst sollte man die Körperpartien für vier Sekunden anspannen und sich mit mehr Übung auf etwa sieben Sekunden steigern. Nach dieser Phase lässt man die jeweilige Muskelpartie vollkommen entspannen. Mit etwas Übung klappt es mit der Entspannung auch im Sitzen oder im Stehen.

Darüber hinaus sollten körperliche Übungen zur Kräftigung der Muskulatur und zum Beispiel autogenes Training zur seelischen Entspannung zum Einsatz kommen, sagt Marianowicz. Dafür legt oder setzt man sich hin und schließt die Augen. Dann beginnt man, sich verschiedene Sätze in Gedanken aufzusagen. Zum Beispiel: “Meine Arme sind ganz schwer” oder “Mein ganzer Körper ist wohlig warm”. Mit ein bisschen Übung fühlen sich die Arme wirklich schwer und der Körper tatsächlich warm an. Um die Entspannung wieder zu lösen, sollte man tief Luft holen, die Arme fest an den Körper heranziehen und die Augen wieder öffnen.

Quelle: dpa