Eiweiß für Sportler: Was bringen Riegel, Shakes und Co? 

Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/Verwendung weltweit

Protein ist in. Die Supermärkte sind voller Eiweiß-Produkte, von Getränken bis zu Käse. Doch was haben Sportler davon? Experten raten, die Inhaltsstoffe gut zu studieren und die Präparate eher sparsam zu nutzen. Denn ein Ersatz für echtes Essen sind sie nicht.

Sportler brauchen Eiweiß, auch Protein genannt. Da ist es kein Wunder, dass es gerade im Fitnessbereich zahlreiche Produkte gibt, die eine Zusatzdosis des wertvollen Stoffs versprechen. Doch ist die wirklich nötig? Denn in der Regel lässt sich der Eiweißbedarf eines Erwachsenen durch eine ausgewogene Ernährung gut abdecken, sagen Experten.

Fertigprodukte sehen sie daher eher kritisch: Protein kann den Muskelaufbau zwar positiv beeinflussen, wenn es kurz vor oder bis zu zwei Stunden nach dem Sport eingenommen wird, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Allerdings nur bis zu einem gewissen Grad. „Ein Mehr an Eiweiß bringt kein Mehr an Muskeln“, sagt die Ernährungswissenschaftlerin Silke Restemeyer von der DGE. Ein gezieltes und intensives Training sei effektiver.

Die Zutatenliste sollte so kurz wie möglich sein

Andere Experten sehen das grundsätzlich ähnlich: Riegel oder Drinks bieten keine besondere Proteinzusammensetzung, die Nahrung nicht liefert, sagt Hans Braun aus der Abteilung Sporternährung im Institut für Biochemie an der Deutschen Sporthochschule Köln.

Und doch haben die Präparate ihren Nutzen: „Notwendig sind Eiweißprodukte nicht, aber sie sparen eine Menge Zeit“, sagt Günter Wagner vom Deutschen Institut für Sporternährung. Auch für Ernährungsberater und Personal Trainer Nino Herrscher sind die Fertigprodukte eher eine Notfalllösung. Zum Beispiel dann, wenn jemand viel unterwegs ist und wenig Zeit zum Kochen hat.

Sportler können den Experten zufolge bei intensivem Training bis zu zwei Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht zu sich nehmen. Hier sind besonders die sogenannten unentbehrlichen oder essenziellen Aminosäuren Leucin, Isoleucin und Valin wichtig, außerdem Lysin, Methionin, Phenylalanin, Threonin und Tryptophan. Wer also ein entsprechendes Produkt verwenden will, sollte darauf achten, dass diese enthalten sind und der Proteinanteil höher als 25 Prozent ist. Dabei sind vegane Produkte genauso hochwertig wie Drinks oder Riegel mit tierischem Molkenprotein.

„Generell sollte die Zutatenliste so kurz wie möglich und der Zuckeranteil nicht zu hoch sein“, rät Personal Trainer und Ernährungsberater Tobias Süß. Neben tierischem oder pflanzlichem Protein seien meist Verdickungsmittel, Aromen und eventuell Süßstoffe enthalten. Leistungssportler könnten zudem einen Blick auf die Kölner Liste werfen. Sie führt Nahrungsergänzungsmittel mit minimiertem Dopingrisiko auf. „Gerade bei Produkten aus den USA kann das wichtig sein“, warnt Herrscher.

Braun schlägt vor, die Proteinmengen auf vier bis fünf kleinere Portionen zu je 20 Gramm zu verteilen. „Wenn man weiß, man kommt unmittelbar nach einem intensiven Training nicht so schnell zum Essen, kann ein Shake helfen.“ Wird der Shake mit Milch zubereitet, sollte man aber berücksichtigen, dass diese ebenfalls Protein enthält: „100 Milliliter Milch haben etwa dreieinhalb Gramm Eiweiß.“

Wer abnehmen möchte und gerade deswegen Sport treibt, kann seine Proteinzufuhr eventuell nicht vollständig über die Nahrung abdecken. Hier kann ein Präparat ebenfalls hilfreich sein, sagt Braun. „Echtes Essen wird natürlich immer vorgezogen, aber ausnahmsweise kann man mal eine Mahlzeit durch einen Drink ersetzen“, erklärt Süß.

Soja, Linsen und Erbsen enthalten ebenfalls viel Eiweiß

Personen mit Vorerkrankungen wie Nieren- oder Leberschäden sollten vor dem Griff zu Protein-Produkten mit ihrem Arzt sprechen. Denn dann spiele die normale Ernährung eine wichtige Rolle, erklärt Süß: Ist sie ohnehin schon sehr eiweißhaltig, können weitere Zugaben unnötig belasten. Bei Nierenschäden sollte die Wasseraufnahme zum Beispiel umso höher sein, je höher die Proteinaufnahme ist. Nur dann könnten überflüssige Harnstoffe ausgeschieden werden. Und Diabetiker müssen beachten, dass sie mit einem Eiweiß-Drink oder -Riegel zusätzliche Kohlenhydrate aufnehmen.

Eine eiweißreiche Alternative zu Fertigprodukten sind laut DGE neben Fleisch, Fisch, Milchprodukten und Eiern vor allem Hülsenfrüchte wie Soja, Linsen und Erbsen. Nüsse und Samen sind ebenfalls ideale Eiweiß-Lieferanten, und auch Getreideprodukte wie Brot tragen zur optimalen Versorgung bei.

Am besten kombiniert man verschiedene eiweißreiche Lebensmittel, etwa Kartoffeln mit Ei, Vollkornbrot mit Käse oder auch Linsengemüse mit Reis. Ein selbst gemachter Shake aus einem halben Liter Milch mit Bananen oder Kakao schmeckt nicht nur lecker, die Zubereitung geht auch recht schnell. „Da ist zwar Zucker drin“, gibt Braun zu. „aber gerade im Leistungsbereich können die Sportler das gut nutzen.“

Mit etwas Fantasie kann Eiweißpulver sogar für Abwechslung im Speiseplan sorgen. Herrscher verwendet es zum Beispiel für die Zubereitung von Süßspeisen, etwa im Müsli oder in selbst gemixten Smoothies: „Mit gefrorenen Früchten und Joghurt oder Getreidemilch wird daraus Eis.“

Von Bernadette Winter (dpa)