AOK-Vorstände Graalmann und Deh treten im Streit zurück

Nur zwei Sätze ist die jüngste Mitteilung der AOK lang – doch sie hat es in sich: Das Duo an der Spitze hört auf. Hintergrund ist ein schon lange schwelender Machtkampf.

Wegen eines tiefgreifenden Zerwürfnisses treten die geschäftsführenden Vorstände des AOK-Bundesverbandes, Jürgen Graalmann und Uwe Deh, zurück. Grund seien “divergierende Auffassungen zur künftigen Aufstellung, Ausrichtung und Weiterentwicklung des Verbandes”, teilte die AOK am Donnerstag in Berlin mit. Dem Schritt ging nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur ein monatelanger Machtkampf zwischen den beiden Spitzenfunktionären voraus.

Bis zur Wahl eines neuen geschäftsführenden Vorstandes übernehmen die Chefs der AOK NordWest, Martin Litsch, und der AOK Nordost, Frank Michalak, die Aufgaben. Die Interimszeit könne sich mehrere Monate hinziehen, hieß in Kreisen der Kasse.

Der 46-jährige Graalmann rückte 2009 nach einer Laufbahn in verschiedenen Positionen bei der Barmer und der AOK zum geschäftsführenden AOK-Vorstand auf und übernahm 2011 dessen Vorsitz. Der gebürtige Ostfriese machte durch frisches Auftreten in der Öffentlichkeit und Einsatz für Krankenkassen-Innovationen auf sich aufmerksam. Deh kam 2011 in den AOK-Vorstand und trat immer wieder als Kritiker von Unzulänglichkeiten in der deutschen Krankenhauslandschaft hervor. Zuvor war Deh Vorstand der AOK Sachsen-Anhalt.

In der AOK wurde der spektakuläre Schritt als “Gau” bezeichnet. Eine Schwächung des AOK-Systems drohe, hieß es. Dass sich an der Verbandsspitze etwas ändert, kam für Insider dabei nicht überraschend. So hatte Graalmann bereits in einem Schreiben an den Verwaltungsrat mitgeteilt, dass eine gemeinsame Führung mit Deh an ihre Grenzen stößt.

Der AOK-Verband vertritt die Interessen der Ortskrankenkassen gegenüber der Politik, dem Krankenkassen-Spitzenverband und Ärzten und Kliniken. Bundesweit gibt es elf AOK mit mehr als 24 Millionen Versicherten.

Quelle: dpa