Studie: Heimleitungen unzufrieden mit Altenpflegepolitik

Die Herausforderungen in der Altenpflege sind groß: Viel Zuwendung ist gefragt, es gibt aber wenig Personal. Entsprechend düster blicken Heimleiter in die Zukunft.

Neun von zehn Heimleitern in Deutschland fordern dringend einen Kurswechsel in der Altenpflegepolitik. Laut einer Umfrage sind 86 Prozent der 700 befragten Leiter und Geschäftsführer von stationären Altenpflegeeinrichtungen deswegen mit der Bundesregierung unzufrieden. Auf Landesebene sind es sogar 88 Prozent, die von der Pflegepolitik der jeweiligen Regierung enttäuscht sind. Das geht aus einer Online-Befragung im Auftrag des Fachverlages Vincentz Network und der Evangelischen Heimstiftung hervor, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde.

Aus Sicht der Führungskräfte in den stationären Einrichtungen greifen viele angestoßene Reformen ins Leere und verschlimmern die angespannte Situation zusätzlich. 85 Prozent der Befragten seien davon überzeugt, dass das zweite Pflegestärkungsgesetz die stationäre Pflege vor wirtschaftliche Probleme stellen wird. 81 Prozent sind überzeugt, dass die starren Sektorengrenzen zwischen ambulanter, teilstationärer und stationärer Altenpflege abgebaut werden müssten. Mehr als die Hälfte der Heimleiter (57 Prozent) ist mit der derzeitigen Personalsituation unzufrieden.

92 Prozent sind demnach der Meinung, dass beide Pflegestärkungsgesetze zwar die ambulante Pflege stärkten, den stationären Bereich aber vernachlässigten. Mit den beiden Gesetzen werden die Leistungen ausgeweitet und neue Eingruppierungen der Pflegebedürftigkeit geschaffen. Und auch vom derzeit erarbeiteten dritten Pflegestärkungsgesetz erwarten nur 12 Prozent tatsächliche Fortschritte.

Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann (CDU), zeigte sich dagegen zuversichtlich, dass die Maßnahmen die Pflege auf ein zeitgemäßes Fundament stellen könnten. Er bekräftigte, die 2,7 Millionen Menschen, die bereits Leistungen der Pflegeversicherung beziehen, würden im neuen System nicht schlechtergestellt. Im Gegenteil erhielten die allermeisten Pflegebedürftigen sogar mehr.

Von 2017 an stünden jährlich fünf Milliarden Euro zusätzlich für die Pflege zur Verfügung. Bis zum kommenden Jahr sei das neue Begutachtungsverfahren in der Praxis eingeführt und auf die fünf Pflegegrade sowie die neuen Leistungsbeträge umgestellt, erklärte Laumann.

Quelle: dpa