Weitere Unregelmäßigkeiten bei Organtransplantationen

Es geht um Leben und Tod: Wieder machen Kliniken mit Unregelmäßigkeiten bei Transplantationen von Organen Schlagzeilen. Um Bereicherung sei es wohl nicht gegangen, heißt es.

An zwei weiteren Universitätskliniken hat es Unregelmäßigkeiten bei Herz- und Lungentransplantationen gegeben, und zwar in Köln und Jena. Die Kliniken bestätigten der Süddeutschen Zeitung (Samstag) entsprechende Informationen aus dem Umfeld der für die Kontrolle der Transplantationszentren zuständigen Prüfungs- und Überwachungskommission (PÜK). An beiden Einrichtungen ging es nach den Klinikangaben darum, schwerkranke Patienten schneller mit einem Spenderorgan zu versorgen. Die verantwortlichen Ärzte hätten sich wohl nicht bereichert.

In Jena wurden der Zeitung zufolge zwischen 2010 und 2012 bei 17 von 31 Herztransplantationen offenbar Patientendaten manipuliert und bei 10 von 28 Lungentransplantationen falsche Werte an die internationale Organverteilungsstelle Eurotransplant übermittelt. In Köln wurden demnach im selben Zeitraum, in dem dort etwa 15 Herztransplantationen stattfanden, bei 6 Patienten Daten manipuliert. Mehrere Organspende-Skandale hatten in den vergangenen Jahren das Vertrauen in die Transplantationsmedizin erschüttert.

In Jena zog die Klinik bereits personelle Konsequenzen: Der damals verantwortliche Leiter des Herztransplantationsprogramms wurde im Juli von seinen Aufgaben entbunden, wie ein dortiger Sprecher der Zeitung sagte. Ein Sprecher des Kölner Uni-Klinikums sagte, die mutmaßlich verantwortlichen Ärzte arbeiteten nicht mehr dort.

Der Medizinische Vorstand des Uniklinikums Jena, Jens Maschmann, bestätigte den Bericht. Die Verstöße seien für sein Haus nicht akzeptabel. Über die Motive könne er aber nur spekulieren „Wir müssen davon ausgehen, dass ein Grund auch darin lag, den betreuten, sehr schwer erkrankten Patienten helfen zu wollen”, sagte Maschmann. Alle Patienten seien extrem schwer krank und auf ein Spenderorgan angewiesen gewesen. „Ausgeschlossen werden kann, dass es finanzielle Anreize gab”, ist Maschmann überzeugt.

Ein Sprecher von Thüringens Wissenschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) erklärte, das Uniklinikum habe das Ministerium über Auffälligkeiten informiert. „Solche Unregelmäßigkeiten sind natürlich nicht akzeptabel und müssen aufgeklärt werden”, sagte der Ministeriumssprecher am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Die Klinik habe bereits nach ersten Hinweisen begonnen, für Aufklärung und Transparenz zu sorgen. Das Ministerium gehe deshalb davon aus, dass vergleichbare Unregelmäßigkeiten bereits ab 2013 ausgeschlossen werden könnten.

Quelle: dpa