Weniger junge Blutspender – mehr ältere Empfänger

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Bislang sind laut Deutschem Roten Kreuz nur etwa drei Prozent der Menschen in Deutschland zu einer Blutspende bereit. Noch können sie den Bedarf decken. Doch die Zahl der Empfänger steigt.

Mit bundesweiten Veranstaltungen zum Weltblutspendertag am 14. Juni will das Deutsche Rote Kreuz an die Bedeutung von Spenden erinnern und neue Spender mobilisieren. Wie steht es um die Spendenbereitschaft in Deutschland? Fragen und Antworten:

Wie viele Menschen spenden Blut?

In Deutschland spenden laut Deutschem Roten Kreuz (DRK) im Schnitt derzeit etwa drei Prozent der gesamten Bevölkerung Blut. Das sei auch in den vergangenen Jahren in etwa so gewesen, sagt Kerstin Schweiger, Sprecherin der DRK-Blutspendedienste. Es könnten aber deutlich mehr sein. Die gesetzlichen Vorgaben erlauben aktuell etwa 33 Prozent das Blutspenden. Spender müssen 18 Jahre alt sein, nach oben gibt es keine gesetzliche Grenze. Beim DRK dürfen Frauen und Männer derzeit jedoch nur bis zum 73. Geburtstag spenden.

Warum dürfen Homosexuelle und Prostituierte kein Blut spenden?

Die Tatsache, dass homosexuelle Männer pauschal von der Blutspende ausgeschlossen sind, ist umstritten. Der Gesetzgeber will damit Risiken für die Übertragung von Krankheitserregern wie etwa dem HI-Virus minimieren. Die entsprechende Richtlinie der Bundesärztekammer schließt aber auch andere Personen aus, deren Sexualverhalten oder Lebensumstände ein deutlich erhöhtes Übertragungsrisiko für schwere Infektionskrankheiten bergen. Dazu zählen auch männliche und weibliche Prostituierte.

Befragung: Männer spenden häufiger Blut als Frauen

Sie gelten eigentlich als Arztmuffel, doch bei der Blutspende übertreffen die Männer die Frauen. Das zeigt eine Befragung, die die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zum Weltblutspendertag an diesem Dienstag veröffentlicht hat. Demnach haben 56 Prozent der Männer in ihrem Leben bereits mindestens einmal Blut gespendet. Bei den Frauen liegt der Anteil bei 42 Prozent. Zudem gibt es unter den blutspendenden Männern mehr Mehrfachspender.

Der Unterschied lasse sich möglicherweise damit erklären, dass Männer auch häufiger Blut spenden dürften, sagte die Sprecherin der BZgA, Marita Völker-Albert. Frauen seien häufiger von Ausschlusskriterien für die Blutspende betroffen als Männer. Dazu zählen unter anderem Schwangerschaft und Eisenmangel. Befragt wurden bundesweit 3795 Personen.

Wie viel Blut wird gespendet?

In den vergangenen Jahren schwankte das Aufkommen an Blutspenden etwas. 2014 wurden in Deutschland 4,3 Millionen Vollblutspenden eingesammelt – etwa so viele wie im Jahr 2000. Dazwischen gab es Jahre, in denen fast die 5-Millionen-Marke erreicht wurde, wie etwa 2010 und 2011, die aus Daten des Paul-Ehrlich-Instituts hervorgeht.

Wo kann man Blut spenden?

Das Deutsche Rote Kreuz deckt mit seinen Blutspendediensten etwa 70 Prozent des Blutbedarfs in Deutschland ab. Darüber hinaus gibt es auch eine Reihe privater und kommunaler Dienste, die etwa von Kliniken organisiert werden. Unter den Privaten ist die Haema AG eigenen Angaben zufolge der größte Anbieter.

Wann gibt es Engpässe?

Urlaubszeit, Feiertage, extreme Wetterverhältnisse, aber auch Grippewellen, Fußball-Großereignisse oder die Pollensaison können Experten zufolge zu Schwankungen bei der Spendenbereitschaft führen. „Angst, dass man stirbt, weil gerade kein passendes Blutprodukt zur Verfügung steht, muss man jedoch nicht haben“, sagt Marion Junghans vom Verband unabhängiger Blutspendedienste (VUBD). Die Notversorgung sei abgesichert. In den vergangenen Jahren sei in Deutschland immer etwa so viel Blut gespendet worden wie benötigt.

Ist die Überalterung der Gesellschaft ein Problem?

Schon jetzt spenden laut DRK immer weniger junge Menschen Blut. Gleichzeitig gibt es immer mehr ältere Empfänger. Diese Entwicklung werde sich in den kommenden Jahren Prognosen zufolge fortsetzen, sagt Kerstin Schweiger vom DRK. Es gehe deshalb darum, weitere Spender zu mobilisieren. Andererseits steige die Lebenserwartung und Vitalität. Dadurch stünden regelmäßige Spender auch länger zur Verfügung, ergänzt Junghans.

Wie wird versucht, drohenden Engpässen entgegenzuwirken?

„In den vergangenen Jahren gab es in der modernen Transfusionsmedizin ein Umdenken“, sagt Schweiger. Die WHO fordere seit einigen Jahren einen bewussteren Einsatz von Blut und Blutprodukten. Europaweit gebe es entsprechende Blut-Managementprogramme. Diese führten zu einem deutlich geringerem Einsatz von Blutprodukten. Auch minimalinvasive Operationen sorgten für einen sparsameren Umgang, ergänzt Junghans.

Wo wird der Bedarf künftig steigen?

„Mehr Menschen mit bisher selten Erkrankungen wie angeborenen Immundefekten werden Zugang zu einer Therapie erhalten“, sagt Marion Junghans. Diese zum Teil lebenslang notwendigen Behandlungen basierten auf Medikamenten, die aus Plasma hergestellt werden. Daher steige der Bedarf an Blutplasma. Mit einer höheren Lebenserwartung und sich weiter entwickelnden Diagnostik steige auch die Zahl der Krebspatienten. Sie bräuchten schon heute die meisten Blut-Präparate.

Warum ist das Blutspenden so wichtig?

„Derzeit gibt es in der Behandlung von bestimmten Krankheitsbildern keine Alternative zur Gabe von Präparaten aus Spenderblut“, sagt Schweiger. Auch bei Unfällen, nach denen Patienten schnell große Mengen an Blut verlieren, seien Blutkonserven dringend nötig.

Wofür wird das Blut gebraucht?

Die meisten Produkte aus Spenderblut (19 Prozent) werden für die Behandlung von Krebspatienten verwendet. Für die Therapie von Herz- und Magen-Darm-Erkrankungen werden jeweils etwa 16 Prozent eingesetzt. 12 Prozent werden nach Unfällen benötigt. Außerdem sind auch Patienten mit Leber- und Nierenkrankheiten oder Blutarmut sowie Frauen nach Komplikationen bei der Geburt auf Spenden angewiesen.

Was bekommt man für eine Blutspende?

Das Deutsche Rote Kreuz zahlt aus ethischen Gründen keine Aufwandsentschädigung für Vollblutspenden. Der VUBD weist darauf hin, dass Blutprodukte wie alle anderen Arzneimittel gehandelt werden und einen entsprechenden Preis haben. Ein Spender habe ein Recht, seinen Aufwand ersetzt zu bekommen, sagt Sprecherin Junghans. Die Haema AG entschädigt ihre Spender beispielsweise mit Gutscheinen aus dem Einzelhandel. Die Uniklinik Köln vergibt bei der ersten Spende auch Gutscheine und zahlt beim zweiten Mal 25 Euro. Diesen Betrag gibt es auch in der Uniklinik Freiburg, in Göttingen sind es 23 Euro.

Quelle: dpa