PMS: Die Tage vor den Tagen

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Von wegen Zicke. Die Tage vor den Tagen assoziieren viele mit schlechter Laune. Dabei ist das nur ein mögliches Symptom des prämenstruellen Syndroms, auch Traurigkeit oder körperliche Beschwerden sind möglich. Betroffene können aber gegensteuern.

Einmal im Monat traurig, genervt, gereizt – das verbinden viele mit den Tagen vor den Tagen und stempeln die Frauen als hysterische Zicken ab. Dabei kann das sogenannte prämenstruelle Syndrom (PMS) den Betroffenen auch körperliche Beschwerden bereiten und ihren Alltag völlig durcheinanderbringen. Sie müssen sich damit aber nicht abfinden.

Wie äußert sich PMS?

Der Begriff bezeichnet Veränderungen der Stimmung und des Körpergefühls in den Tagen vor der Menstruation, erläutert Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte. Laut dem Gynäkologen gibt es zwei unterschiedliche Typen von PMS. „Zu dem einen Symptomkreis gehören depressive Verstimmung, Hoffnungslosigkeit, Energieverlust, das Gefühl, überwältigt zu sein und Lethargie“, erläutert Albring. „Zu dem anderen Symptomkreis gehören erhöhte Gereiztheit und Aggressivität, erhöhte Verletzlichkeit durch die Umgebung.“ Außerdem sind auch körperliche Symptome bei PMS möglich: zum Beispiel Heißhunger, Wassereinlagerungen oder Spannen in der Brust. „Das alles verschwindet meist schlagartig mit dem Einsetzen der Menstruation.“

Was steckt dahinter?

„Hinter dem PMS stecken die Hormonschwankungen im Zyklus, vor allem der Abfall des Östrogen in der zweiten Zyklushälfte bis zur Menstruation“, erläutert Albring. Das beeinflusse unter anderem das Glückshormon Serotonin und könne so für schlechte Stimmung sorgen. „Manche Frauen spüren das gar nicht oder nur ganz wenig, andere werden regelmäßig aus ihrem Alltag geworfen.“

Wer ist besonders betroffen?

Nicht jede Frau ist von PMS betroffen – und nicht jede Betroffene gleich stark oder ständig. Gudrun Kaiser forscht am Fachbereich Psychologie der Philipps-Universität Marburg zum Thema und hat beobachtet, dass PMS meist dann neu auftritt, wenn sich der Hormonhaushalt verändert – zum Beispiel nach Schwangerschaften. Auch der Lebensstil spielt eine Rolle: Stress, schlechte Ernährung und wenig Bewegung können das prämenstruelle Syndrom begünstigen, erklärt Kaiser. „Das PMS ist häufiger bei Frauen, die ohnehin zu Depressionen neigen“, ergänzt Albring.

An wen können Betroffene sich wenden?

An ihren Gynäkologen, so Albring. Zuvor sollte man die Beschwerden dokumentieren, rät Kaiser. „Dazu notiert man die Symptome am besten tageweise über den ganzen Zyklus.“ Ein großes Problem bei PMS: Man bewege sich ständig in dem „Spannungsfeld zwischen Bagatellisieren und Pathologisieren“, erklärt Kaiser. „Ein gewisses Maß an Stimmungsschwankungen sind normal, die hat jeder. Deshalb darf man aber nicht von vornherein sagen: ‚Ach, reiß dich zusammen.’“

Was können Frauen an ihrem Lebensstil ändern?

Laut Albring sollten Frauen mit PMS Alkohol, Koffein sowie Zucker meiden und versuchen, mögliches Übergewicht zu reduzieren. Ein Patentrezept gibt es darüber hinaus nicht. Aber: Vor allem in stressigen Phasen helfen Entspannungstechniken wie progressive Muskelrelaxation, erklärt Kaiser. Auch Bewegung hilft, Stress abzubauen. Für einige Betroffene kann Ruhe und Erholung notwendig sein, für andere ist es wichtig, aktiv zu werden und sich abzulenken. „Soziale Unterstützung von Familie und Freunden kann hier sehr hilfreich sein“, sagt Kaiser.

Gibt es Medikamente gegen PMS?

Ein spezielles Arzneimittel gegen PMS gibt es nicht. Oftmals helfe eine geeignete hormonelle Verhütung, sagt Albring. Wer keine Hormone nehmen möchte, für den gibt es pflanzliche Alternativen. „Es gibt aber nicht eine einzelne Pflanze, die das Problem löst“, erklärt Dorothee Struck, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe sowie Ärztin für Naturheilverfahren in Kiel.

Frauen, die in den Tagen vor den Tagen eher aggressiv werden und Kopfschmerzen haben, hilft unter Umständen Traubensilberkerze. Wer weinerlich und antriebslos ist sowie Wassereinlagerungen sowie Brustspannung hat, für den kommt Mönchspfeffer infrage, erläutert Struck. Frauenmantelkraut eignet sich für Betroffene, die sehr sensibel sind. Die Details sollten Frauen mit ihrem Gynäkologen abstimmen. Wichtig sei, die pflanzlichen Mittel oder Heiltees nicht im Lebensmittelhandel oder Drogeriemarkt, sondern in der Apotheke zu kaufen. Dort bekomme man eine arzneilich gesicherte Qualität, betont Struck.

Wie sollte man in der Familie mit PMS umgehen?

Auch hier gibt es natürlich kein Patentrezept. Eine Grundregel aber schon: „Der Satz ‚Du bekommst schon wieder deine Tage’ sollte tabu sein“, sagt Kaiser. Sie plädiert für eine offene Kommunikation: Am besten sollte man sich man sich in einer ruhigen Phase zusammensetzen und gemeinsam überlegen, wie man mit dem prämenstruellen Syndrom umgeht.

Von Elena Zelle (dpa)