Mehr als jeder zweite Bundesbürger kann schlecht mit Informationen rund um Gesundheit und Behandlungen umgehen. Die Betroffenen werden häufiger im Krankenhaus behandelt, werden öfter beim ärztlichen Notdienst vorstellig und leiden mehr unter chronischen Krankheiten. Das geht aus einer am Freitag in Berlin vorgestellten Studie der Universität Bielefeld in Zusammenarbeit mit der AOK hervor.
Insgesamt haben demnach 54 Prozent der Deutschen Schwierigkeiten im Umgang mit Gesundheitsinformationen – vor allem Menschen mit Migrationshintergrund, geringem Bildungsgrad oder in hohem Alter.
Geringere Informationskompetenz erhöht das Risiko, krank zu werden
Das Risiko für chronische Krankheiten sei bei den Betroffenen größer, sagte die Bielefelder Gesundheitsforscherin Doris Schaeffer. Sie hätten Probleme, Therapie-Alternativen zu beurteilen, Packungsbeilagen zu verstehen, den Wert einer ärztlichen Zweitmeinung einzuschätzen oder herauszufinden, wohin sie sich wenden sollen. „Wir müssen neu über die Art, Aufbereitung und Vermittlung von Informationen nachdenken”, bilanzierte sie.
Für jeden zehnte Deutschen bewertete Schaeffer die Gesundheitskompetenz als unzureichend, für weitere 44 Prozent als eingeschränkt. Während 66 Prozent der Über-65-Jährigen mit Gesundheitsinfos wenig anfangen können, sind es bei den 30- bis 45-Jährigen nur 47 Prozent.
Einfache und für Laien verständliche Gesundheitsinformationen
Der Vorstandschef des AOK-Bundesverbandes, Martin Litsch, forderte ein „ein Recht auf Einfachheit”. Nötig seien Informationen, die zwar dem wissenschaftlichen Stand der Medizin entsprechen, aber auch für Laien verständlich seinen.
„Noch nie waren so viele Informationen verfügbar wie heute”, sagte Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU). Der schnelle Zugang zu Informationen online sei eine Chance, berge aber auch Probleme. „Denn im Internet lassen sich neueste wissenschaftliche Forschungsergebnisse nicht immer leicht von werblichen Angeboten und interessengeleiteten Empfehlungen unterscheiden”, sagte Gröhe. „Die Wissensexplosion verlangt die Fähigkeit, mit den Informationen umzugehen.”
In einem „Nationalen Aktionsplan für Gesundheitskompetenz” wollen die Universität Bielefeld, die Hertie School of Governance und die AOK die Probleme angehen. Gröhe übernahm die Schirmherrschaft.
Quelle: dpa