Alle zwei Minuten stirbt ein Kind unter fünf an Malaria

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Malaria gab es früher auch in Europa. Heute fordert sie noch viele Opfer insbesondere in Afrika. Ein neuer Report zeigt, wie lang und schwer der Kampf gegen die Tropenkrankheit ist.

Etwa alle zwei Minuten stirbt nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein Kind unter fünf Jahren an Malaria. Weltweit kamen im vergangenen Jahr insgesamt etwa 429 000 Menschen durch die Krankheit ums Leben. Zugleich meldet die WHO in einem in London vorgestellten Report viele Erfolge: So fiel die Zahl der Neuerkrankungen von 2010 bis 2015 um 21 Prozent.

Wie steckt man sich mit Malaria an?

Malaria wird durch weibliche Anopheles-Mücken in tropischen und subtropischen Ländern übertragen. Die Plagegeister stechen vor allem nachts, um an ihre Blutmahlzeit zu kommen. Die Erreger – sogenannte Plasmodien – gelangen so in die Blutbahn und vermehren sich in der Leber. Ansteckungen von Mensch zu Mensch sind nicht möglich. Die heimtückische Krankheit kommt vor allem in Afrika, aber auch in Asien und in Lateinamerika vor.

Wieso sterben immer noch so viele Menschen an Malaria?

Es existieren verschiedene Malaria-Formen. Die Malaria tropica gilt als die gefährlichste. Typische Kennzeichen sind Abgeschlagenheit, Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Sie kann auch zu Nierenversagen, Milz- und Lungenschäden, neurologischen Störungen bis hin zum Koma führen. Wird die Erkrankung nicht behandelt, kann man binnen Tagen daran sterben. Die Opfer sind daher oft arme Menschen in abgelegenen Regionen Afrikas. Der Schlüssel zum Erfolg im Kampf gegen die Krankheit liegt also auch im Geld. Der Direktor des WHO-Malaria-Programms, Pedro Alonso, klagte in einer Telefonkonferenz über zu wenig finanzielle Hilfe durch die Staatengemeinschaft.

Wie kann man sich vor Malaria schützen?

Es gibt Medikamente, die allerdings keinen hundertprozentigen Schutz vor Malaria bieten. Eine flächendeckende Impfung gibt es bislang nicht. Die beste Prävention ist daher der Schutz vor Mückenstichen. Die WHO empfiehlt zum Beispiel das Tragen langer Kleidung und als „Grundpfeiler“ vor allem in Ländern südlich der Sahara ein Moskitonetz, das mit insektenabtötenden Substanzen imprägniert ist. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung in den Risikogebieten Afrikas (53 Prozent) hat dem Bericht zufolge inzwischen einen solchen Schutz – fünf Jahre zuvor waren es nur 30 Prozent.

Kommt Malaria auch in unseren Breiten vor?

Mit Malaria konnte man sich früher in vielen europäischen Ländern anstecken, bis Anfang des vergangenen Jahrhunderts auch in Deutschland. Inzwischen gibt es hierzulande nur noch eingeschleppte Fälle. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) wurden im Jahr 2015 insgesamt 1.068 Erkrankungen gemeldet – so viele wie nie zuvor. Die meisten Infizierten hatten sich in Afrika angesteckt. Experten vermuten, dass Flüchtlinge aus Afrika zu dem Höchststand beigetragen haben könnten.

Machen sich Fortschritte bei der Bekämpfung deutlich bemerkbar?

In jedem Fall. WHO-Experte Alonso spricht von „wirklich guten Neuigkeiten“ im neuen Report. Auch andere Studien belegen das: So ist die weltweite Lebenserwartung in den vergangenen 35 Jahren um etwa zehn Jahre gestiegen, wie eine kürzlich im Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlichte Untersuchung zeigt. Grund sei vor allem der erfolgreiche Kampf gegen verschiedene Infektionskrankheiten. Dazu zähle auch Malaria, berichteten die federführenden Autoren der US-amerikanischen Universität von Washington in Seattle.

Von Silvia Kusidlo (dpa)


Weltgesundheitsorganisation: Mehr als 400 000 Malaria-Opfer pro Jahr

Kleiner Stich mit bösen Folgen: Malaria ist in vielen Regionen der Welt eine der Haupttodesursachen. Geldmangel und Resistenzen erschweren den Kampf gegen die Tropenkrankheit.

Fast 430.000 Menschen sind im vergangenen Jahr Schätzungen zufolge an Malaria gestorben. Die meisten Opfer waren jünger als fünf Jahre, rein rechnerisch kam etwa alle zwei Minuten ein Kind durch die Tropenkrankheit ums Leben. Das geht aus dem neuen Malaria-Report der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hervor. Die weitaus meisten Todesfälle (92 Prozent) gab es in Afrika.

Die WHO berichtete in ihrem am Dienstag in London veröffentlichten Report aber auch über große Erfolge. Die Zahl der Neuerkrankungen sei zwischen 2010 und 2015 weltweit um 21 Prozent und die Sterblichkeitsrate um etwa 29 Prozent zurückgegangen. Die Erreger von Malaria werden durch Stechmücken auf den Menschen übertragen.

Die WHO warnte vor Rückschlägen

„Vor allem die Lage der Frauen und Kinder in Afrika hat sich deutlich gebessert“, berichtete der Direktor des WHO-Malaria-Programms, Pedro Alonso. So seien schnelle Diagnosen bei Kindern und die vorbeugende Behandlung von Schwangeren mit dem Mittel Sulfadoxin-Pyrimethamin erheblich ausgeweitet worden. Dadurch konnte dem Report zufolge das Leben vieler Schwangerer und Babys gerettet werden.

Auch schlafen laut WHO in den Ländern südlich der Sahara immer mehr Menschen unter Moskitonetzen, die mit Insektenschutzmitteln imprägniert sind. Ein weiterer Erfolg: Kirgistan und Sri Lanka gelten seit einigen Monaten offiziell als malariafrei. Die WHO warnte jedoch vor Rückschlägen: Sie forderte zahlreiche Länder zu mehr finanziellen Hilfen auf, um die Krankheit zu besiegen. „Wir wollen zum Beispiel in zehn weiteren Ländern die Malaria bis zum Jahr 2020 eliminieren“, sagte Richard Cibulskis von der WHO. Auch Resistenzen etwa gegen den Wirkstoff Artemisinin machten den Kampf gegen die Krankheit schwierig. Solche Resistenzen seien in fünf südostasiatischen Ländern am Mekong nachgewiesen worden.

In Deutschland gibt es nur eingeschleppte Fälle von Malaria. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts in Berlin wurden im vergangenen Jahr 1068 Erkrankungen registriert – so viele wie nie zuvor. Experten vermuten, dass infizierte Flüchtlinge aus Afrika zu dem Höchststand beigetragen haben könnten.

Quelle: dpa