Adamsapfel

Adamsapfel

Eva teilt mit Adam den Apfel der Erkenntnis, Bildausschnitt aus Lucas Cranach (1526), „Adam und Eva“

Männer haben ihn und Frauen auch – den Adamsapfel. Bei Männern ist er allerdings viel stärker ausgeprägt. Aber wozu brauchen wir diesen knorpeligen Vorsprung am Kehlkopf eigentlich?

Er erinnert uns daran, dass der Mensch voll Sünde ist – so besagt es zumindest der Volksglaube, der an die biblische Erzählung vom Sündenfall anknüpft. Eva aß den verbotenen Apfel, Adam tat es ihr nach und beim Schlucken blieb dem Jungspund die Frucht im Halse stecken. Seitdem sind alle Männer mit dem Adamsapfel gezeichnet. Soweit der Aberglaube – doch zurück zur Anatomie.

Was ist der Adamsapfel überhaupt?

Eine Verdickung im vorderen Bereich des Schildknorpels (lat. Cartilago thyroidea), Hauptbestandteil unseres Kehlkopfes (altgriech. Larynx). Der Kehlkopf bildet den Übergang vom Rachen zur Luftröhre, hilft uns bei der Stimmbildung und sorgt dafür, dass wir uns beim Essen nicht verschlucken. Läuft alles reibungslos, wird das Essen – egal ob Apfel oder Linguine – beim Schlucken in die Speiseröhre transportiert, der Kehlkopf hebt sich, drückt den Kehldeckel nach oben und verschließt so den Kehlkopfeingang zum Rachen hin. Nun kann das Essen ganz in Ruhe die Speiseröhre hinunter- und hinab in den Magen rutschen.

Neben dem Schildknorpel besteht der Kehlkopf noch aus drei anderen Knorpeln: dem Ringknorpel, dem (schon erwähnten) Kehldeckel und den kleinen Stellknorpeln. Knorpel ist das wasserhaltige, weißliche Stützgewebe um unsere Gelenke. Beim Kehlkopf werden die Knorpelteile durch Muskeln und Bänder zusammengehalten.

Warum haben Männer einen größeren Adamsapfel als Frauen?

Schuld daran sind Hormone – genauer gesagt das (männliche) Geschlechtshormon Testosteron. Bei Männern wird es in Hoden und Nebennierenrinden gebildet. In der Pubertät schütten sie das Geschlechtshormon verstärkt aus. Das Testosteron bringt jedoch nicht nur den Bart zum Sprießen, es kurbelt auch das Wachstum des Kehlkopfes um fünf bis sieben Millimeter an. Die Schildknorpelplatten springen dadurch stärker hervor und werden als Adamsapfel sichtbar. Mädchen produzieren in der Pubertät zwar ebenfalls Testosteron – allerdings deutlich weniger als Jungen. Kehlkopf und Adamsapfel bleiben bei ihnen daher kleiner. Bei Frauen sind übrigens unter anderem die Eierstöcke die Testosteron-Produzenten.

Was hat der Adamsapfel mit dem Stimmbruch zu tun?

Je stärker Kehlkopf und Adamsapfel in der Pubertät nach vorne wachsen, desto heftiger ist meist der Stimmbruch. Unsere Stimmbänder sind am Schildknorpel befestigt und befinden sich in der Mitte des Kehlkopfes. Je stärker die Bänder gespannt sind, desto höher ist die Stimme. Und je länger und dicker sie sind, desto tiefer plaudern wir. Das Testosteron spornt jedoch nicht nur die Knorpel unseres Kehlkopfes zum Wachsen an, durch das Wachsen des Kehlkopfes werden auch die Stimmbänder in die Länge gezogen – bei manchen Jungen von gut zwölf Millimeter auf 2,2 Zentimeter. Das Problem: Unsere Stimmbänder wachsen selten gleichmäßig – sie sind kurzzeitig also unterschiedlich lang und spielen Orgelpfeife. Die Folge: Die Stimme wird tiefer und „bricht“.

Wie hört der Stimmwechsel wieder auf?

Irgendwann haben auch die Stimmband-Nachzügler die richtige Länge erreicht – und jetzt heißt es trainieren: Durch das Nachvornewachsen von Kehlkopf und Adamsapfel haben die Bändchen zwar genug Platz. Damit sie beim Sprechen nicht unkontrolliert hin und her schlackern, müssen die herumliegenden Muskeln sie aber auch halten können. Nach etwa sechs bis zwölf Monaten ist das Fitnessprogram in der Regel abgeschlossen und die Muskeln haben es geschafft – sie können die Spannung der Bänder ordentlich halten und die Stimme hört auf, Achterbahn zu fahren. Ob auch Adam mit dem Stimmbruch zu kämpfen hatte, darüber ist im Volksmund nichts bekannt.