Wenn Eltern schwer erkranken – neues Hilfsangebot für Kinder

Zukunftssorgen, zu viel Verantwortung, Angst vor Ansteckung – schlimme Erkrankungen der Eltern drohen so manches Kind zu überfordern. Damit Kinder diese schwere Zeit gesund überstehen, bieten Techniker Krankenkasse und Kassenärzte Hilfe an.

Wie verarbeitet es ein Kind, wenn Mama wegen Multipler Sklerose plötzlich im Rollstuhl sitzt, wenn Papa nach einem Schlaganfall nicht mehr sprechen kann? Damit Kinder mit der Diagnose einer chronischen Erkrankung ihrer Eltern nicht überfordert werden, bieten die Kassenärztliche Vereinigung (KV) und die Techniker Krankenkasse (TK) Hilfe an: Profis sollen Mütter und Väter beraten, wie sie schon zu Beginn einer Krankheit Kinder auf die neue Situation vorbereiten können. Dies teilten TK-Landeschef Andreas Vogt und der Vorstandsvorsitzende der KV, Norbert Metke, am Montag in Stuttgart mit. Kinder könnten so lernen, das Verhalten der Eltern nachzuvollziehen, ohne irrationale Schuldgefühle zu entwickeln.

Nach Bayern ist Baden-Württemberg das zweite Bundesland, in dem es ein solches vorbeugendes Angebot gibt. Zunächst können es im Südwesten TK-Versicherte mit Krebs, Aids, Epilepsie, Parkinson und anderen schweren Diagnosen wahrnehmen; die Initiatoren hoffen aber auf einen Schneeballeffekt. Nach Angaben von KV und TK können weitere Krankenkassen sich als Partner beteiligen.

In Bayern gibt es seit zwei Jahren einen ähnlichen Vertrag zwischen der dortigen AOK und der Kassenärztlichen Vereinigung. Nach Auswertung der TK könnten rund 50.000 TK-Versicherte mit 60.000 Kindern im Südwesten das Angebot nutzen. In ganz Baden-Württemberg seien rund eine halbe Million Kinder durch eine chronische Erkrankung ihrer Eltern belastet. Besonders schwer haben es Kinder alleinerziehender Eltern oder Einzelkinder. “Ohne professionelle Hilfe können sie das in aller Regel nicht verarbeiten”, sagte Metke.

Die TK bewilligt für die Familie zwei Sitzungen bei Psychotherapeuten für eine erste Beratung. Darüber hinaus können für die Eltern sechs weitere Termine vereinbart werden – je nach Bedarf mit oder ohne Kinder. Etwa 100 Experten stehen dafür zur Verfügung, vor allem Psychotherapeuten mit Kenntnissen im Umgang mit Kindern und Jugendlichen.

Quelle: dpa