Lungenentzündung ist nicht gleich Lungenentzündung: Die Krankheit, die immer noch tödlich enden kann, verläuft von Patient zu Patient unterschiedlich. Vorbeugen kann man mit einer Impfung – und einem abwehrstarken Immunsystem.
Husten, Fieber, Abgeschlagenheit – bei solchen Beschwerden denkt jeder eher an einen Atemwegsinfekt, aber nicht unbedingt an eine Lungenentzündung. Genau das ist das Tückische an der Krankheit. Hat der Betroffene aber auch Luftnot sowie Schüttelfrost oder geht der Husten mit eitrigem oder gar blutigem Auswurf einher, sind das Anzeichen für eine Pneumonie. Betroffene sollten dann möglichst rasch einen Arzt aufsuchen. Denn je früher die richtige Therapie beginnt, desto besser.
Jährlich erkranken in Deutschland rund 750.000 Menschen an einer Lungenentzündung. Von dieser Zahl geht Professor Tobias Welte von der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin aus. Er ist Direktor der Klinik für Pneumologie an der Medizinischen Hochschule Hannover. Jede dritte Lungenentzündung müsse stationär behandelt werden. Die Krankheit darf keineswegs unterschätzt werden: Schließlich ist sie die am häufigsten zum Tod führende Infektionskrankheit in Westeuropa.
Sind es Bakterien oder Viren?
„Besonders gefährdet, an einer Lungenentzündung zu erkranken, sind Menschen mit einem geschwächten Immunsystem“, sagt Welte. Das sind zum einen Senioren und Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Herzinsuffizienz oder der Lungenkrankheit COPD. Zum anderen gehören Babys und Kleinkinder zur Risikogruppe. Der Grund: Bei ihnen ist das Immunsystem noch nicht ausgereift. Lungenentzündungen treten gehäuft im Herbst und Winter auf. Nicht selten geht ihnen ein Infekt im Hals- und Rachenbereich voraus.
„Ausgelöst wird eine Pneumonie weitüberwiegend durch Bakterien, etwa durch Pneumokokken, aber auch hin und wieder durch Viren oder andere Erreger“, erklärt Welte. In selteneren Fällen kann es sein, dass ätzende und giftige Gase zu einer Lungenentzündung führen. „Zu einer Pneumonie kann es unter Umständen auch durch bestimmte Medikamente oder durch eine Strahlentherapie kommen“, sagt der Ulmer Internist für Lungen- und Bronchialheilkunde Michael Barczok.
Sprechen, Husten oder Niesen – auf diesen Wegen werden in den meisten Fällen die Erreger einer bakteriellen Lungenentzündung per Tröpfcheninfektion übertragen. Allerdings führt nicht jeder Erreger automatisch zu einer Pneumonie. Es kommt darauf an, wie widerstandsfähig das Immunsystem ist. „Erreger und Abwehrzellen liefern sich quasi einen Wettkampf, wer der schnellste ist“, erläutert Barczok. Er ist auch Pressesprecher des Bundesverbands der Pneumologen, Schlaf- und Beatmungsmediziner.
Medikamente nicht zu früh absetzen
Kommt es zum Ausbruch der Krankheit, sind die Lungenbläschen und manchmal auch das Lungengewebe entzündet und angeschwollen. Mit einer Blutuntersuchung sowie Röntgenaufnahmen der Lunge kann ein Arzt feststellen, ob in der Tat eine Pneumonie vorliegt.
Therapiert wird eine durch Bakterien wie Pneumokokken ausgelöste Lungenentzündung in erster Linie mit Antibiotika. „Das hört sich in der Theorie einfach an, ist aber in der Praxis mitunter schwierig“, sagt Welte. Denn es kommt darauf an, dass die auf den jeweiligen Erregertypus abgestellten, richtigen Antibiotika verordnet werden. Merkt ein Patient innerhalb von 24 Stunden nach Einnahme des Präparats keine Verbesserung seiner Beschwerden, dann muss er darüber den Arzt informieren. Der wird dann andere Antibiotika verschreiben.
„In aller Regel müssen die Antibiotika je nach ärztlicher Verordnung fünf bis sieben Tage eingenommen werden“, erklärt Ursula Sellerberg von der Bundesapothekerkammer in Berlin. Wichtig ist, sich genau an den Therapieplan des Arztes zu halten und keinesfalls die Antibiotika vorzeitig abzusetzen – selbst dann, wenn die Beschwerden abgeklungen sind. „Wer zu früh die Medikamente weglässt, riskiert einen Rückfall“, warnt Sellerberg.
Borretsch wirkt gegen Husten
Dem Küchenkraut Borretsch wird eine aufmunternde, euphorisierende Wirkung nachgesagt. Belegt ist seine Wirkung gegen Husten: Denn Borretsch enthält viele Schleimstoffe. Aus der Pflanze kann deshalb ein schleimlösender Tee zubereitet werden. Das aus Borretschsamen gewonnene Öl ist außerdem reich an Gamma-Linolensäure. Diese soll entzündungshemmend und hilfreich bei Neurodermitis und trockener Haut sein, erläutert der Verbraucherinformationsdienst aid.
Auf Borretsch verzichten sollten allerdings Kleinkinder und Schwangere. Die Pflanze enthält in geringen Mengen sogenannte Pyrrolizidinalkaloide, die in hohen Dosen zu Leberschäden führen können.
Bei Viren helfen Antibiotika nicht
Eine durch Viren ausgelöste Lungenentzündung kann mit Medikamenten nicht beeinflusst werden, das heißt: auch nicht mit Antibiotika. Die Therapie beschränkt sich in solchen Fällen auf die Linderung der Symptome – zum Beispiel das Fieber zu senken.
Grundsätzlich kann es bei einer Lungenentzündung zu Komplikationen kommen. Dazu gehört etwa, dass der Patient nicht mehr selbstständig atmen kann. Ebenfalls nicht ausgeschlossen ist eine Blutvergiftung (Sepsis). Dabei verstreuen sich die Erreger überall im Körper und sorgen für Entzündungen in vielen Organen. „In beiden Fällen muss der Patient intensivmedizinisch behandelt werden“, so Welte.
Wer einer Lungenentzündung vorbeugen will, sollte sich gegen Pneumokokken, dem häufigsten Erreger der bakteriellen Lungenentzündung, impfen lassen. „Diese Schutzimpfung wird vor allem Menschen über 60, chronisch Kranken sowie Kindern bis zum zweiten Lebensjahr empfohlen“, sagt Welte. Grundsätzlich sollte man sein Immunsystem bestmöglich schützen. Dazu gehört etwa, nicht zu rauchen und sich gesund – mit viel Obst und Gemüse – zu ernähren. Ebenfalls gut für ein abwehrstarkes Immunsystem sei regelmäßige Bewegung.
Von Sabine Meuter (dpa)