Husten, Auswurf und Luftnot kennzeichnen die unheilbare Lungenerkrankung COPD. Die Symptome werden oftmals nicht ernst genommen. Dabei ist Zeit ein wichtiger Faktor für die Therapie.
Die Krankheit beginnt schleichend. Mit Husten, der allmählich häufiger und hartnäckiger wird. Hinzu kommen ein schleimiger Auswurf und Luftnot. Im Endstadium droht Atemversagen. Schätzungsweise vier Millionen Menschen in Deutschland und 400 Millionen weltweit leiden an COPD, der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung, Tendenz weiter steigend. Eine Heilung gibt es nicht. Deswegen setzt die Medizin darauf, das Fortschreiten der Krankheit hinauszuzögern.
Je nach Stadium schränke COPD (Chronic Obstructive Pulmonary Disease) den Alltag stark ein, berichtet Norbert Griffel, Betroffener und Gruppenleiter bei der „Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland“ in Frankfurt. „Bei jeder Anstrengung bleibt die Luft weg.“ Schon das Reden kann für die Patienten kraftraubend sein. Zu den körperlichen Belastungen kommen die psychischen: „Wenn Sie Luftnot haben und Luft holen und keine bekommen, bedeutet das Angst und Panik“, sagt Griffel. Viele Patienten litten unter Depressionen oder Angststörungen.
Kerzen an Weihnachten sind für Betroffene tabu
„Leider ist es überwiegend eine Erkrankung der Raucher“, sagt Henrik Watz, Pneumologe und Wissenschaftler im Deutschen Zentrum für Lungenforschung. Zumindest in Deutschland sei der Griff zur Zigarette das größte Risiko dafür. „Deswegen ist Prävention so wichtig.“ Wahrscheinlich erkranke jeder dritte bis vierte Raucher daran, erläutert der Lungenarzt. Auch manche Berufsgruppen wie Bergleute, die Umweltfaktoren wie Feinstaub ausgesetzt sind, haben ein erhöhtes Krankheitsrisiko. In anderen Regionen der Welt, gerade in Schwellenländern Asiens, gelten auch das Kochen und Heizen mit offenem Feuer als Ursache.
Die Erkrankung schreitet langsam und oft unbemerkt voran. „Viele Menschen leben jahrelang mit den Anzeichen einer COPD, ohne zu wissen, dass es sich um diese schwere Krankheit handelt“, heißt es beim „Kompetenzzentrum Asthma und COPD“ im hessischen Marburg. Die Alarmzeichen sind: Husten vor allem am frühen Morgen, ausgeworfener zäher Schleim sowie Atemnot, die anfangs nur bei körperlicher Anstrengung auftritt.
„Ich dachte, das sei so, weil ich älter werde“ – das berichteten Betroffene immer wieder, sagt Petra Knöpfle von der Kasseler Gruppe der „Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland“. Die Erkrankung sei noch zu wenig bekannt.
Die Lungenkrankheit verändert auch das Leben von Partner und Familie: „COPD bedeutet 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche Sorgen“, sagt Knöpfle, deren Mann betroffen ist. Gemeinsam hat das Paar die Selbsthilfegruppe in Kassel ins Leben gerufen. „Es ist kein normaler Alltag möglich. Sie können keine Pläne schmieden.“ Jederzeit könne es dem Kranken schlechter gehen, schon ein Wetterumschwung reiche aus. Bestimmte Reinigungsmittel im Haus seien ebenso tabu wie Kerzen an Weihnachten. Eben alle Stoffe und Partikel, die der Lunge noch mehr zusetzen können.
Weltweit ist die COPD die vierthäufigste Erkrankung mit Todesfolge
Die Krankheit hat auch soziale Folgen, wie Knöpfle weiter erzählt. „Es besteht die Gefahr, sich in eine Spirale der Isolation hineinzubewegen.“ Aus Angst vor der Atemnot bewegten sich Betroffene immer weniger und blieben zu Hause. Zudem müssten sich Patienten mitunter gegen Vorwürfe von außen wehren: Hättest du mal nicht geraucht, hieße es dann.
Die Medizin unterscheidet mehrere Schweregrade der COPD: beginnend mit Husten am Morgen und Atemnot nur bei starker körperlicher Anstrengung bis hin zum Auflösen der Lungenbläschen und permanenter Atemnot – dann kann auch jede Erkältung lebensgefährlich sein. Es gebe eine hohe Wahrscheinlichkeit, an der COPD oder an Begleiterkrankungen wie Lungenkrebs, Herz-Kreislauferkrankungen oder Schlaganfall zu sterben, sagt Henrik Watz. Weltweit betrachtet ist die COPD nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO die vierthäufigste zum Tode führende Erkrankung.
Zur Therapie gehört, die Lunge nicht weiter zu belasten – also das Rauchen aufzugeben oder sich von Stäuben fernzuhalten. Medikamente sollen den Patienten wieder leichteres Luftholen ermöglichen. Zudem müssen sie vor Infekten geschützt werden, denn die verschlimmern die Krankheit. Also brauchen die Betroffenen einen guten Impfstatus. Ganz besonders wichtig sei aber regelmäßige Bewegung und spezieller Lungensport, sagt Pneumologe Watz. „Das ist das A und O.“ Ansonsten gerieten die Patienten in eine fatale Abwärtsspirale.
Von Carolin Eckenfels (dpa)