Hospizverband: Weniger geeignete Bewerber für Ehrenamt

Sie kommen, wenn andere wegsehen: Ehrenamtliche Sterbebegleiter sind für Schwerkranke, Sterbende und deren Angehörige da. Für die schwierige Aufgabe ist aber nicht jeder geeignet.

Hospizdienste haben es bei der Auswahl von Ehrenamtlichen als Sterbegleiter zunehmend schwer: “Sehr reflektierte, empathische und flexible Interessenten finden wir heute seltener als früher”, sagte Dirk Müller vom Hospiz- und Palliativverband Berlin der Nachrichtenagentur dpa. Das liege auch an der Konkurrenz anderer Ehrenamtsangebote, die ebenfalls dringend nach qualifizierten Helfern suchten.

1.500 bis 1.800 Freiwillige gehen nach Verbandsangaben in Berlin einer Tätigkeit als Sterbebegleiter nach. Sie besuchen zum Beispiel Schwerkranke, halten Sitzwachen und leisten Angehörigen emotionalen Beistand. Die Einsätze in einer Familie können von wenigen Stunden bis hin zu mehreren Monaten dauern.

Zwar meldeten sich nach wie vor viele Menschen freiwillig, sagte Müller. Als Hospizhelfer könne aber nicht jeder zugelassen werden. “Wir sind auf Helfer angewiesen, die sich an mehrmonatigen Vorbereitungskursen beteiligen und sich dann bestenfalls über Jahre ehrenamtlich hinweg engagieren wollen”, sagte Müller. Viele wollten oder könnten sich jedoch nicht auf längere Zeit festlegen. Dabei seien gerade Erfahrungen wichtig bei der Tätigkeit.

Gleichzeitig warnte Müller davor, Ehrenamtliche zu überfordern: Der Fachkräftemangel, wie etwa in der Altenpflege, dürfe nicht auf diese Weise aufgefangen werden.

Bei den Ambulanten Hospizdiensten der Caritas sind in Berlin mehr als 100 Ehrenamtliche als Sterbe- und Trauerbegleiter tätig: “Wir erhalten ganz viele Anfragen, von interessierten Menschen mit hohem Bildungsgrad”, sagte die Leiterin Marita Behrens der dpa. Bei der Einstellung würden die Motive der Bewerber hinterfragt: “Manche stellen sich unter der Tätigkeit etwas ganz anderes vor.”

Nach Angaben des Hospiz- und Palliativverbandes unterscheidet sich die Situation auch von Bezirk zu Bezirk: “Hospizarbeit ist grundsätzlich in der Mittelschicht verankert”, sagte Müller. “Je schlechter es den Menschen geht und je schwieriger die eigene soziale Lage ist, desto weniger Kraft haben sie, sich um andere zu kümmern.”