Generation nüchtern – aber nicht alle

© dpa - Bildarchiv

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Rauchen, Alkohol, Kiffen – wie stark konsumieren junge Leute heute Drogen und Suchtmittel? Es kommt auf die Stoffe an, den sozialen Status, die Gruppe. Die Trends sind grundsätzlich positiv.

Rauchen ist bei jungen Leuten zunehmend verpönt. Alkohol und Cannabis bleibt bei vielen durchaus angesagt. Das sind Trends einer neuen Studie zum Drogenkonsum bei jungen Menschen, die die Drogenbeauftragte Marlene Mortler am Dienstag vorstellte. Ein Überblick:

Lässt die Jugend vermehrt die Finger von Suchtstoffen?

Alkohol und Tabak haben weiter einen festen Platz im Leben vieler junger Leute – doch es werden weniger. So trinkt jeder Zehnte der 12- bis 17-Jährigen regelmäßig und mehr als jeder Dritte zwischen 18 und 25 – nach rund 18 beziehungsweise rund 40 Prozent um die Jahrtausendwende. Beim Rauchen gibt es historische Tiefstände. Nur noch 7,8 Prozent der Jugendlichen greifen zur Zigarette – und mehr als jeder vierte junge Erwachsene. Um die Jahrtausendwende waren es noch rund 28 Prozent der Jugendlichen und gut 45 Prozent der jungen Erwachsenen.

Gibt es soziale Unterschiede beim Rauchen?

Ja, soziale Unterschiede sind deutlich zu erkennen, meint die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Bei der mittleren Schulbildung, also den ersten zehn Klassen rauchen 3,2 Prozent der Jugendlichen an Gymnasien, 3,4 Prozent an Gesamtschulen, aber 8,5 Prozent an Realschulen und 9,3 Prozent an Hauptschulen. Bei weitergehender Schul- beziehungsweise Berufskarriere sind die Differenzen noch deutlicher: Hier rauchen 18,7 Prozent der Gymnasiasten und 16,5 Prozent der Studiereneden, aber 32,1 Prozent an Berufsschulen und 36,4 Prozent der Auszubildenden.

Zur Studie

Für die Studie „Die Drogenaffinität Jugendlicher in der Bundesrepublik Deutschland 2015“ der BZgA wurden rund 7000 Jugendliche und junge Erwachsene von 12 bis 25 zwischen März und Juni 2015 befragt.

Was hat zu den positiven Trends beim Rauchen geführt?

Rauchen ist in den letzten Jahren immer teurer geworden, sei es, dass die Steuern erhöht wurden, sei es, dass die Zahl der Zigaretten pro Schachtel reduziert wurde. Für Jugendliche ist dies ein wichtiges Argument. Die BZgA rechnet vor, bei 20 Zigaretten am Tag seien das in 20 Jahren nach derzeitigem Stand 36 500 Euro oder ein Mittelklassewagen mit vielen Extras.

Was tut der Gesetzgeber gegen das Rauchen?

Es gibt ein permanentes Aufklären über die Gefahren des Rauchens – vor allem auf Zigarettenschachteln selbst. Ende Mai werden die Warnhinweise auf den Schachteln verschärft und Schockbilder aufgedruckt. Nächster Schritt soll möglichst bald ein Verbot der Tabakaußenwerbung kommen, wie Mortler unterstreicht. Rauchen gehöre nicht mehr zum Lebensgefühl Jugendlicher.

Wie oft betrinken sich junge Menschen?

4,2 Prozent der männlichen 12- bis 17-Jährigen trinken häufig fünf oder mehr Gläser auf einmal. 2000 waren das 7,6 Prozent. Bei den Mädchen sind es nur 1,2 Prozent – 2010 waren es gut doppelt so viele. Von den 18- bis 25-jährigen Männern betrinkt sich etwa jeder achte häufig.

Wie sieht es bei Wasserpfeifen, E-Zigaretten und E-Shishas aus?

Knapp jeder dritte Jugendliche hat schon einmal Wasserpfeife geraucht, etwa jeder achte schon einmal E-Zigaretten und etwa jeder siebte eine E-Shisha. Bei den jungen Erwachsenen sind es deutlich mehr bei Wasserpfeife und E-Zigarette – und weniger bei E-Shishas.

Geht ähnlich wie das Rauchen auch das Kiffen zurück?

Nein. Knapp 42 Prozent der jungen Männer und 29 Prozent der jungen Frauen haben schon Cannabis konsumiert. 4,8 Prozent der Männer zwischen 18 und 25 greifen sogar regelmäßig zum Joint, um die Jahrtausendwende waren es 4,4 Prozent. Unter den Jugendlichen geben 0,8 Prozent regelmäßigen Cannabiskonsum an.

Ist gegen Cannabis kein Kraut gewachsen?

Darüber gehen die Meinungen auseinander. Die Opposition fordert, Hasch kontrolliert und unter strengen Regeln freizugeben und dadurch den Schwarzmarkt auszutrocknen. Mortler ist strikt dagegen.

Sind andere illegale Drogen auf dem Rückzug?

Das kann man nicht generell sagen. Drogen wie Ecstasy, LSD, Crystal Meth, Kokain oder anderes spielen im Vergleich zu Cannabis aber eine deutlich geringere Rolle. Schon einmal zu anderen Drogen außer Cannabis gegriffen haben 1,4 Prozent der Jugendlichen und 7,8 Prozent der jungen Erwachsenen. In den Vorjahren schwankten die Werte zwischen rund 2 und 3 Prozent bei den Jugendlichen und rund 9 bis 12 Prozent bei den jungen Erwachsenen.

Von Basil Wegener und Ruppert Mayr (dpa)