Speichel sorgt dafür, dass sich Nahrung besser herunterschlucken lässt. Er schützt die Zähne und wehrt Bakterien ab. Bis zu zwei Liter dieser Flüssigkeit produzieren die Speicheldrüsen eines gesunden Erwachsenen pro Tag. Versagen sie, wird es sehr unangenehm.
Es braucht noch nicht mal etwas auf dem Tisch stehen. Schon bei dem Gedanken an Essen läuft einem manchmal das Wasser im Munde zusammen. Verantwortlich dafür sind die Speicheldrüsen. Sie werden nämlich nicht nur durch mechanische Reize wie das Kauen, sondern auch durch emotionale Signale angeregt. Obwohl sie täglich bis zu zwei Liter Flüssigkeit produzieren, nehmen die meisten Menschen sie kaum wahr. Bis sie Ärger machen. Das kann nämlich sehr wehtun.
Sechs Speicheldrüsen hat der Mensch: Zwei sind paarweise vor und unterhalb der Ohrmuschel angesiedelt, zwei an der Innenseite der Unterkieferknochen und zwei unter der Zunge. „Außerdem gibt es eine Unmenge kleinerer Speicheldrüsen, die die ganze Mundschleimhaut bevölkern, etwa Lippen, Wange, Gaumen oder die Zunge“, erklärt Professor Cornelius Klein, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG).
Was diese Drüsen absondern, besteht zu 99 Prozent aus Wasser und zu einem Prozent aus Glykoproteinen, Immunglobulinen, Verdauungsenzymen und Mineralien. „Jede Drüse produziert etwas anderen Speichel – Konsistenz und Aussehen sind unterschiedlich.“ Und wozu das alles?
Die Flüssigkeit macht unsere Nahrung schluckfähig
Hauptaufgabe des Speichels ist es, Nahrung schluckfähig zu machen. Daneben sorgt er für Hygiene im Mund und hilft bei der Zahnpflege. „Speichel ist eine ganz wesentliche Körperflüssigkeit“, sagt Professor Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer. Er trägt dazu bei, dass Keime in der Mundhöhle reduziert und Säuren abgemildert werden. „Und er hilft, Zähne zu reparieren, indem er Mineralverlust ausgleicht.“
Wer schon einmal etwas Saures gegessen hat, kennt vielleicht das raue Gefühl an den Zähnen, wenn man mit der Zunge darüber fährt. Diese Rauheit ist ein Zeichen dafür, dass die Zahnoberfläche angegriffen ist. Nach einer Weile verschwindet dieses Gefühl, weil der Speichel den Mineralverlust ausgleicht und die Oberfläche des Zahns so wieder glättet.
Die Drüsen sind auch wahre Bio-Kraftwerke, ergänzt Klein: „Die Speicheldrüsen hängen am Blutflusssystem. Der Körper gibt quasi Blutplasma in die Speicheldrüsen ab, die es dann auf dem Weg durch die Drüse in der Zusammensetzung verändern.“
Solange sie tadellos funktionieren, schenken die meisten Menschen ihren Speicheldrüsen keine Beachtung. Dabei kann man auch selbst etwas tun, um sie bei Laune zu halten: auf eine gute Mundhygiene achten etwa und viel trinken. Fließt nicht genügend Speichel, kann man den Fluss auch anregen. Dazu eignen sich Kaugummis oder saure Bonbons.
Die meisten bemerken aber erst, dass sie überhaupt Speicheldrüsen haben, wenn sie Probleme bereiten. Mögliche Gründe dafür gibt es einige: Entzündungen, Infektionen, Speichelsteine, Tumore oder Zysten. Produzieren die Drüsen bedingt durch so etwas weniger Speichel, hat der Patient zum Beispiel ständig einen trockenen Mund. Auch Schmerzen an Mund und Wange können die Folgen sein, erläutert Geralf Kellner, Leitender Oberarzt der Abteilung Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am Helios Klinikum Erfurt.
Speicheldrüsensteine verstopfen die Drüsengänge und tun weh
Die Art des Schmerzes sagt schon viel über das Problem aus: „Bei einer akuten Entzündung, egal ob bakteriell- oder virusbedingt, verspüren die Patienten einen hämmernden, andauernden Schmerz.“ Die betroffene Stelle tut weh, schwillt an, ist gerötet.
Anders ist es bei einem Speicheldrüsenstein. Er verstopft den Drüsengang und verursacht Beschwerden, wenn der Speichelfluss zum Beispiel durch Kaubewegungen oder den Gedanken an Essen angeregt wird. „Dann bildet sich Speichel, der aber wegen des Steins nicht abfließen kann – und einen Spannungsschmerz verursacht.“ Ein Zahnarzt kann das feststellen und den Patienten zu einem HNO-Arzt oder Kiefer- und Gesichtschirurgen überweisen.
Versperrt ein Drüsenstein dem Speichel den Weg, muss er entfernt werden. „Als Therapie würde ich dann eine Speichelgangspiegelung empfehlen, bei der ein Facharzt mit einer kleinen Sonde in den Drüsengang eindringt und den Stein verkleinern und entfernen kann, so dass der Speichel wieder abfließt“, sagt Kellner. Es gibt allerdings auch Steine, die derart tief in der Drüse festsitzen, dass sie auf diese Weise nicht entfernt werden können.
Dann bleibt nur noch, die Drüse zu entfernen. Die anderen übernehmen den Job dieser Drüse in der Regel mit. Funktionieren aber mehrere Speicheldrüsen nicht mehr, wird es eng. Deswegen ist die Entfernung stets die letzte Option.
Von Corinna Kuhs (dpa)