Blaue Flecken: Kühlen, hochlegen, abwarten

© picture alliance/dpa Themendienst

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Erst ist er blau, dann wird er grün, schließlich gelb – und irgendwann ist er auch wieder weg. Ein blauer Fleck als Folge von Schlägen, Stürzen oder Sportverletzungen heilt oft aus, ohne dass ein Arzt um Rat gefragt werden muss. Es gibt aber auch andere Fälle.

Wieder mal nicht aufgepasst und gegen die Tischkante, das Bett oder irgendetwas anderes Hartes gedonnert: Der Schmerz geht oft schnell vorbei. Was für einige Zeit bleibt, ist ein blauer Fleck – also ein Bluterguss. Oft ist er harmlos. Aber ein Hämatom – so der medizinische Fachbegriff – kann auch gefährlich sein. Mitunter muss er operativ entfernt werden.

Bluterguss – was passiert da eigentlich im Körper?

„Ein Bluterguss ist eine Blutung im Körper, ohne dass Blut nach außen tritt“, sagt Peter Walger, leitender Arzt für Internistische Intensivmedizin und Infektiologie an den Johanniter-Kliniken in Bonn. „Der Bluterguss entsteht durch eine Quetschung von Gewebe, bei der Mikrogefäße unter der Haut einreißen“, erläutert der Münchner Sportmediziner Professor Martin Halle. Dadurch kommt es zu Blutungen.

Was sind die Ursachen?

Neben dem Gegendonnern können natürlich Stürze, Schläge oder Tritte Blutergüsse nach sich ziehen. Zu einem Hämatom kann es auch nach einer Blutabnahme oder bei einer Operation kommen. Wer blutverdünnende Medikamente einnehmen muss, ist anfälliger für blaue Flecken als andere. Bei Menschen mit gestörter Blutgerinnung besteht die Gefahr, dass es zu spontanen Einblutungen kommt. Schon ein kleiner Stoß kann ein großes Hämatom verursachen. Hier ist immer sofortige medizinische Hilfe erforderlich. „Auch mit zunehmendem Alter treten häufiger Blutergüsse auf“, so Walger. Denn die Gefäßwände sind dünner, so dass die Gefäße schneller reißen können.

Blaue Flecken ohne offensichtlichen Grund – was nun?

Die Ursache sollte unbedingt von einem Arzt abgeklärt werden. „Es kann sich hierbei um eine harmlose Neigung zu Blutergüssen handeln“, erklärt Walger. Möglich ist auch, dass der Bluterguss die Nebenwirkung eines eingenommenen Medikaments ist. Manchmal steckt auch eine gestörte Blutgerinnung bei einer bis dahin nicht bekannten Erkrankung dahinter. Auch ein Tumorleiden kann die Ursache sein.

Wegen eines Blutergusses ins Krankenhaus – gibt es das?

Kommt es zum Beispiel zu Einblutungen in innere Organe oder ins Gehirn, dann kann dem Patienten oft nur mit einer Operation geholfen werden. Sehr gefährlich sind Hirnblutungen. Ein operativer Eingriff kann auch vonnöten sein, wenn sich ein Bluterguss zum Beispiel in einem Gelenk befindet. Würde dieser nicht beseitigt, könnte es zu einer schweren Beeinträchtigung des Gelenkes und letztlich zur Versteifung kommen.

Können sichtbare Hämatome auch mit Medikamenten behandelt werden?

Die Blutergüsse selbst nicht, aber die Symptome, die sie verursachen. Dafür gibt es eine Vielzahl von Präparaten. Bei großflächigen Hämatomen etwa, die mit starken Schmerzen verbunden sind, kann ein Arzt Schmerzmittel verschreiben. „Erhältlich sind schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkstoffe sowohl als Tabletten als auch in Form von Salbe und Gel“, sagt Rolf-Günther Westhaus, Apotheker in Essen. Ein Teil dieser Präparate kann ohne Rezept in der Apotheke gekauft werden. Auch Mittel aus der Naturheilkunde können helfen, ergänzt der Mediziner und Heilpraktiker Thomas Sokollik aus Kreuztal (NRW). So können etwa mit einer Tinktur der Pflanze Arnika Entzündungen gehemmt und Schwellungen gelindert werden. Helfen kann laut Sokollik auch das Enzym der Ananas – Bromelain. Es lindert Schmerzen und Entzündungen.

Gestoßen oder gestürzt – wie geht man am besten damit um?

Die betroffene Stelle sollte möglichst umgehend gekühlt werden. Je schneller die Kühlung durchgeführt wird, desto besser. Durch die Kälte ziehen sich die Blutgefäße zusammen. Das verhindert, dass der Bluterguss immer größer wird. „Das Kühlen hilft auch, eine mögliche Schwellung einzudämmen“, erklärt Westhaus. Die betroffene Stelle hoch zu lagern, schont das verletzte Gewebe. Auch ein Kompressionsverband kann Linderung bringen und helfen, ein übermäßiges Einbluten und Anschwellen der betroffenen Stelle zu verhindern. Sokollik rät dazu, ihn etwa 45 bis 60 Minuten zu tragen.

Wann muss ein blauer Fleck nach Sturz oder Stoß professionell versorgt werden?

Wenn es zu weiteren Beschwerden kommt – etwa Kreislaufproblemen, Fieber oder Bewegungseinschränkungen. „Gleiches gilt für Übelkeit, Schwindel und Bewusstlosigkeit bei Kopfverletzungen“, erklärt Sokollik. In solchen Fällen sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden, damit er die genaue Ursache abklärt und behandelt.

Beschleunigt ständiges Kühlen die Heilung?

Nein. „Das Kühlen hilft unmittelbar nach dem Vorfall im Prinzip nur gegen die Schwellung“, erläutert Westhaus. Nach dem Kühlen und Hochlegen der betroffenen Stelle sowie des eventuellen Tragens eines Kompressionsverbandes in der Anfangsphase ist etwas Geduld gefragt. Ein sichtbarer blauer Fleck ist in der Regel nach etwa zwei bis drei Wochen wieder verschwunden. Bei dem einen dauert es etwas länger, bei dem anderen geht es schneller. „Ein Kühlen des blauen Flecks zu einem späteren Zeitpunkt als in der Anfangsphase bringt gar nichts“, sagt Halle.

Von Sabine Meuter (dpa)