Kontaktlinse

© picture alliance/dpa Themendienst

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Brille oder doch lieber Kontaktlinsen? Eine Frage, die sich Millionen Menschen mit einer Sehbeeinträchtigung stellen. Oft sprechen ästhetische oder praktische Gründe für Kontaktlinsen. Es gibt aber auch medizinische Indikationen, bei denen Augenärzte Kontaktlinsen empfehlen.

Kontaktlinsen, das verrät schon der Name, sind kleine optische Linsen, die unmittelbaren Kontakt zum Auge haben. Sie liegen oder schwimmen direkt auf der Hornhaut und helfen dabei, Sehfehler wie Kurz- oder Weitsichtigkeit auszugleichen. Kontaktlinsen sind aber nicht schlicht „kleine Brillen“.

Kontaktlinsen – oder doch die Brille?

Beide Sehhilfen sollen die Sicht des Trägers korrigieren. Soweit stimmt der Vergleich. Anders als Brillen bilden Kontaktlinsen ihr Umfeld in der Regel um einiges verzerrungsfreier ab. Das heißt nicht, dass jede Brille den Seheindruck verändert. Auffällig wird der Unterschied jedoch bei Mehrstärkenkontaktlinsen, die einem sowohl das nahe als auch ferne Sehen ermöglichen. Hier schneiden Mehrstärkenbrillen deutlich schlechter ab.

Welcher Typ Kontaktlinse bist du?

Kontaktlinsen sind entweder formstabil oder weich. Für welche der beiden man ich entscheidet, hat jedoch nicht nur mit dem Tragekomfort zu tun. Jede der beiden Linsen besitzt ihre ganz eigenen Vor- und Nachteile.

… die Sanfte

Weiche Kontaktlinsen haben meistens einen Durchmesser von 12 bis 16 Millimetern. Bei geöffnetem Auge liegen sie dicht unter dem Lidrand, sind flexibel und passen sich der Hornhaut an.

Vorteile: Weiche Kontaktlinsen sind sehr angenehm zu tragen. Gleichzeitig haften sie fest am Auge, wodurch sich die Gefahr reduziert, sie zu verlieren.

Nachteile: Neue Materialien sorgen für eine höhere Sauerstoffdurchlässigkeit, trotzdem kann es in seltenen Fällen zu einer Unterversorgung der Hornhaut mit Sauerstoff kommen. Ein anderes Problem: Bei mangelnder Hygiene können sich unter weichen Linsen Keime leichter ablagern, sich vermehren und die Hornhaut angreifen. Die Folge sind oft langwierige Entzündungen. Während der Behandlung muss man natürlich die Kontaktlinsen zur Seite legen und auf die Brille zurückgreifen.

… die Harte

Formstabile Kontaktlinsen haben einen Durchmesser von acht bis zehn Millimeter und sind damit deutlich kleiner als weiche Linsen. Anders als diese liegen sie nicht direkt auf der Hornhaut, sondern schwimmen im Tränenfilm.

Vorteile: Formstabile Linsen sind in der Regel deutlich sauerstoffdurchlässiger als weiche. Der Grund dafür ist nicht das Material, sondern die Art, wie sie getragen werden: Da sie im Tränenfilm schwimmen, kann das Auge besser mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt werden.

Nachteile: Es besteht ein etwas höheres Risiko die harten Linsen zu verlieren. Zudem kann sich mit der Zeit die Form der Linse verändern, was die Hornhaut beschädigen kann. Formstabile Linsen werden auch öfter als störend empfunden; der Tragekomfort ist geringer.

… die Schlafende

Eine besondere Art von Kontaktlinsen sind die orthokeratologischen (grie­ch. ortho, für „richtig“, Keratologie ist die Lehre von der Hornhaut), auch Ortho-K-Linsen genannt. Sie werden nur nachts getragen und machen tagsüber – zumindest für ein paar Stunden – für Kurzsichtige das Tragen einer Sehhilfe überflüssig. Über Nacht wird die Hornhaut so verformt, dass der Sehfehler vorübergehend korrigiert wird.

Vorstellen kann man sich den Vorgang wie beim Tragen eines Ringes, der im Laufe des Tages einen Abdruck auf der Haut hinterlässt. Vergleichbar funktionieren auch die orthokeratologischen Linsen. Bei kurzsichtigen Menschen flacht sie die Krümmung der Hornhaut ab, verringert damit die Brechkraft von einem höherem auf ein geringeres Minus und reduziert die Kurzsichtigkeit.

Orthokeratologische Linse

Mit der Ortho-K-Linse lassen sich in der Regel zwei bis drei Dioptrien herausholen. Die Methode eignet sich aber nur für Kurz­sichtige bis maximal -4,5 Dioptrien und Menschen mit Hornhaut­verkrümmung kleiner als 1,5 Dioptrien. Ob die persönlichen Voraussetzungen für die Linsen stimmen, sollte man am besten gemeinsam mit dem Augenarzt entscheiden.

Warum ist die Sauberkeit so wichtig?

Doch egal, für welche Kontaktlinsen man sich entscheidet, was zählt ist die Hygiene.

Bevor eine Kontaktlinse angefasst und benutzt wird, müssen die Hände gewaschen werden. Wasser allein löst nur den groben Schmutz – zur ordentlichen Reinigung braucht es Seife, lauwarmes Wasser und gründliches Einseifen. Daneben gibt es für jede Art von Kontaktlinse speziell abgestimmte Pflege- und Reinigungslösungen. Die Entfernung der im Tränenfilm vorhandenen Proteine ist entscheidend für die Sauerstoffdurchlässigkeit und den Tragekomfort von Kontaktlinsen. Manche der Reinigungslösungen enthalten auch Alkohol. Hier muss man beim Säubern besonders vorsichtig sein – sonst brennt das Auge.

Was spricht für die Kontaktlinse?

Meistens geht es einfach nur darum, mit welcher Variante man sich am wohlsten fühlt. Der eine bevorzugt die Brille, die andere schwört auf ihre Kontaktlinsen – das Wort Brillenschlange hört man heute kaum noch.

Bei ausgeprägten Sehschwächen wird jedoch vielen der Griff zur Kontaktlinse empfohlen. Bei starker Dioptrien, egal ob Minus oder Plus, schafft eine Brille es nur selten, die Umgebung unverzerrt wiederzugeben. Als Folge kann es zu räumlichen Fehlwahrnehmungen kommen.

Ratsam sind Kontaktlinsen auch, wenn eine Sehbeeinträchtigung besteht, die auf beiden Augen unterschiedlich stark ausgeprägt ist (mit einem Unterschied von mehr als zwei bis drei Dioptrien) oder wenn auf der einen Seite eine stärkere Hornhautkrümmung vorliegt als auf der anderen.