Studie: Krankenversicherte haben hohes Solidaritätsempfinden

Sollen ungesunder Lebensstil und nachlässige Gesundheitsvorsorge mit höheren Krankenkassenbeiträgen bestraft werden? Die Versicherten sagen eher Nein zu solchen Beitragsdifferenzierungen.

Das Solidarsystem der Krankenversicherung in Deutschland genießt bei den Bürgern eine sehr hohe Akzeptanz. 95 Prozent der Versicherten sagen, Kinder sollten weiterhin kostenlos mitversichert werden – „auch wenn dadurch die Beiträge der anderen Versicherten etwas höher ausfallen”. Dies geht aus einer nicht veröffentlichten Studie im Auftrag des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Spitzenverband) hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Immerhin noch 82 Prozent sehen das auch so, wenn der Ehepartner, der kein eigenes Einkommen hat, kostenlos mitversichert werden soll. Danach sind auch 90 Prozent der Versicherten der Meinung, dass Geringverdiener wie bisher niedrigere Beiträge zahlen sollten als Versicherte mit hohem Einkommen.

Mehrheit für Solidaritätsprinzip unter den GKV-Beitragszahlern

Zu einer Beitragsdifferenzierung nach Gesundheitsverhalten und Lebensstil wird die Zustimmung der Studie zufolge zurückhaltender. So sind drei Viertel der Befragten dafür, dass Versicherte, die sich um ihre Gesundheit kümmern und regelmäßig an Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen, geringere Beiträge zahlen sollten. Und umgekehrt: Wer sich nicht um seine Gesundheit kümmert, wer viel Alkohol trinkt und sich ungesund ernährt, sollte nach Ansicht von immerhin 57 Prozent höhere Beiträge bezahlen. Eine ganz knappe Mehrheit spricht sich für eine Minderung des Beitrages aus, wenn der Versicherte regelmäßig Ausdauersport betreibt.

Offenbar genießen es die meisten Versicherten, mit der Abrechnung der Krankheitskosten nichts zu tun zu haben. 85 Prozent lehnen es ab, eine Rechnung von ihrem Arzt oder Krankenhaus zu bekommen und das Geld ihrer Krankenkasse vorzustecken.

Wichtig: Recht auf freie Arztwahl

Die freie Wahl des Arztes, des Krankenhauses oder der Krankenkasse hat bei Befragten einen hohen Stellenwert. 97 beziehungsweise 99 Prozent sprechen sich für das Recht aus, den Arzt oder Zahnarzt sowie das Krankenhaus des Vertrauens frei wählen zu können. Und 76 Prozent wollen weiterhin das Recht haben, so oft, wie sie es für richtig halten, zum Arzt gehen zu können. Ebenfalls 76 Prozent finden es auch richtig, dass der Patient direkt einen Facharzt aufsuchen kann.

Mit der Anhebung der Zusatzbeiträge zum 1. Januar bekommen die Versicherten ein Sonderkündigungsrecht. Nach der Studie wollen 80 Prozent, dass sie ihre Krankenkasse jederzeit wechseln können. 90 Prozent sprechen sich für die freie Kassenwahl aus. Die Anforderung, dass Krankenkassen alle zu den gleichen Bedingungen aufnehmen müssen – egal ob gesund oder krank –, wird von 92 Prozent begrüßt.

Knapp drei Viertel der Befragten finden es gut, das Vertreter von Ärzten, Krankenkassen und Krankenhäusern gemeinsam festlegen, was die Krankenversicherung zu zahlen hat. 14 Prozent würden diese Entscheidung lieber der Politik, den zuständigen Ministerien oder andere Aufsichtsbehörden übertragen.

Quelle: dpa