Darmkeim gefährdet Frühgeborene in Freiburger Uni-Klinik

In der Intensivstation für schwache Frühgeborene werden zwei Kinder krank. Sie haben sich mit einem gefährlichen Keim infiziert. Auch auf anderen Babys taucht er auf.

In der Intensivstation für Frühgeborene der Freiburger Universitätsklinik haben sich zwei Babys mit einem gefährlichen Darmkeim infiziert. Bei sechs weiteren Frühchen wurde der Keim auf dem Körper nachgewiesen, wie der Leiter der Pädiatrischen Intensivmedizin, Hans Fuchs, am Donnerstag sagte. Die beiden mit dem Bakterium Serratia marcescens infizierten Kinder seien nicht in Lebensgefahr. Viele Menschen hätten diese Bakterien im Darm, sie stellten in der Regel kein Risiko dar. Gerade bei schwachen Frühgeborenen sei die Infektion aber potenziell lebensbedrohlich, sagte der Arzt.

Dass sich generell Bakterien auf Kindern fänden, sei nicht ungewöhnlich, sagte Fuchs. Gefährlich sei aber, wenn sich ein einzelner Keim innerhalb der Station auf andere verbreitet. Mit mehr Überprüfungen und strengeren Regeln zur Hygiene soll das verhindert werden. Dass sich mehr Kinder infizieren, könne aber nicht ausgeschlossen werden. Die Klinik hat eine zweite Intensivstation für Neugeborene eröffnet, bis alle betroffenen Babys entlassen sind. Multiresistent gegenüber Antibiotika sei das Bakterium nicht.

Vermutlich keine Verbreitung des Bakteriums auf andere Teile der Klinik

Die Eltern seien von Anfang an informiert gewesen und könnten ihre Kinder auch weiterhin besuchen, sagte Fuchs. Derzeit liegen elf Frühgeborene auf der Station. Bei einigen von ihnen sei der Keim bisher nicht nachgewiesen worden. Sie lägen innerhalb der Station abgetrennt. In andere Teile der Klinik hätten sich die Bakterien wohl nicht verbreitet. „Ausschließen kann man im Moment gar nichts, aber es ist sehr unwahrscheinlich”, sagte Fuchs.

Die erste Infektion wurde bereits Anfang Oktober bekannt. Mittlerweile ist das betroffene Kind entlassen. Bei der wöchentlichen Überprüfung der kleinen Patienten sei der Keim dann zwar nicht im Blut, aber auf den Körpern von sechs weiteren Kindern aufgetaucht. Daraufhin wurden die Behandlungsteams von betroffenen und nicht-betroffenen Kindern aufgeteilt und die Umgebung – etwa Wasserhähne, Infusionsflaschen oder Maschinen – auf Keime geprüft.

Zunächst habe er sich auch nicht weiterverbreitet, sagte der Hygienebeauftragte des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin, Philipp Henneke. Doch Anfang dieser Woche wurde der Keim im Blut eines weiteren Babys entdeckt, das erkrankte.

Entlassung der infizierten Babys erst nach Weihnachten

Wegen der neu eingerichteten Ersatz-Intensivstation sei ein Aufnahmestopp von Frühgeborenen nicht nötig, sagte Fuchs. Wenn alle derzeit vom Keim betroffenen Kinder nach und nach entlassen sind, soll sie wieder geschlossen werden – das könne aber dauern. „Leider ist es so, dass wir die letzten Entlassungen erst erheblich nach Weihnachten erwarten”, meinte der Arzt.

Serratien oder Serratia gehören zur Familie der Darmbakterien. Sie kommen im Darm von Menschen und Tieren vor, aber auch in der Umwelt wie in Boden, Wasser, Pflanzen und Nahrungsmitteln. Meist sind sie harmlos. Gefährlich sind die Bakterien vor allem für Menschen mit geschwächtem Immunsystem.

Immer wieder treten in Krankenhäusern teils auch resistente Keime auf. Im Frühjahr hatten sich in der Berliner Uni-Klinik Charité vier frühgeborene Säuglinge mit dem Darm-Bakterium Serratia marcescens infiziert, alle überlebten. Auch in anderen Kliniken gab es in den vergangenen Jahren immer wieder gefährliche Infektionen bei Babys. In Bremen starben 2011 drei Frühchen, mehrere erkrankten schwer.

Quelle: dpa