Innungskrankenkassen: Finanzausgleich untergräbt Präventionsanreize

Ein Teil der gesetzlichen Krankenkassen beklagt seit längerem, dass der Finanzausgleich zwischen den Anbietern nicht mehr richtig funktioniert. Besonders gut kämen die AOKen weg, heißt es.

Krankenkassen werden nach Ansicht des Verbandes der Innungskrankenkassen (IKK) systematisch finanziell bestraft, wenn sie in Prävention investieren. Einen wesentlichen Grund dafür sehen die handwerks- und mittelstandsnahen gesetzlichen Krankenkassen im in ihren Augen ungerechten Finanzausgleich zwischen den einzelnen Anbietern. Das machte der Vorstandsvorsitzende des IKK-Verbandes, Hans Peter Wollseifer, am Dienstag in Berlin deutlich. Der sogenannte Risikostrukturausgleich (RSA), der Geld aus dem Gesundheitsfonds nach der Schwere der erkrankten Versicherten einer Kasse zuweist, untergrabe Präventionsanreize systematisch.

Prävention sei gerade für handwerkliche Betriebe mit durchschnittlich fünf Mitarbeiter sehr wichtig, hier zähle jeder Beschäftigte, unterstrich Wollseifer, der auch Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) ist. Doch die Innungskrankenkassen mussten 2014 aufgrund des aus ihrer Sicht nicht leistungsgerechten Ausgleichs von Präventionsaufwendungen rund 40 Millionen Euro aus eigenen Mitteln finanzieren.

Der derzeitige Strukturausgleich ist vielen Kassen seit längerem ein Dorn im Auge. Einige Ersatz-, Betriebs- und Innungskrankenkassen hatten sich Anfang März zu einer RSA-Allianz zusammengeschlossen und eine rasche Finanzreform gefordert. Sie sehen insbesondere die AOKen durch das jetzige System bevorteilt.

Der AOK-Bundesverband wies in seinem ebenfalls am Dienstag veröffentlichten Präventionsbericht darauf hin, dass die Kassen dieses Verbandes 2014 pro Versicherten fünf Euro in Angebote der Gesundheitsvorsorge investiert hätten. Damit lägen sie rund 25 Prozent über dem Durchschnitt aller gesetzlichen Krankenkassen (3,72 Euro). Erstmals habe die AOK mit den Maßnahmen mehr als drei Millionen Menschen erreicht. Bei den gesetzlichen Krankenkassen insgesamt nahmen demnach 5,1 Millionen Menschen solche Angebote wahr.

Quelle: dpa