Röntgen: Nutzen und Risiken abwägen

© picture alliance/dpa Themendienst

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Beim Röntgen können Ärzte Krankheiten und Verletzungen erkennen. Das Verfahren ist für den Patienten aber nicht ohne Risiko. Vor einer solchen Untersuchung sollten sie den Arzt deshalb nach Alternativen fragen.

Einmal durchleuchten, bitte: Manchmal führt am Röntgen kein Weg vorbei. Bildgebende Diagnostik kommt in der Regel dann zum Einsatz, wenn ein Arzt über ein Gespräch, eine körperliche Untersuchung und über Laborwerte der Ursache der Beschwerden eines Patienten nicht auf die Spur kommt. Zweifelsohne ist es hilfreich, aber nicht ohne Risiko.

„Nutzen und Risiken einer Röntgenuntersuchung müssen in jedem Einzelfall sorgsam abgewogen werden“, sagt Professor Peter Landwehr. Er ist Chefarzt der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie im Krankenhaus Diakovere Henriettenstift in Hannover und Mitglied in der Deutschen Röntgengesellschaft. Wer eine zweite Meinung einholen will oder aus anderen Gründen zu einem anderen Arzt geht, bringt seine Röntgenbilder mit – am besten auf CD. So lassen sich mitunter wiederholte und damit unnötige Untersuchungen vermeiden.

Viele Früherkennung sind ohne Röntgendiagnostik kaum noch denkbar

Beim Röntgen wird der Körper mit Hilfe von ionisierender Strahlung „durchleuchtet“. Auf den Röntgenaufnahmen werden so etwa Knochenbrüche, Arthrose oder Tumore sichtbar. Mit einer Röntgenuntersuchung zu einem späteren Zeitpunkt wird geprüft, ob etwa der Knochenbruch verheilt ist. Ohne diese Kontrolle bestünde die Gefahr von einer Fehlstellung und damit von Spätfolgen.

Gibt es nach einem Unfall etwa den Verdacht auf Hirnblutungen, wird die Computertomografie (CT) angewandt – eine spezielle Form der Röntgendiagnostik. Mit ihrer Hilfe lässt sich zum Beispiel herausfinden, ob es tatsächlich Blutungen im Gehirn gibt. Ist dies der Fall, kann eine rechtzeitige Operation den Patienten womöglich vor bleibenden Schäden oder sogar dem Tod bewahren. „Auch die Früherkennung von schweren Krankheiten ist heutzutage ohne radiologische Bildgebung kaum noch denkbar“, sagt Landwehr. Ein Beispiel: die Brustkrebsfrüherkennung mit der Mammografie.

Diesem Nutzen steht ein Risiko gegenüber: Beim Durchgang von Röntgenstrahlen kann es im Erbgut von betroffenen Zellen zu Schäden kommen – muss es aber nicht. Die Folge davon ist womöglich eine Krebserkrankung. „Je höher die Strahlendosis ist, desto höher ist auch das Risiko, dass in Folge – nach Jahren oder Jahrzehnten – Krebs entsteht“, sagt Elke Nekolla vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS).

Alternative Ultraschall

Eine eher geringe Strahlendosis fällt laut dem BfS bei gewöhnlichen Röntgenaufnahmen an, beispielsweise von Zähnen oder dem Schädel. Höhere Werte sind etwa bei Aufnahmen des Verdauungstraktes und bei CT-Untersuchungen zu verzeichnen: Eine recht hohe Dosis fällt zum Beispiel bei einer Bauchraum-CT an. Um einen Überblick zu behalten, hilft ein Röntgenpass: In dem Ausweis notiert der Arzt, welche Körperregion bei einem Patienten wann und wie geröntgt wurde.

Wenn eine Röntgenuntersuchung ansteht, sollten sich Patienten die Gründe hierfür erklären lassen. „Dazu gehört auch, dass Patienten auf bildgebende Verfahren mit geringerer oder keiner Strahlenbelastung hingewiesen werden“, betont Nadezda Pampalova von der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD). Zum Beispiel auf Ultraschall (Sonographie): „Hiermit können zahlreiche Organe des Körpers – etwa Leber, Nieren, das Herz und viele Blutgefäße – ohne Röntgenstrahlen untersucht werden“, sagt Landwehr. Allerdings ist der Ultraschall nicht immer aussagekräftig, gerade bei Übergewicht.

Ebenfalls ohne Röntgenstrahlen kommt die Magnetresonanztomographie (MRT) – auch Kernspintomographie genannt – aus. Grundsätzlich lassen sich mit diesem Verfahren alle Organe untersuchen. „Die MRT ist das Top-Verfahren etwa für Erkrankungen von Gehirn, Wirbelsäule, Rückenmark, Leber, Weichteilen, Blutgefäßen und Herzmuskel“, erklärt Landwehr. Aber auch viele Knochen- und Gelenkerkrankungen werden inzwischen am besten mit der MRT untersucht. Sie dauern laut Landwehr zwar länger als CT-Untersuchungen, liefern aber auch mehr Informationen.

„So oft wie erforderlich, aber so wenig wie möglich“

Die CT kann bei vielen akuten Erkrankungen, nach Unfällen und bei Tumorerkrankungen in kürzester Zeit eine umfangreiche Aussage bieten. Allerdings: Die CT führt zu einer höheren Strahlenbelastung als das normale Röntgen. „Durch den Einsatz von modernen CT-Technologien können wir heute die Strahlenbelastung erheblich reduzieren“, betont Landwehr. Radiologen wägen sorgsam ab, ob der Nutzen der CT das theoretische Strahlenrisiko rechtfertigt.

Die Röntgenuntersuchung hat nur ein begrenztes Diagnosespektrum – sie ist laut Landwehr „wertvoll für die rasche Erkennung größerer Veränderungen von Knochen und Gelenken sowie zur Diagnose einer Lungenentzündung.“ Viele Informationen kann das normale Röntgen jedoch gar nicht liefern, zum Beispiel beim Schlaganfall.

Patienten sollten bei einer Röntgenuntersuchung unbedingt darauf achten, dass an den Strahlenschutz der nicht untersuchten Körperteile gedacht und ein Bleischutz umgelegt wird, wie Pampalova erklärt. Eine Empfehlung, wie oft im Jahr jemand maximal geröntgt werden sollte, gibt es nicht. „Der Grundsatz lautet: So oft wie erforderlich, aber so wenig wie möglich“, so Landwehr.

Von Sabine Meuter (dpa)