Die rechte Hand des Pharmazeuten

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Sie stellen Salben her, bestellen Medikamente und beraten Kunden: Neben Apothekern erledigen pharmazeutisch-technische Assistenten und pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte die Arbeit in Apotheken. Ein Job mit viel Verantwortung.

Jeder hat sie schon gesehen, ihren Beruf kennen aber nur wenige: Pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA) stehen ähnlich wie Apotheker hinter der Theke, beraten Kunden, stellen Rezepturen her und kontrollieren Arzneimittel. Unterstützt werden sie von den pharmazeutisch-kaufmännischen Angestellten (PKA), die sich um organisatorische Dinge wie Bestellungen, Lagerung und Marketing kümmern.

Beide Berufe bieten einen recht abwechslungsreichen Alltag. „Der typische Arbeitstag von PKA beginnt damit, die Arzneimittelsendung des Großhandels zu bearbeiten“, erzählt Ursula Sellerberg. Sie ist Pressesprecherin bei der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) und selbst Apothekerin. „Dann wird das Lager gepflegt, Ware in die Regale geräumt, es werden Schaufenster dekoriert oder Preisschilder aktualisiert.“

Ausbildung als PTA an einer von 80 Schulen in Deutschland

Die meiste Arbeit der PKA findet allerdings vor dem Computer und am Telefon statt. Denn sie müssen dafür sorgen, dass in der Apotheke immer alle Medikamente vorhanden, richtig einsortiert oder gelagert sind. Dafür nehmen sie Bestellungen entgegen, fordern neue Ware aus dem Großhandel an und versenden Retouren. Auch die Dokumentation dieser Vorgänge fällt in ihren Aufgabenbereich. Dabei ist Sorgfalt gefragt: “Einzelne Arzneimittel kosten locker 10.000 Euro“, mahnt Sellerberg. Wer sich da einen Fehler erlaubt, handelt sich und der Apotheke schnell teuren Ärger ein.

Auch die pharmazeutisch-technischen Kollegen müssen genau arbeiten. Schließlich geht es bei ihrer Arbeit ebenfalls um die Gesundheit der Kunden. Vom Arzt verschriebene Rezepturen für Salben oder Cremes müssen genau nachgemischt werden. Im Beratungsgespräch mit den Kunden dürfen sie keine falschen Empfehlungen geben und nichts vergessen. Auch eingelagerte Medikamente überprüfen die PTA stichprobenartig auf Verpackung, Etikettierung und Inhaltsstoffe. Dafür sind genaue naturwissenschaftliche Kenntnisse nötig.

Die Zugangsvoraussetzungen für den PTA-Beruf sind etwas strenger als beim PKA-Beruf. Bewerber müssen mindestens die mittlere Reife haben. „Etwa ein Drittel der PTA hat auch Abitur“, sagt Angelika Gregor vom Bundesverband PTA (BVpta). Sie ist neben ihrer Arbeit im BVpta-Vorstand selbst als PTA tätig. Die Ausbildung macht man an einer von zirka 80 PTA-Schulen in Deutschland. „Die Ausbildung an öffentlichen Schulen ist in der Regel kostenfrei“, informiert die Bundesagentur für Arbeit. Gegebenenfalls fallen jedoch Aufnahme- und Prüfungsgebühren an. Private Schulen erheben außerdem meist Lehrgangsgebühren. Die schulische Ausbildung dauert zwei Jahre, danach folgt ein halbes Jahr Praktikum in der Apotheke.

Auf dem Stundenplan: Herstellung von Arzneimitteln und Drogenkunde

Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte werden dagegen dual ausgebildet, also parallel im Betrieb und in der Berufsschule. Hier kann auch ein Hauptschulabschluss reichen, die meisten Bewerber haben aber mittlere Reife. PKA-Azubis bekommen von Anfang an ein Ausbildungsgehalt, aktuell etwa 670 im ersten bis 770 Euro im dritten Lehrjahr. Es kann aber auch je nach Betrieb etwas weniger sein. PTA erhalten dagegen nur im letzten halben Jahr, also während ihres Praktikums, ein Gehalt (ebenfalls etwa 670 Euro). Während ihrer Schulzeit müssen sie außerdem eine vierwöchige Famulatur ableisten. Ob die bezahlt wird, hängt von der jeweiligen Apotheke ab.

Die Ausbildung besteht bei beiden Berufen aus viel Praxis. Bei PTA stehen Fächer wie Herstellung von Arzneimitteln und Drogenkunde auf dem Stundenplan. Dort lernen sie Zusammensetzung und Wirkweise verschiedener Stoffe kennen und wie man diese einsetzt. Dazu macht man etwa Chemie und Physik. „Man sollte Interesse an der Arbeit mit Naturwissenschaften und an Gesundheitsfragen mitbringen“, rät deshalb Angelika Gregor. Das Wichtigste sei allerdings Freude am Kundenkontakt – denn der ist der Hauptteil der Arbeit.

PKA lernen dagegen vor allem Themen wie Buchhaltung, Logistik und Marketing. „Man darf keine Scheu vor Zahlen haben“, sagt Sellerberg. Kundenkontakt haben PKA kaum, hier liegt der Hauptunterschied zu ihren Kollegen. Sie dürfen nur bei Fragen zu Kosmetik und Ernährung Tipps geben, aber keine Arzneimittelberatung anbieten. In beiden Berufen gibt es die Möglichkeit, sich über Fortbildungen auf bestimmte Bereiche zu spezialisieren. Kosmetik oder Homöopathie gehören ebenso dazu wie Marketing.

In beiden Berufen sind die Karrierechancen begrenzt

Und nach der Ausbildung? Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Neben öffentlichen Apotheken kommen Krankenhäuser, Labore und Pharmaunternehmen in Frage. Ein Problem sind begrenzte Karrierechancen: „PTA ist ein Einbahnstraßenberuf“, bedauert Gregor. Es gibt zwar die Spezialisierung zur Fach-PTA, innerhalb der Apotheke aber sonst keine Aufstiegsmöglichkeiten. PKA können bei entsprechendem Abschluss eine Ausbildung zur PTA draufsetzen. Ansonsten gibt es für beide Berufe Weiterbildungsmöglichkeiten im Pharmabereich, zum Beispiel als Pharmareferent, oder ein Studium.

Von Julia Ruhnau (dpa)