Im Supermarkt steht Kohl nur beim Gemüse, aber er steckt auch im Smoothie oder in Gemüsechips. Gerade Grünkohl hat sich in den vergangenen Jahren vom unliebsamen Wintergemüse zum angesagten Superfood gemausert. Doch was macht Kohl eigentlich so gesund?
Auf einmal geisterte ein Gemüse namens „kale” durch die USA – es landete auf Tellern, in Chipstüten und gruselig aussehenden giftgrünen Getränken. Kale ist hip und schick – aber nicht neu. Bei dem Trendgemüse handelt es sich um nichts anderes als Grünkohl. Der feiert langsam auch in Deutschland ein Comeback. Zu Recht, finden Experten. Grünkohl ist – so wie andere Kohlsorten auch – sehr gesund. Zudem ist das Gemüse einheimisch und wird nicht wie anderes Superfood quer über den Erdball transportiert.
„Mit dem Kohltrend werden neue Akzente in punkto Nachhaltigkeit und regionaler Genuss gesetzt”, sagt die Ernährungswissenschaftlerin und Kochbuchautorin Hildegard Möller. Aber Kohl ist bekanntlich nicht gleich Kohl. Ein Überblick.
Grünkohl
Der Hype um den krausen Grünkohl ist durchaus berechtigt, sagt Harald Seitz vom Bundeszentrum für Ernährung: „Kaum ein Gemüse hat so hohe Gehalte an Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und bioaktiven Substanzen in einer ausgewogenen Zusammensetzung wie Grünkohl.”
Das gilt jedoch nur für frischen Kohl: „Je mehr der Kohl verarbeitet wird, desto weniger der Stoffe aus dem ursprünglichen Produkt sind noch enthalten.” Vor allem Vitamin C ist nicht hitzestabil und geht beim Kochen verloren. Wer also von dem hohen Vitamingehalt des Kohls profitieren möchte, isst ihn am besten frisch als Salat mit einem leichten Dressing oder Dip. Einige Nährstoffe aus dem Grünkohl kann der Körper nämlich nur aufnehmen, wenn das Gericht auch etwas Fett enthält.
Blumenkohl
Anders als andere Kohlsorten, die ja durchaus blähend sein können, gilt Blumenkohl als bekömmlich. Er enthält die Vitamine C, B und K, Eisen und vor allem Kalium. „Kalium entwässert den Organismus”, erklärt Seitz. Eisen sei vor allem für den Sauerstofftransport und die Blutbildung wichtig.
Brokkoli
Die grünen Röschen des Brokkoli enthalten neben Vitamin C, B-Vitaminen und Kalium auch Folsäure. Sie ist zum Beispiel wichtig für die Neubildung von Zellen und den Nervenstoffwechsel. Ebenso wie Blumenkohl und Kohlrabi ist Brokkoli zudem gut verträglich. Außerdem ist er reich an Glucosinolaten. Einige dieser Stoffe haben vermutlich eine krebsvorbeugende Wirkung, erläutert Franziska Hanschen vom Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau. Die Wissenschaftlerin beschäftigt sich seit Jahren mit Kohl. Mehrere Studien hätten die positive Wirkung von Glucosinolat-reichen Gemüsen gezeigt. „Doch zu 100 Prozent kann man das noch nicht sagen.”
Chinakohl
Wie der Name vermuten lässt, stammt der Chinakohl aus dem Reich der Mitte. In Europa ist jedoch Deutschland der führende Produzent dieser Kohlart, so dass er fast rund ums Jahr regional erhält ist. Chinakohl enthält wertvolle Aminosäuren, B-Vitamine, Vitamin C und Glucosinolate. Da sie für den typisch würzigen Geschmack sorgen, werden sie auch Senföle genannt. „Im Vergleich zum Kopfkohl ist Chinakohl außerdem leicht verdaulich und bläht nicht”, erklärt Seitz.
Kohlrabi
Die knackigen Knollen haben ein leicht süßliches bis nussiges Aroma und enthalten unter anderem Glucosinolate, Vitamin C und K, Folsäure sowie die Mineralstoffe Kalium, Kalzium und Magnesium. Neben der Knolle sind auch die Blätter sehr nährstoffreich. Kohlrabi ist zwar ganzjährig erhältlich, im Frühling aber besonders zart.
Rosenkohl
Man mag es kaum glauben, aber Rosenkohl, auch Brüsseler Kohl genannt, enthält mit 100 Milligramm pro 100 Gramm doppelt so viel Vitamin C wie Zitronen oder Orangen. Sein hoher Kaliumgehalt entwässert den Organismus. Außerdem enthält Rosenkohl viele Ballaststoffe, also unverdauliche Pflanzenstoffe, die unter anderem die Darmfunktion anregen und lange satt machen.
Rotkohl
Rotkohl ist zwar sehr beliebt als Beilage zu Fleischgerichten im Winter, allerdings ein eher durchschnittlicher Vitamin-Lieferant. Der sekundäre Pflanzenstoff Anthocyan verleiht dem Kohl seine charakteristische tiefdunkelrote Farbe und schützt den Körper vor schädlichen Sauerstoffradikalen.
Weißkohl
Weißkohl gilt als typisch deutsches Gemüse, da aus ihm Sauerkraut hergestellt wird. Sowohl der Kohl an sich als auch Sauerkraut sind gute Lieferanten von Vitaminen und Mineralstoffen und wirken verdauungsfördernd. Sauerkraut enthält viel Vitamin C und ist mit 18 Kilokalorien pro 100 Gramm sehr kalorienarm.
„Empfindliche Menschen können die blähende Wirkung vermeiden, indem sie den Kohl kurz in Salzwasser kochen, das Kochwasser wegschütten und mit frischem Wasser gar kochen”, rät Harald Seitz. Hildegard Möller empfiehlt frischen Ingwer, Kümmel- oder Fenchelsamen gegen Blähungen: „Die Gewürze am besten direkt zum Würzen der Kohlgerichte verwenden oder zum Herausnehmen in ein Teesäckchen geben und mitkochen.”
Wirsing
Wirsing liefert dem Körper vor allem Glucosinolat. Außerdem enthält er dreimal so viel Folsäure wie die anderen Kopfkohlarten. Ansonsten ist der Nährstoffgehalt des Wirsings mit Weißkohl vergleichbar.
Von Pauline Sickmann (dpa)