Verletzungen an der Rippe können Folgen haben

© picture alliance/dpa Themendienst

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Eine angeknackste oder gar gebrochene Rippe tut höllisch weh. „Augen zu und durch“ ist dann der falsche Weg. Denn die Verletzung kann schwere Erkrankungen auslösen.

Es raubt einem buchstäblich den Atem. Wenn bei einem Sturz oder Stoß eine Rippe geprellt wird oder bricht, ist der Schmerz kaum auszuhalten. Dazu kommen häufig Atemprobleme, weil das Luftholen wehtut. Im schlimmsten Fall fühlt es sich an, als ersticke man. Das ist zwar normalerweise nicht der Fall. Trotzdem muss die Verletzung unbedingt von einem Arzt angeschaut werden. Denn die Atemprobleme können eine Lungenentzündung nach sich ziehen.

Um sich ein Bild von der Art der Verletzung zu machen, röntgt der Arzt den Brustkorb des Patienten, sagt Professor Florian Gebhard. Er ist Ärztlicher Direktor der Klinik für Unfallchirurgie, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie am Zentrum für Chirurgie in Ulm. Nur auf einem Röntgenbild ist zu sehen, ob eine oder mehrere Rippen angeknackst oder gebrochen sind. Die zwölf paarig angelegten Rippen, die zum Brustkorb gehören, schützen das Herz, die Speiseröhre, die Lunge und die Luftröhre. Sie sind elastisch und brechen eher selten. Im Alter kann es bei einem Sturz allerdings schneller zu einem Rippenbruch kommen, weil die Knochen häufig porös sind.

Tiefes Durchatmen kann den Heilungsprozess beschleunigen

Sind gleich mehrere Rippen gebrochen, ist der Brustkorb unter Umständen nicht mehr stabil. „Dadurch kann die Belüftung des darunter liegenden Lungenflügels erheblich eingeschränkt sein“, erklärt Professorin Erika Baum. Sie ist Fachärztin für Allgemeinmedizin in Biebertal. Es kann auch passieren, dass eine gebrochene Rippe verkantet und die Lunge verletzt. Dann drohen ein Lungenkollaps oder Entzündungen. Bei einem Kollaps fällt die Lunge in sich zusammen, weil sie nicht mehr an der Brustwand haftet. Die Ärzte müssen dann operativ einen Drainageschlauch in den Brustkorb legen.

Ist nur eine Rippe gebrochen, ohne dass Organe in Mitleidenschaft gezogen wurden, heilt der Bruch in aller Regel innerhalb von fünf bis sechs Wochen aus, sagt Gebhard. Bei mehreren gebrochenen Rippen kann es länger dauern. Gegen die heftigen Schmerzen beim Husten, Niesen, Atmen und Liegen auf der betroffenen Seite bekommt der Patient Schmerzmittel. „Sie sind wichtig, damit er weiterhin normal ein- und ausatmet“, betont Gebhard, der auch Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie ist. Betroffene sollten also nicht den Helden spielen, sondern die Medikamente nehmen, wenn sie Schmerzen haben.

Mehrmals täglich ganz bewusst tief durchzuatmen, kann den Heilungsprozess Baum zufolge sogar positiv beeinflussen. Manche Patienten müssen auch zeitweise künstlich beatmet werden ­– zum Beispiel, wenn die Atmung aufgrund des Bruchs mehrerer Rippen sehr stark eingeschränkt ist. Im Krankenhaus zeigen Therapeuten dem Betroffenen die richtige Atemtechnik und spezielle Übungen.

Bettruhe ist nicht angesagt

Nicht immer bricht eine Rippe gleich bei einem Sturz oder durch einen Stoß, manchmal ist sie nur angeknackst. „Die Rippe ist in solchen Fällen an sich ist intakt, hat aber einen Riss“, erklärt Gebhard. Manchmal wird sie auch nur geprellt. In beiden Fällen verursacht das Atmen, Husten und Niesen dennoch starke Schmerzen, gegen die man die vom Arzt verschriebenen Schmerzmittel nehmen sollte. „Parallel hierzu können Patienten auch schmerzlindernde Salben auf der betroffenen Körperpartie auftragen“, sagt der Heilpraktiker Thomas Sokollik aus Kreuztal. Infrage kommen etwa Salben mit Elementen der Heilpflanze Zaunrübe oder Arnika-Salbe. Kühlende und schmerzlindernde Salben können auch unmittelbar nach dem Unfall die Schmerzen zu lindern – noch bevor ein Arzt da ist.

Während des Heilungsprozesses gilt: Solange es wehtut, sollte der Betroffene größere körperliche Anstrengungen möglichst vermeiden. Im Bett bleiben muss man aber nicht. Bewegung ist sogar ratsam, allerdings in Maßen. Am besten hört der Patient auf seinen Körper, rät Sokollik. Sportler müssen, vor allem bei Schmerzen, eine Trainingspause einlegen. Sie sollten erst nach Rücksprache mit dem Arzt wieder trainieren.

„Während des Heilungsprozesses kann es zu neu auftretender Luftnot oder Kreislaufproblemen kommen“, erklärt Baum, die auch Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin ist. Ein Arzt sollte die Ursache der Komplikationen abklären. Manchmal muss dann die Lunge erneut geröntgt werden, um ein Kollabieren des Organs auszuschließen. „Rechtzeitig erkannt sind solche Komplikationen gut in den Griff zu bekommen“, betont Gebhard. Und: In der überwiegenden Zahl der Fälle heilen Rippenbrüche ohne unangenehme Folgen.

Von Sabine Meuter (dpa)