Soziale Herkunft hat großen Einfluss auf Gesundheit von Kindern

Es ist nicht nur die Bildung. Auch die Gesundheit kann leiden, wenn ein Kind in eine sozial schwache Familie geboren wird. Das ist nicht neu – aber geändert hat sich bisher auch nichts.

Die soziale Herkunft spiegelt sich nach einer neuen Broschüre des Robert Koch-Instituts in der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen wider. So sind bei Kindern aus sozial schwachen Familien Bewegungsmangel, Übergewicht und Rauchen stärker verbreitet als beim Nachwuchs in der Mittel- und Oberschicht, berichtete Thomas Lampert vom Robert Koch-Institut (RKI) am Mittwoch vor dem Start des Kongresses Armut und Gesundheit (4. bis 6. März 2015) in Berlin. Auch das Risiko für psychische Auffälligkeiten wie Angststörungen, Depressionen oder Hyperaktivität liege höher, wenn Kinder in Familien mit einem niedrigen Sozialstatus aufwüchsen.

Die neue Auswertung stammt aus der RKI-Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (Kiggs), an der zwischen 2009 und 2012 mehr als 12.000 Mädchen und Jungen bis 17 Jahre teilnahmen. Insgesamt haben rund elf Prozent der Kinder und Jugendlichen mit einem niedrigem Sozialstatus einen nur mittelmäßigen oder schlechten allgemeinen Gesundheitszustand. Bei Gleichaltrigen aus der Mittelschicht waren es sechs Prozent. Bei wohlhabenden und gut gebildeten Familien lag die Quote bei drei Prozent. Im Vergleich zu früheren Untersuchungen hätten die gesundheitlichen Folgen sozialer Ungleichheit damit nicht abgenommen, ergänzte Lampert. Die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen in Deutschland wachse aber gesund auf, betonte er.

Fast 20 Prozent aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland von Armut bedroht

Chronische Krankheiten wie Diabetes oder Herzinfarkte kämen jedoch als Folge der Entwicklungen in sozial schwachen Familien um den Faktor zwei bis drei häufiger vor als in der Mittel- und Oberschicht. Die gesamte Lebenserwartung sinke bei niedrigem Sozialstatus durchschnittlich um acht bis elf Jahre.

In Deutschland leben nach der jüngsten Analyse des Paritätischen Gesamtverbands rund 2,5 Millionen Kinder und Jugendliche mit einem Armutsrisiko: Sie wachsen in Familien auf, die von weniger als 60 Prozent des mittleren gesellschaftlichen Einkommens leben. Damit ist nach Angaben des Verbandes bundesweit fast ein Fünftel aller Heranwachsenden bis 18 Jahre von Armut bedroht.

Bundesweit soll ein geplantes Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und Prävention mehr Menschen in allen Gesellschaftsschichten erreichen. In Kitas, Schulen und Betrieben könnten damit zum Beispiel mehr Programme für Sport, gesunde Ernährung oder Stressbewältigung aufgelegt werden. Bisher stehen dafür nach Angaben des Paritätischen Gesamtverbands bundesweit rund 200 Millionen Euro pro Jahr aus den Mitteln der Gesetzlichen Krankenversicherung bereit. Künftig seien es fast 500 Millionen Euro pro Jahr.

Quelle: dpa