Motivationstrainer auf vier Pfoten

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Sind Hunde die besseren Motivationstrainer? Einer englischen Studie zufolge halten sie Senioren besser in Bewegung. Auch andere Forscher kommen zum Ergebnis: Der „beste Freund des Menschen“ tut gut.

Hundebesitzer und -freunde müssen nicht überzeugt werden: Der Vierbeiner macht Arbeit, gibt aber auch viel zurück. Dass Hunde nicht nur der vielbeschworene beste Freund des Menschen sind, sondern auch gut für die Gesundheit, ist vor allem an englischsprachigen Hochschulen ein Forschungsthema. Eine vor wenigen Wochen veröffentlichte Studie der University of East Anglia kommt zu dem Schluss, dass Hunde für ältere Menschen der Schlüssel zu mehr körperlicher Aktivität sein können.

Für ihre Studie hatten die Wissenschaftler 3000 Senioren befragt und eine Woche lang mit einem Schrittmesser das Bewegungsverhalten erfasst. „Wir wissen, dass körperliche Aktivität mit zunehmendem Alter nachlässt“, sagte Autor Yu-Tzu Wu. Zwar habe man erwartet, dass Hundebesitzer sich dank Gassigehen mehr bewegen als viele hundelose Menschen, aber einige Ergebnisse seien dennoch überraschend.

Das Bedürfnis des Hundes nach Auslauf motiviert zu mehr Bewegung

„Wir waren erstaunt, dass die Menschen, die mit Hunden spazieren gegangen sind, an den dunkelsten und verregnetesten Tagen im Durchschnitt länger körperlich aktiv waren und weniger Zeit mit Herumsitzen verbrachten als die Menschen ohne Hunde an den wärmsten und sonnigsten Tagen“, berichtete Projektleiter Andy Jones.

Eine Erklärung: Wer mit einem Hund unterwegs ist, geht auf die Bedürfnisse des Tieres nach Auslauf ein – dies sei möglicherweise eine stärkere Motivation, als nur für die eigene Fitness in Bewegung zu bleiben. Durchschnittlich bewegten sich die Hundebesitzer täglich 30 Minuten länger als die hundelosen Teilnehmer der Studie.

Allerdings schließen die Wissenschaftler aus diesen Ergebnissen nicht, dass sich alle älteren Menschen einen Hund zulegen sollten, da sich nicht jeder um ein Tier kümmern könne.

Schon jetzt gibt es Programme, in denen Senioren zweimal in der Woche mit einem Hund aus dem Tierheim spazieren gehen, sagt die Psychologin Andrea Beetz aus Erlangen. Sie gehört zu den wenigen deutschen Wissenschaftlern, die über die gesundheitlichen Effekte von Heimtieren geforscht hat.

Kontakt mit Hunden tut auch der Pysche gut

„Es ist tatsächlich so, dass die Fitnesswerte dann besser werden und die Leute auch weniger oft schwänzen“, sagt Beetz. „Wenn sich die Senioren mit Menschen treffen, dann sagen sie öfter mal ab. Aber für den Hund reißen sie sich eher zusammen.“

Und der Kontakt mit einem Vierbeiner könne nicht nur das körperliche Wohlbefinden steigern, betont sie. Auch werde die Einsamkeit jener alten Menschen verringert, die allein leben und wenig Sozialkontakte haben. Denn sie seien dann auch mit einem Betreuer oder in einer Gruppe unterwegs. Da werde auch geredet – und sei es nur über die Eigenarten der jeweiligen Hunde, sagt Beetz, die seit Jahren „tiergestützte Intervention“ erforscht – also den Einsatz von Tieren bei therapeutischer Behandlung.

Hunde seien da besonders geeignet: „Der Hund ist das Tier, dass am besten durch Domestikation auf uns Menschen eingestellt ist.“ Ob autistische Kinder, verhaltensauffällige Jugendliche oder Demenzpatienten – der Blick aus braunen Hundeaugen erreicht auch jene, die der Umgang mit Mitmenschen vor Herausforderungen stellt.

„Nicht jeder Hund kann spontan als Therapiehund eingesetzt werden“

Gerade Demenzpatienten könnten davon profitieren, sagt Beetz. Denn Menschen, die ihre Umwelt nicht mehr erkennen und auf Fremde oft mit Misstrauen reagierten, empfänden körperlichen Kontakt zu dem Hund als beruhigend. „Der Hund darf den Kopf in den Schoß legen, der kann gekrault werden“, sagt sie zum Einsatz von Besuchs- und Therapiehunden.

Studien zufolge werde da bei vielen Menschen das Hormon Oxytocin ausgeschüttet – bekannt als „Kuschelhormon“. „Die Stressrate geht runter, Ängste verringern sich, Vertrauen wird gestärkt“, so Beetz zur Wirkung, die Therapiehunde auf Demenzpatienten haben können – vorausgesetzt, dass diese nicht grundsätzlich Angst vor Hunden haben.

Doch nicht jeder Hund kann spontan als Therapiehund eingesetzt werden, betont Beetz. Das Tier brauche eine entsprechende Ausbildung – und müsse bestimmte Eigenschaften mitbringen: „Der Hund muss von klein auf gut mit Menschen sozialisiert sein, er sollte verträglich sein, natürlich Spaß am Kontakt mit Menschen haben und auch eine gewisse Neugier mitbringen.“

Von Eva Krafczyk (dpa)