Nach einem Tiefpunkt bei den Organspenden 2014 sind erstmals seit Jahren wieder mehr Menschen zur Spende bereit. In vier von sieben Spenderregionen der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) wird seit einigen Monaten ein Anstieg der Organspenden registriert. Dies berichtete der Präsident der Deutschen Transplantationsgesellschaft (DTG), Professor Björn Nashan, zum Abschluss des 132. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie in München.
Nach Zahlen der Stiftung gab es 2012 bundesweit 1046 Organspenden. 2013 waren es nur noch 876, im vergangenen Jahr 864 – jeweils ohne Lebendspenden. Jetzt gibt es laut Nashan erstmals wieder eine positive Tendenz. Im ersten Quartal des laufenden Jahres registrierte die DSO demnach 242 Organspenden, im gleichen Vorjahres-Zeitraum waren es nur 204.
In Deutschland warten fast 11.000 Schwerkranke auf ein Spenderorgan, die meisten auf eine neue Niere. Für die Vermittlung der Organe ist die Stiftung Eurotransplant mit Sitz in den Niederlanden zuständig. Der Patient muss auf der Warteliste eines Transplantationszentrums stehen. Berichte über Manipulationen bei diesen Wartelisten und bei der Verteilung der Spenderorgane, aber auch Bedenken mit Blick auf die Feststellung des Hirntods hatten für Verunsicherung und einen Rückgang der Spendenbereitschaft gesorgt.
Vertrauen in Transplantationsmedizin nimmt wieder zu
Nach und nach werde Vertrauen zurückgewonnen, sagte Nashan, der die Transplantationsabteilung am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf leitet. Eine Rolle spiele mehr Transparenz und die Einbindung weiterer Ärztegruppen bei der Entscheidung über die Organentnahme.
Die wieder zunehmend positive Haltung der Deutschen zeige sich auch in steigenden Anrufen von Spende-interessierten Menschen beim Info-Telefon der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und der Stiftung Organtransplantation. Damit werde «auch eine Anerkennung der eingeleiteten Aufarbeitungsprozesse signalisiert», sagte Nashan.
Unter anderem hat die Bundesärztekammer die Richtlinien zur Feststellung des Hirntods verschärft. Künftig soll einer der beiden Ärzte, die den Hirntod feststellen, Facharzt für Neurologie oder Neurochirurgie sein, sich also mit Nerven und Gehirn auskennen.
Quelle: dpa