Patienten erblindet: Behörden prüfen Augentropfen aus Deutschland

In Spanien und Frankreich sind nach Augen-OPs mehrere Patienten erblindet. Die Behörden prüfen einen möglichen Zusammenhang mit einem medizinischen Mittel aus Deutschland. Dessen Hersteller sieht eher die Kliniken in der Verantwortung.

Nach der Erblindung von mehr als einem Dutzend Patienten in Spanien und Frankreich untersuchen Behörden derzeit einen möglichen Zusammenhang mit Augentropfen eines Herstellers aus Baden-Württemberg. In Nordspanien waren nach Angaben der dortigen Gesundheitsbehörde im Juni insgesamt 13 Menschen nach der Anwendung des Mittels „Ala Octa” auf einem Auge erblindet. In Frankreich gab es im Juli zwei Fälle, wie die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf die nationale Medikamentenbehörde (ANSM) berichtete. Die Tropfen werden bei bestimmten Augen-OPs verwendet.

Der Hersteller aus Baden-Württemberg hatte nach den Vorfällen im Sommer einen Rückruf des Mittels gestartet und das Produkt vom Markt genommen. Analysen unabhängiger Labore hätten jedoch inzwischen ergeben, dass es keinen Hinweis auf eine Verunreinigung oder sonstige Auffälligkeiten gegeben habe, sagte der Geschäftsführer der Alamedics GmbH mit Sitz in Dornstadt (Alb-Donau-Kreis), Christian Lingenfelder, am Dienstag.

Anwendungsfehler als mögliche Ursache

Möglicherweise habe es Fehler bei der Anwendung des Mittels gegeben, heißt es bei Alamedics. Dem Unternehmen sei mindestens ein Fall aus Spanien bekannt, in dem das Produkt für eine Woche im Auge belassen worden sei und nicht nach der Operation sofort wieder entfernt wurde. „Sollten Reste im Auge verbleiben, kann dies zu Entzündungsreaktionen führen. Fachärzte, die solche Eingriffe vornehmen, kennen die genauen Anforderungen. Außerdem wird auf diesen Umstand in der Gebrauchsinformation solcher Substanzen explizit hingewiesen.”

Die spanische Arzneimittelbehörde AEMPS teilte mit, es gebe keine Ermittlungen gegen die deutsche Herstellerfirma. Bei den laufenden Untersuchungen arbeite man derzeit mit Alamedics und der spanischen Vertreiberfirma zusammen, um Näheres zum Herstellungsprozess, zu den Kontrollmechanismen und zu den beim Hersteller in Deutschland laufenden Untersuchungen der spanischen Fälle zu erfahren. Man habe dabei bei Alamedics die Durchführung von chemischen, toxikologischen und physikalischen Analysen beantragt. Die zur Zeit eingehenden Ergebnisse und Informationen würden noch analysiert, hieß es.

Quelle: dpa