Sie sollen für maximale Sicherheit sorgen, stehen dabei aber massiv unter Zeit- und Kostendruck: Viele Beschäftigte in der Fluggastkontrolle klagen über schlechte Arbeitsbedingungen. Zwei Gründe dafür: die Dienstpläne – und die Passagiere.
„Bitte alles aus den Taschen räumen, die Jacke müssen Sie ausziehen, Laptop in der Tasche?“ Der Gang durch die Fluggastkontrolle macht wohl kaum einem Flugreisenden Spaß. Doch auch für die Beschäftigten dort ist die Arbeit kein Zuckerschlecken, wie eine neue Studie des Instituts für Arbeit und Qualifikation (IAQ) an der Universität Duisburg-Essen zeigt.
„Die Beschäftigten in der Fluggastkontrolle finden ihre Arbeit schon bedeutungsvoll und haben auch Spaß daran“, sagt Forscherin Christin Schröder, Autorin der Studie. Gleichzeitig leiden die Kontrolleure aber massiv unter Stress und mangelnder Wertschätzung von allen Seiten.
Da sind einmal die Arbeitgeber und Vorgesetzten, erklärt die Soziologin. „Was sich dann zum Beispiel in fehlerhaften Lohnabrechnungen oder einem rauen Umgangston äußert.“ Zweitens gebe es aber auch gesellschaftlich nicht genug Wertschätzung: Zu oft würden die Kontrolleure von Passagieren nur als Hindernis wahrgenommen – und entsprechend behandelt.
Am meisten zu schaffen macht den Beschäftigten aber der doppelte Druck: Einerseits sollen sie gründlich kontrollieren und so maximale Sicherheit schaffen, andererseits aber möglichst schnell arbeiten, um die Kosten klein zu halten. „Das Gefühl, dass die eigene Arbeit wichtig ist, man sie aber nicht so gut machen kann, wie man eigentlich möchte, kratzt natürlich massiv am eigenen Stolz“, erklärt Schröder. Die Folge: Sorgen, Stress, Anspannung – die sich unter anderem in einer hohen Zahl von Krankheitsfällen äußert.
Hinzu kommt mangelnde Planungssicherheit: Wie viele Mitarbeiter an der Kontrolle stehen müssen, geben die öffentlichen Auftraggeber vor. Die orientieren sich wiederum an den Flugplänen, sagt Schröder, die Kosten sollen schließlich gering bleiben. Die Vorgaben kommen deshalb oft kurz vor knapp – also zum Beispiel am 20. eines Monats für den Folgemonat. Ein Dienstplan muss dann oft binnen weniger Tage entstehen. „Da kann man sich vorstellen, dass sich die Wünsche und Bedürfnisse der Beschäftigten nur noch sehr eingeschränkt berücksichtigen lassen.“
Und oft werde dieser Dienstplan dann noch weiter geändert, teils nur einen Tag vorher. Gekoppelt mit großen saisonalen Schwankungen, gerade an kleineren Flughäfen, entstehen so familienunfreundliche Arbeitsbedingungen. „Das führt bei den Beschäftigten zu viel Stress, ein normales Privatleben ist da auch nicht möglich.“
Tobias Hanraths (dpa)