Medizin-Apps können den ärztlichen Rat nicht ersetzen

Unzählige Medizin- und Gesundheits-Apps stehen zum Download bereit. Manche von ihnen können hilfreich sein, von anderen lässt man besser die Finger. Ein Experte erklärt, worauf Nutzer achten sollten.

Den Puls mit dem Smartphone messen oder Ernährungstagebuch auf dem Tablet führen: Gesundheits- und Medizin-Apps machen vieles möglich. Und sie verbreiten sich rasant. Da kann man als Nutzer leicht den Überblick verlieren. Urs-Vito Albrecht vom Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik an der Medizinischen Hochschule Hannover beschäftigt sich seit Jahren mit solchen Angeboten. Generell gilt: Den ärztlichen Rat können Apps nicht ersetzen. Mit ein paar Tricks können Verbraucher von den Vorteilen der Apps profitieren.

Wie erkenne ich eine vertrauenswürdige App?

Die Hersteller sind angehalten, transparent und umfassend über die jeweilige App zu informieren. “Es muss klar und deutlich angegeben sein, wozu die App gedacht ist und wozu nicht”, erklärt Albrecht. “Auch Angaben zu Risiken und Einschränkungen der App, Verlässlichkeit der Inhalte, Datenschutzaspekten und zu den Geldgebern gehören in die Beschreibung.” Einige Fragen und Aspekte, über die die Herstellerinformation Auskunft geben sollte:

  • Welchen Zweck hat die App?
  • Welche Grenzen, Risiken und Einschränkungen hat sie?
  • Sind die Autoren qualifiziert und sind die verwendeten Informationsquellen zuverlässig?
  • Erfolgt die Eingabe, Verwendung und Speicherung der Daten auf freiwilliger Basis?
  • Gibt es ein ausführliches Impressum mit Angaben zum Hersteller und Kontaktinformationen?

Von welchen Angeboten ist eher abzuraten?

“Gesunde Skepsis ist bei Gesundheits-Apps angebracht, die vorgeben, selbstständig Diagnosen zu stellen”, sagt Albrecht. Auch Apps, die konkrete Behandlungsempfehlungen geben, meidet man besser. Anwendungen, die nur unklare Angaben zum Umgang mit den anvertrauten Daten machen, sollte ebenfalls mit Vorsicht begegnet werden. Die gesammelten, hochsensiblen Daten könnten für kommerzielle Zwecke genutzt werden, die nicht im Interesse des Nutzers sind.

Welche Apps sind für Verbraucher sinnvoll?

Anwendungen, die über Gesundheitsthemen informieren, die Anwender für ihre Gesundheit sensibilisieren und die gesundheitsbewusstes Verhalten unterstützen, können Vorteile bringen. Chronisch kranke Menschen können von Apps profitieren, die sie beim Management ihrer Erkrankung unterstützen. Zum Beispiel, indem sie relevante Messwerte, Medikamente und Aktivitäten leicht erfassbar machen oder die Verwaltung von Arztbesuchen komfortabel ermöglichen. Blutdruck- und Blutzucker-Apps sind Beispiele.

Von Elena Zelle (dpa)