Bei der Bewertung von Pflegequalität wird Gewaltprävention nach Einschätzung des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) noch viel zu wenig beachtet. Der Vorstandsvorsitzende des Zentrums, Ralf Suhr, erklärte am Mittwoch in Berlin: „Die Politik muss sicherstellen, dass sich mit der Reform der Pflegenoten hier etwas grundlegend ändert. Gewaltprävention muss zentraler Punkt der pflegepolitischen Agenda nach der Bundestagswahl sein.“
Sowohl Pflegende als auch Pflegebedürftige können gewaltsam handeln. Um neue Anhaltspunkte zur Bedeutung des Themas in der professionellen Pflege zu gewinnen, hat das ZQP Profis in stationären Einrichtungen befragt. 47 Prozent der Pflegedienstleitungen und Qualitätsbeauftragten halten demnach „Konflikte, Aggression und Gewalt in der Pflege“ für ein Thema, das stationäre Pflegeeinrichtungen vor „ganz besondere Herausforderungen“ stelle.
Nach Einschätzung der Befragten zeigt sich Gewalt professioneller Pflegekräfte gegen Pflegebedürftige am häufigsten in verbalen Übergriffen. Immerhin gaben zwei Prozent häufige verbale Übergriffe an, 23 Prozent sprachen von gelegentlichen verbalen Übergriffen, 55 Prozent sehen solche Gewalt eher selten. Gewalt gegen Pflegebedürftige drückt sich auch in Vernachlässigung aus (oft: zwei Prozent, gelegentlich: 17 Prozent, selten: 39 Prozent) oder in körperlichen Übergriffen (oft: ein Prozent, gelegentlich: sieben Prozent, selten: 38 Prozent) und „freiheitsentziehenden Maßnahmen“ (oft: vier Prozent, gelegentlich: fünf Prozent, selten: 25 Prozent).
Quelle: dpa