Essen ohne Blähungen: Lebensmittel richtig kombinieren

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Man soll kein Wasser trinken, wenn man Kirschen isst. Oder doch? Viele solcher Mythen stimmen zwar nicht. Allerdings lohnt es sich durchaus, über die richtige Kombination von Lebensmitteln nachzudenken – und die Reihenfolge.

Bauchschmerzen, Blähungen, eine gestörte Nährstoffaufnahme: Es kursieren viele Tipps, was man besser nicht zusammen essen sollte – weil sich bestimmte Lebensmittel angeblich nicht miteinander vertragen. Ärzte und Ernährungswissenschaftler geben in den meisten Fällen aber Entwarnung.

„Für gesunde Menschen spielt es eigentlich keine Rolle, was wir womit kombinieren“, sagt Professor Wolfgang Holtmeier, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie, Diabetologie und Innere Medizin im Krankenhaus Porz am Rhein in Köln. „Die meisten Menschen können querbeet essen, was sie möchten. Das vergiftet einen nicht und löst auch keine Blähungen aus.“

Entscheidender sei die Reihenfolge der Lebensmittel: Denn Salat und Obst zum Beispiel werden schneller verdaut als andere Dinge. Diese am Ende einer Mahlzeit zu essen, sei deshalb nicht sinnvoll: „Fleisch und Fisch bleiben länger im Magen und verstopfen den Ausgang, das könnte zu Gärungsprozessen, Bauchschmerzen und Blähungen führen.“

„Smoothies mit viel Obst auf nüchternen Magen sind gar keine gute Idee“

Außerdem könne es negative Folgen haben, Lebensmittel isoliert zu essen – vor allem früh am Morgen. „Smoothies mit viel Obst auf nüchternen Magen sind gar keine gute Idee“, sagt Holtmeier. „Genau wie drei Birnen am Morgen ohne ein weiteres Lebensmittel. Die enthaltene Fructose erreicht schnell die Kapazität von dem, was wir aufnehmen können.“ Besser sei es, Obst immer mit Proteinen und Fetten zu kombinieren – also beispielsweise zum Frühstück mit einem Joghurt. Ansonsten gelangt eine zu große Menge Fructose in den Dickdarm, dort kann es zu Gasbildung und Durchfällen kommen.

Doch nicht jede Obstsorte lässt sich problemlos mit Milchprodukten kombinieren. „Wenn man säurehaltige Früchte wie Kiwis zusammen mit Joghurt isst, kann der Geschmack darunter leiden und auch durchaus bitter schmecken“, sagt Monika Bischoff, Diplom-Ökotrophologin und Vorstandsmitglied im Berufsverband Oecotrophologie VDOE.

Der alte Mythos, dass man keine Kirschen essen und Wasser trinken soll, ist in den Augen von Bischoff aber längst widerlegt: „Diese Kombination hat keine negativen Auswirkungen auf Magen und Darm“, sagt die Expertin. „Möglicherweise kamen die Probleme früher durch die Keime im Trinkwasser. Oder auf Kirschen, die frisch vom Baum gegessen wurden, fanden sich Verunreinigungen durch Tiere.“ Bei gewaschenem Obst und sauberem Wasser sollte es solche Probleme aber nicht geben.

Nur bei der Kombination von Alkohol und Lebensmitteln ist Vorsicht geboten – allerdings gilt das über alle Nahrungsmittel hinweg. „Während Alkohol abgebaut wird, drosselt der Körper verschiedene Prozesse, dann wird vieles als Depotfett gespeichert und eingelagert“, sagt Bischoff. Vor allem als Begleitung zu besonders fetthaltigen Speisen ist von Alkohol also abzuraten.

Was hingegen eine gute Kombination ist: Ein Stück Fleisch und dazu ein Orangensaft – oder ein anderes Lebensmittel, das viel Vitamin C enthält. „Der Körper kann das Spurenelement Eisen besser aufnehmen, wenn gleichzeitig Vitamin C eingenommen wird“, erklärt Bischoff. Das gilt auch für Eisen aus pflanzlichen Quellen wie grünem Gemüse. „Hier wäre es zum Beispiel super, dazu eine rote Paprika zu essen, um die Verfügbarkeit und somit die Eisenaufnahme zu steigern.“

Die Verträglichkeit von Nahrungsmitteln ist individuell unterschiedlich

Andere Getränke zum Essen sind wenigstens mit Vorsicht zu genießen, Mineralwasser mit Kohlensäure etwa: Die dehnt den Magen zusätzlich und kann dadurch Schmerzen auslösen, so Bischoff. Reizdarm-Patienten zum Beispiel trinken daher besser Wasser ohne oder mit nur wenig Kohlensäure. Und auch sehr kalte Getränke können bei Menschen mit Darm- und Magenproblemen Schmerzen auslösen. Hier gilt, genau wie beim Eis: Besser langsam genießen. Weil Kälte den Darm zusammenzieht und damit die Verdauung fördert, kann sie aber auch positive Wirkungen haben, für Menschen mit Verstopfung zum Beispiel.

Wer Nahrungsmittel besonders bekömmlich zubereiten möchte, sollte auf die bewährte Kombination von Kohl und Kümmel setzen. „Der Kümmel sorgt für eine Verringerung der Gasbildung beim Abbau der Inhaltsstoffe von Kohlgemüsen“, sagt Heiko Griguhn, Ernährungswissenschaftler und zertifizierter Ernährungsberater der Deutschen Gesellschaft für Ernährung aus Notorf. „So entstehen weniger Blähungen.“

Lebensmittel können sogar die Wirkung von Medikamenten stören – das gilt zum Beispiel bei einer Grapefruit: „Die in der Frucht enthaltenen Stoffe beeinflussen körpereigene Enzyme und somit die Wirkung von bestimmten Wirkstoffen in Arzneimitteln“, sagt Griguhn. „Von der Inaktivierung der Medikamentenwirkung bis zu deutlichen Wirksamkeitsverstärkung ist alles möglich.“ Also am besten einen Blick in die Packungsbeilage werfen oder mit dem Arzt sprechen, ob es bei einem bestimmten Medikament und gleichzeitigem Grapefruit-Konsum Probleme geben könnte.

Bei allen Kombinations-Tipps gilt: Die Verträglichkeit von Nahrungsmitteln ist individuell unterschiedlich und hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. „Jeder Mensch entwickelt im Laufe des Lebens Präferenzen und Abneigungen für oder gegen bestimmte Lebensmittel“, sagt Griguhn. Oft merke man schnell, ob die Aufnahme einzelner Lebensmittel oder einer bestimmten Kombination eine gute Idee war. „Der Körper meldet uns zurück, wenn etwas nicht gut vertragen wird“, sagt Griguhn. „Wir entwickeln dann eine Abneigung gegen ein bestimmtes Lebensmittel und umgehen so etwaige Beschwerden ganz automatisch.“

Von Julia Felicitas Allmann (dpa)