Stiftung: Digitale Technik kann Pflegende und Patienten entlasten 

Die Zahl der Pflegebedürftigen dürfte in den nächsten Jahren eher zu-, die der Pflegekräfte tendenziell eher abnehmen. Kann mehr digitale Technik in der Pflege helfen?

Der Einsatz digitaler Technik in der Pflege kann Pflegende und Patienten entlasten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie im Auftrag des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP). Der ZQP-Vorstandsvorsitzende Ralf Suhr sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Technologische Potenziale, die zur Unterstützung und sogar Verbesserung des Pflege- und Versorgungsprozesses vorhanden sind, werden oft verkannt – in manchen Debatten auch irrationale Ängste dazu geschürt.“

Dabei biete Technik die Chance, Pflegende von Routineaufgaben zu entlasten, Prozesse zu vereinfachen, um mehr Zeit für die pflegebedürftigen Menschen zu haben, und die Patientensicherheit zu erhöhen. Angesichts von derzeit rund drei Millionen pflegebedürftigen Menschen in Deutschland – Tendenz steigend – und der eher abnehmenden Zahl privat oder beruflich Pflegender werde die Nutzung von digitalen Technologien künftig eine wichtige Rolle spielen, um gute Pflege sicherzustellen und Pflegende zu entlasten.

Nach der Studie erkennen knapp zwei Drittel (64 Prozent) in digitalen Technologien eher Chancen, für ein Viertel (25 Prozent) überwiegen die Risiken. 84 Prozent halten digitale Anwendungen für sinnvoll, um Pflegenden die Arbeit zu erleichtern. 74 Prozent glauben, Pflegebedürftige könnten durch technische Unterstützungssysteme unter Umständen ein selbstbestimmteres Leben führen.

74 Prozent finden nach der Befragung ein videobasiertes Kommunikationssystem gut, mit dem Pflegebedürftige in ihrem Wohnumfeld ihre Helfer kontaktieren könnten. Bis zu 93 Prozent fänden einen Rauchmelder gut, der im Notfall den Herd abschalten kann. 74 Prozent sprechen sich tendenziell für Schulungen von Angehörigen zur Pflege über eine Videoverbindung sowie eine Abstimmung aller an einer Pflegesituation Beteiligten per Videokonferenz aus.

76 Prozent befürworten einen Einsatz von ausgereiften „Robotern zur Unterstützung Pflegebedürftiger“, der die Patienten zum Beispiel an die Einnahme von Medikamenten, Speisen oder Getränken erinnert. 65 Prozent der Befragten bewerteten Roboter positiv, die bei einem Sturz aufhelfen, und 60 Prozent solche, die ins oder aus dem Bett helfen.

Unterdessen plädierte der Deutschen Stiftung Patientenschutz dafür, die Pflegeversicherung in eine „echte“ Teilkaskoversicherung umzuwandeln. Stiftungsvorstand Eugen Brysch sagte der dpa: „Heute zahlen die Pflegekassen nur eine Pauschale zur Pflege. Besonders für Pflegeheimbewohner reicht diese aber hinten und vorne nicht aus.“ Explodierende Eigenanteile trieben viele in die Sozialhilfe.

Brysch empfahl, dass die Pflegebedürftigen künftig einen festen Anteil zahlen. „Und die Pflegekasse muss alle weiteren Kosten übernehmen.“ So könne auch die Qualität der Pflege als wichtiger Faktor in die Finanzierung einbezogen werden. Bis ein neues Modell vorliege, müssten als Sofortmaßnahme die Pflegesachleistungen pauschal um 500 Euro monatlich erhöht werden. Gute Pflege braucht zudem genügend Personal. „Seit Jahren gibt es Klagen über den Personalnotstand in Pflegeheimen“, sagte Brysch.

An diesem Mittwoch (15.00 Uhr) gibt es im Gesundheitsausschuss des Bundestages eine Anhörung zum Thema „Pflegepersonalmangel in den Krankenhäusern und in der Altenpflege“.

Quelle: dpa