Bei einer Gürtelrose bilden sich fiese Bläschen auf der Haut, begleitet von mitunter quälenden Schmerzen. Wer will, kann sich zur Vorbeugung impfen lassen. Damit wird das Erkrankungsrisiko aber nur reduziert – einen hundertprozentigen Schutz gibt es nicht.
Stark juckende Windpocken am ganzen Körper – diese Erkrankung hatten als Kind viele. Mithilfe von Cremes und Lotionen klangen die Beschwerden allmählich ab, irgendwann war alles abgeheilt. Doch das Virus, das die Windpocken ausgelöst hat, lässt sich nicht ausschalten. Es verbleibt im Körper – und das ein Leben lang. Es hat sich in bestimmte Nervenzellen zurückgezogen und kann zu einem späteren Zeitpunkt wieder aktiv werden. Das führt dann zu einer Gürtelrose, in der medizinischen Fachsprache: Herpes zoster.
Bis zum Nervenschmerz
„Dabei bilden sich in aller Regel auf der geröteten Haut gürtel- oder rosetten-ähnlich angeordnete Bläschen, die im Verlauf blutig eintrüben können und mitunter mit starken Schmerzen einhergehen“, erläutert der Regensburger Dermatologe Professor Philipp Babilas. Dieser Hautausschlag zeigt sich in den Bereichen, unter dessen Nervenbahnen sich das Virus ausgebreitet hat. Das kann überall am Körper sein, am häufigsten am Bauch oder im Bereich des Brustkorbs.
Auch wenn die Bläschen abgeheilt sind, kann in der zuvor betroffenen Hautregion ein Nervenschmerz – die sogenannte Postzosterische Neuralgie – noch mehrere Monate bis Jahre anhalten. Tritt die Gürtelrose in der Nähe von Augen, Ohren oder dem Gehirn auf, dann besteht die Gefahr einer Gesichtslähmung bis hin zu bleibenden Sehschäden. „Das sind aber eher seltenere Fälle“, erklärt Babilas.
In Deutschland erkranken nach Untersuchungen des Robert Koch-Instituts (RKI) jährlich mehr als 400 000 Kassenpatienten an Gürtelrose. Das RKI stützt seine Angaben auf Daten der gesetzlichen Krankenversicherungen. „Die jährliche Erkrankungsrate liegt im Alter von 50 Jahren bei rund 6 pro 1000 Personen und steigt bis zum Alter von 90 Jahren auf 13 Fälle pro 1000 Personen an“, sagt Anette Siedler, stellvertretende Leiterin des Fachgebiets Impfprävention.
Beim ersten Verdacht zum Arzt
„Immenser Stress oder eine geschwächte Immunabwehr sind Faktoren, die das Virus aktivieren können“, erläutert Babilas. Die Viren breiten sich entlang der Nervenbahnen aus. Das macht sich durch Brennen, Jucken oder stechende Schmerzen bemerkbar. Begleiterscheinungen können Fieber und Abgeschlagenheit sein. „Betroffene sollten schon beim ersten Verdacht auf Gürtelrose umgehend einen Hautarzt aufsuchen“, empfiehlt Babilas. Je früher die Therapie beginnt, desto größer sind die Chancen, die Viren schnell wieder in den Griff zu bekommen. Das mindert außerdem das Risiko einer Postzosterischen Neuralgie. Neben einem Dermatologen müssen je nach Auftreten der Symptome gegebenenfalls zusätzlich ein Augen- oder Ohrenarzt oder ein Neurologe konsultiert werden.
„Behandelt wird eine Gürtelrose zum einen mit sogenannten Virustatika“, sagt die Apothekerin Ursula Sellerberg. Sie ist auch stellvertretende Pressesprecherin bei der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbande (ABDA) in Berlin. Die Virustatika, die es in Form von Tabletten oder als intravenöse Infusion gibt, verhindern, dass sich das Virus weiter vermehrt. „Zum anderen müssen zusätzlich auch Schmerzmittel verabreicht werden, um vorhandene Beschwerden zu lindern und Nervenschmerzen möglichst gar nicht erst aufkommen zu lassen“, erläutert Sellerberg. Gegen den Hautausschlag können zudem „kühlende und desinfizierende Umschläge helfen“, sagt Babilas.
Mitunter werden nach Angaben von Apothekerin Sellerberg gegen die Nervenschmerzen auch Präparate verschrieben, die zur Gruppe der Antidepressiva gehören. „Patienten sollten sich aber nicht irritieren lassen, wenn sie gegen ihre Schmerzen ein Medikament bekommen, auf dessen Verpackung das Wort ‚Antidepressivum’ steht“, sagt sie. Vielmehr hat sich gezeigt, dass Antidepressiva, aber auch einige Antiepileptika, besonders gut geeignet sind, um die Entstehung von Nervenschmerzen zu verhindern.
Impfung schützt nicht hundertprozentig
Laut Babilas dauert die Therapie mit Virustatika im Schnitt eine Woche. „Je nach Befund sollte die Therapie stationär durchgeführt werden, nicht zuletzt damit der Patient zur Ruhe kommt und die Infektion nachhaltig auskuriert wird.“ Bis alle Symptome vollständig abgeheilt sind, kann deutlich mehr Zeit vergehen – im Schnitt sind es rund vier Wochen. Die Ansteckungsgefahr bei Gürtelrose ist nicht so hoch wie bei Windpocken. Aber: „Für Kontaktpersonen eines Patienten, die noch keine Windpocken hatten – zum Beispiel Säuglinge –, besteht ein potentielles Ansteckungsrisiko über eine Schmierinfektion“, erklärt der Dermatologe. Konkret heißt das: Bei Kontakt mit dem Inhalt der Bläschen droht für diese Personengruppe Ansteckungsgefahr.
Wer sich vor Gürtelrose schützen möchte, kann sich impfen lassen. Ein entsprechender Impfstoff ist seit Ende 2013 für Menschen ab 50 Jahre zugelassen. „In klinischen Studien reduzierte der Impfstoff das Risiko, an Gürtelrose zu erkranken, um etwa 50 Prozent“, sagt RKI-Expertin Siedler. Eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) gibt es nicht. Wer sich immunisieren lassen will, sollte sich vorher von seinem Arzt beraten lassen.
Aber auch Impfungen gegen Windpocken, die heute weit verbreitet sind, schützen nicht hundertprozentig vor Gürtelrose. „Untersuchungen aus den USA legen nahe, dass bei geimpften Kindern und Jugendlichen die Häufigkeit von Gürtelrose-Erkrankungen zurückgegangen ist“, erklärt RKI-Expertin Siedler. Aber auftreten kann sie immer noch.
Von Sabine Meuter (dpa)