Mehr als ein Bewegungsmelder: Hightech für Demenzkranke

Demenzkranke brauchen vor allem Hilfe von Angehörigen und Pflegern. Doch auch moderne Technik kann ihr Leben erleichtern. Chemnitzer Forscher haben da eine Idee.

Demenzkranke Menschen sollen mit Hilfe von Hightech künftig länger in ihren eigenen Wohnungen leben können. Die Technische Universität (TU) Chemnitz stellt ein System auf Basis sogenannter 3-D-Sensoren auf der CeBIT vom 16. bis 20. März in Hannover vor. Nach Angaben der TU arbeitet es bildlos und kommt damit ohne Kameras aus. Das ist bei Technik für Demenzkranke bisher der Knackpunkt. Denn: Um eine Wohnung von außen zu überwachen, müssen Bilder von innen an eine Zentrale übermittelt werden. Dies jedoch wäre ein Eingriff in die Privatsphäre von Menschen.

Das Smart-Sensor-Netzwerk aus Chemnitz wird derzeit in einer Laborwohnung der Uni getestet. “Es kann Personen in der Wohnung lokalisieren und ist weit mehr als ein Bewegungsmelder”, erklärte Forscherin Julia Richter. Der Sensor müsse auch nicht am Patienten befestigt werden. “Alle Daten bleiben im Sensor und verlassen die Wohnung nicht.” Wenn der Wohnungsinhaber beispielsweise stundenlang vor dem Fernseher sitzt oder am Morgen das Bad nicht benutzt, erhalte er ein akustisches Signal. Die Einnahme von Tabletten wiederum müsse auf dem Tablet bestätigt werden.

Andererseits könnten die Sensoren dazu dienen, Pfleger oder Angehörige zu informieren. “Wenn der Patient Bildübertragungen ausdrücklich wünscht, ist das gleichfalls möglich”, sagte Richter. Es gehe darum, alle Aktivitäten des täglichen Lebens zu erfassen und zu analysieren: “Der Sensor informiert darüber, ob die Leute ausreichend Wasser trinken, sich bewegen oder ihrer persönlichen Hygiene nachkommen.”

“Es ist schön, dass die Entwicklung von technischen Assistenzsystemen weitergeht, die Menschen mit Demenz möglichst lange ein selbstständiges Leben zu Hause ermöglichen. Allerdings sind beim Einsatz ethische Fragen zu beachten und es ist zu klären, ob die Menschen ein solches Hilfsmittel auch wollen”, sagte die Geschäftsführerin der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft, Sabine Jansen, der Deutschen Presse-Agentur: “Sicherlich kann es nicht den menschlichen Kontakt in jeder Hinsicht ersetzen. Leider wissen wir noch sehr wenig über die Akzeptanz dieser Geräte – hier sehe ich noch weiteren Forschungsbedarf.”

Die TU Chemnitz verweist auf Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO und von Alzheimer’s Disease International, wonach derzeit etwa 44 Millionen Menschen von Demenz betroffen sind – Tendenz steigend. Auch in Deutschland lässt die demografische Entwicklung immer mehr Kranke erwarten, da die Wahrscheinlichkeit einer Demenz mit dem Lebensalter steigt. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft rechnet damit, dass ihre Zahl bis zum Jahr 2050 auf etwa drei Millionen steigt, um 40 000 pro Jahr.

Quelle: dpa