Bei einem Taliban-Selbstmordanschlag auf eine Impf-Einrichtung im Südwesten Pakistans sind 15 Menschen getötet worden. Das Attentat vor dem Tor eines Zentrums für Impfungen gegen die Kinderlähmung in der Stadt Quetta habe 13 Polizisten und zwei Zivilisten in den Tod gerissen, sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch. Weitere 25 Menschen seien durch Bombensplitter verletzt worden, darunter viele weitere Sicherheitskräfte. „Kinder sind nicht ums Leben gekommen”, sagte ein Arzt im zivilen Krankenhaus der Stadt, der ungenannt bleiben wollte. Die Gruppierung Tehrik-e Taliban bekannte sich auf ihrer Internetseite zu dem Anschlag.
Impfkampagnen werden in Pakistan schwer bewacht. Islamisten glauben, die Impfungen seien eine Verschwörung zur Sterilisierung von Muslimen oder auch, dass Helfer westliche Spione seien. Bei Angriffen auf Impfteams wurden nach Polizeiangaben allein seit 2012 etwa hundert Polizisten, Krankenschwestern und Helfer getötet.
Pakistan hatte erst zwei Tage zuvor eine Initiative zur Polio-Impfung von 2,4 Millionen Kindern unter fünf Jahren gestartet. Auf der Liste der Hochrisiko-Gebiete der nationalen Anti-Polio-Kampagne steht die vom Anschlag betroffene Provinz Balochisten an erster Stelle.
Nachdem das Gesundheitsministerium nach dem Anschlag zunächst angekündigt hatte, die Initiative zu stoppen, sei in einem Krisentreffen aber beschlossen worden, doch weiterzumachen, sagte die Chefin der nationalen Anti-Polio-Kampagne, Ayesha Farooq, der Deutschen Presse-Agentur. „Wir schulden es den Anti-Polio-Aktivisten, die wir verloren haben, und den Kindern.”
Pakistan und Afghanistan sind die einzigen Länder der Welt, in denen Kinder noch an der gefährlichen Kinderlähmung erkranken. 2015 war die Zahl der Neuerkrankungen stark gefallen: in Pakistan auf 51 Fälle im Vergleich zu 306 Fällen im Jahr 2014. Der Erfolg war vor allem auf Militäroffensiven gegen Extremisten zurückzuführen. Diese hatten lange unzugängliche Regionen für neue Impfkampagnen geöffnet.
Quelle: dpa