„Elenoide“ wurde in Japan gebaut – nach dem Vorbild einer Mitteleuropäerin. An der Technischen Universität Darmstadt wird das Unikat nun programmiert und seine Wirkung auf Menschen erforscht. Die ersten Eindrücke sind Faszination und Unbehagen.
„Elenoide“ ist 1,70 Meter groß und hat Kleidergröße 36. Ihre schulterlangen, mittelblonden Haare sind zum Teil echt. Sie kann vor allem ihr Gesicht bewegen, aber auch ihre Arme, Hände und Finger – sowie ein wenig die Hüfte. Die Roboterdame ist nach Darstellung von Fachleuten in Europa einzigartig und kann auch sprechen, ein wenig lachen und manche Gefühlsausdrücke ausdrücken. Laufen kann das 45 Kilo schwere Unikat aber noch nicht. Mit „Elenoide“ soll untersucht werden, wie Menschen in ihrem Umfeld auf menschenähnliche Roboter reagieren und damit umgehen.
Bei ihrer Vorstellung am Freitag in Darmstadt löst „Elenoide“ bei Bürgern und Fachleuten sowohl Faszination als auch Unbehagen aus. Viele machen ein Selfie mit der Roboterfrau, die sogar warme Hände aus Silikon hat. Ein kalter Händedruck schrecke viele ab, erklärt Ruth Stock-Homburg von der TU Darmstadt, die Initiatorin des Projekts.
Elenoide ist „halbwegs autonom“
„Als ich ‘reinkam dachte ich, es ist ein Mensch“, berichtet Willi Völker. Und nach längerer Betrachtung: „Es ist alles noch ein bisschen mechanisch, aber für den ersten Schwung schon ganz schön toll.“ Der Rentner aus Erbach im Odenwald, der noch bis vor kurzem Autos gebaut hat, findet aber auch: „Sie könnte noch ein bisschen hübscher sein und die Kleidung etwas weniger hausbacken.“
„Sie ist gut modelliert und rein optisch gut gemacht“, sagt Ruth Thieme. „Die Tatsache als solche finde ich aber ein bisschen unangenehm: Was man damit alles machen könnte“, gibt die Rentnerin aus dem südhessischen Erzhausen zu Bedenken. Aber das werde ja nun in der Arbeitswelt erforscht – wie „Elenoide“ auf Menschen wirkt und welche Folgen das hat. „Wir haben keine Ahnung, wie Menschen auf Roboter reagieren“, sagt Stock-Homburg.
Im Frühjahr 2019 werde „Elenoide“ voraussichtlich „halbwegs autonom“ sein und sich dann mit einem Menschen über ein Thema unterhalten können, sagt Stock-Homburg. Die Kosten für die Anschaffung beziffert sie auf rund 400.000 bis 500.000 Euro. Die Programmierung der Roboterdame werde aber noch ein Vielfaches an Geld kosten.
Das Pharma- und Spezialchemieunternehmen Merck will „Elenoide“ in allen typischen Arbeitsbereichen testen. Ein Ziel sei es, geeignete Arbeitsfelder zu finden – wie möglicherweise an der Rezeption des Unternehmens, berichtet Dietmar Eidens von der Geschäftsführung. Aber es gehe auch darum, die Belegschaft auf den Einsatz neuer Technologien vorzubereiten.
Zwischen Faszination und Unbehagen
Statistikerin Gabriele Prinz schwankt beim Anblick des menschenähnlichen Roboters zwischen Faszination und Unbehagen: „Es ist schon ein bisschen unheimlich, ich finde es besser, wenn ein Roboter wie ein Roboter aussieht“, sagt die Frankfurterin. Dies gelte besonders für den Roboter, den der japanische Wissenschaftler Professor Hiroshi Ishiguro per Videokonferenz aus Osaka vorstellt. Er ist ein Ebenbild des auf soziale Interaktion mit Robotern spezialisierten Wissenschaftlers. Der maschinelle Doppelgänger Ishiguros trägt sogar das gleiche Hemd wie sein Vorbild, wirkt aber deutlich jünger und statischer.
Damit „Elenoide“ nicht zu asiatisch wirkt, sei sie mit ihrem Team mehrfach in Tokio gewesen, sagt Stock-Homburg. Die Wissenschaftlerin sucht auch selbst die Kleidung für die Roboterfrau aus. Deshalb habe „Elenoide“ auch in etwa ihre Statur, sagt sie. Wer allerdings das Vorbild für das Gesicht der Roboterfrau war, ist geheim.
Von Ira Schaible (dpa)