Wird man im Alter Übergewicht schwerer wieder los?

Mit den Jahren kommen häufig auch die Kilos. „Im Alter wird man Übergewicht schwerer wieder los“ rechtfertigt manch einer die überschüssigen Pfunde. Aber stimmt das eigentlich? Ja, sagt Michael Boschmann vom Zentrum für Klinische Forschung an der Charité Universitätsmedizin – Berlin. „Mit zunehmendem Alter wird es schwieriger. Man muss mehr Kalorien reduzieren, als es bei Jüngeren der Fall ist.“ Das hat mehrere Gründe.

Wer in jungen Jahren zu viel isst, nimmt nicht sofort zu. Vielmehr versuche der Körper, die überschüssige Energie als Wärme abzugeben, erklärt Boschmann. Nach mehreren Jahren Kalorienüberschuss passt sich allerdings der Körper an. „Meist mit Mitte, Ende 30 verstellt der Körper offensichtlich einen Sollwert für den Körperfettanteil, und man nimmt zu.“ Die Kilos nach der Sollwertverstellung wieder loszuwerden, braucht Zeit.

Außerdem nimmt ab Mitte, Ende 50 schon rein physiologisch die Muskelmasse ab, die Fettmasse dagegen zu. Die Folge: Der Grundumsatz sinkt, also die für die Aufrechterhaltung aller Körperfunktion notwendige Energie. Ab 60 Jahren brauchen Männern bis zu 400 Kalorien, Frauen bis zu 300 Kalorien weniger. Wer trotzdem wie vorher weiterisst, nimmt zu.

Um abzunehmen ist es vor allem entscheidend, die Kalorienzufuhr zu reduzieren, betont Boschmann. Crash-Diäten sind jedoch nicht sinnvoll. Stattdessen sollte man sich vornehmen, maximal zehn Prozent des Ausgangsgewichts abzunehmen. Das reduzierte Körpergewicht muss dann für mindestens drei Monate gehalten werden. Dann kann man sich die nächsten fünf bis zehn Prozent vornehmen. So gelingt es am ehesten, den verstellten Sollwert wieder Richtung „normal“ zu verschieben. Boschmann empfiehlt vor allem Bewegung: Gartenarbeit, Treppensteigen, häufige Wechsel von Sitzen und Stehen sowie Gehen – am besten 10.000 Schritte am Tag. Das aktiviert den Fettstoffwechsel und erhält Muskelmasse und Fitness.

Quelle: dpa