Statt brüchig und zittrig: Wie wir im Alter unsere Stimme bewahren

© picture alliance/chromorange

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Wenn der Körper eines Menschen altert, dann ist davon mitunter auch die Stimme nicht ausgenommen. Sie kann mit den Jahren an Volumen verlieren und brüchig werden. Eine solche Entwicklung lässt sich aber in vielen Fällen verhindern – mit ein paar einfachen Übungen.

Das Volumen der Stimme verringert sich häufig mit zunehmendem Lebensalter. Diese Erfahrung hat auch Monika Pheiffer gemacht. Eines Morgens stand die 59-Jährige auf und stellte fest, dass sie heiser war. Anfangs dachte sie sich nichts dabei – das hat schließlich jeder mal. Aber als der Zustand anhielt und das Sprechen für sie enorm anstrengend bis fast unmöglich war, suchte die Immobilienmaklerin in Berlin einen Arzt auf.

Bei der Untersuchung war der Grund für die pausenlose Heiserkeit schnell gefunden: Im Kehlkopf von Monika Pheiffer haben sich die Stimmlippen nicht mehr richtig geschlossen – was auf eine Überanstrengung der Stimme, aber auch auf das Lebensalter zurückzuführen war. „Prinzipiell können Stimmbeschwerden vielfältige Ursachen haben“, sagt der Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde sowie für Sprach-, Stimm- und kindliche Hörstörungen am Universitätsklinikum Freiburg, Rainer Beck. Wenn die Beschwerden länger als drei Wochen andauern, dann sollte dies unbedingt medizinisch abgeklärt werden.

Die Stimme will genutzt werden

Auslöser für eine brüchige oder belegte Stimme kann etwa ein Tumor am Kehlkopf sein. Die Veränderung kann aber auch ganz einfach eine Alterserscheinung sein. „Der Kehlkopf verknöchert, die Elastizität der Gewebe lässt nach“, erläutert Michael E. Deeg. Der niedergelassene HNO-Mediziner in Freiburg ist Pressesprecher des Deutschen Berufsverbands der Hals-Nasen-Ohrenärzte. Mitunter lässt auch die Beweglichkeit der Stimmlippen deutlich nach. Zurückzuführen ist dies unter anderem auf Hormonumstellungen.

„Bei Frauen wird im Zuge der Wechseljahre die Stimme oft tiefer, bei Männern im Alter dagegen häufig höher“, erklärt Deeg. Nicht selten sind Fälle, bei denen die Stimme von Älteren zittrig, also, wie es in der medizinischen Fachsprache heißt, tremolierend klingt. Stimmbeschwerden können auch Ursachen im sozialen Umfeld haben. „Häufig zieht sich ein älterer Mensch im Alter aus dem gesellschaftlichen Leben zurück“, sagt Deeg. Stirbt dann auch noch der Partner oder die Partnerin, dann hat der Hinterbliebene noch weniger Gelegenheit zu Gesprächen. Wenn die Stimme aber nicht genutzt wird, dann droht sie zu verkümmern. „In solchen Fällen kann es schon helfen, wenn Betroffene sich einfach mal selbst laut vorlesen, etwa aus einer Zeitung oder aus einem Buch“, sagt der Facharzt.

Mit dem Alter geht häufig auch eine veränderte Körperhaltung einher. Das wirkt sich auf die Stimme ebenso wie auf die Atmung aus. „Die Atemmuskulatur verliert an Elastizität, die Atembewegung wird flacher“, weiß Maria Brinkhaus-Lukschy. Sie ist als Logopädin und Atemtherapeutin in Berlin auf Erkrankungen der Stimme spezialisiert.

Das Trinken nicht vergessen

Viele Menschen trinken im Sommer zu wenig, gerade im Alter lässt das Durstempfinden nach. Am besten stellt man sich eine Eieruhr auf den Küchen- oder Wohnzimmertisch und lässt sich so alle 30 oder 60 Minuten ans Trinken erinnern. Außerdem ist es wichtig, dass das Getränk griffbereit ist und man es auch sehen kann. „Man sollte nicht aufstehen müssen, dann trinkt man auch eher.“

Manch einer mag nicht so viel Wasser trinken. Schmackhafter wird es mit einem Spritzer Zitrone oder einem Schluck Apfelsaft, rät Lenz. Es hilft auch, etwas in der Temperatur zu variieren – mal etwas wärmeres Wasser trinken, mal recht kühles. Man müsse sich regelrecht dazu erziehen, genug Flüssigkeit zu sich zu nehmen, sagt Lenz. „Wenn man etwas regelmäßig sechs Wochen gemacht hat, wird es zur Gewohnheit.“

Trällern und Summen

Zu ihr geht Monika Pheiffer seit einiger Zeit regelmäßig. Unter fachlicher Anleitung macht Pheiffer Atem-, Stimm- und Artikulationsübungen, die die Atem-Stimm-Balance ausgleichen. „Summübungen zum Beispiel entspannen und fordern die Stimme zugleich auf sanfte Art“, erläutert Brinkhaus-Lukschy. Zum Programm gehören auch das Grimassen-Schneiden, um die Kiefer-Muskulatur zu lockern sowie Klang- und Resonanzübungen zum Ausbau des Stimmvolumens und zur Kräftigung der Stimme. „Meine Stimme ist seit Beginn der Behandlung deutlich voller und wohltönender geworden“, berichtet Pheiffer.

Für die Kosten der Stimmtherapie kommen die Kassen auf – vorausgesetzt die Behandlung wurde von einem Facharzt verordnet. Denn ohne Stimme kommt man nicht aus. „Mit 20 Sitzungen, die ein bis zwei Mal pro Woche stattfinden, kann man viel erreichen“, sagt Brinkhaus-Lukschy.

Zu einer vollen und wohlklingenden Stimme tragen auch andere Dinge bei. „Wichtig ist, über den Tag verteilt ausreichend zu trinken“, sagt die Apothekerin Ursula Sellerberg von der Bundesapothekerkammer in Berlin. Am besten sollte man auch auf Nikotin und Alkohol verzichten – sie tragen dazu bei, dass die Stimme Schaden nehmen kann. „Eine sehr positive Wirkung auf die Stimme hat neben dem Vor-sich-her-summen auch das Singen“, erklärt Beck. Ein guter Nebeneffekt des Trällerns: Es wirkt auch noch stimmungsaufhellend.

Von Sabine Meuter (dpa)