Doku „Hip Hop-Eration“: Senioren tanzen auf der Weltbühne

Agil, gelenkig, jung: Das dürfte auf die meisten Hip-Hop-Crews der Welt zutreffen. Der Film „Hip Hop-Eration“ porträtiert die wohl reifste Tanzgruppe der Welt – lebensfroh und rührend bis zum Schluss.

Tanzfilme sind fast immer emotionsgeladen: Anspannung vor dem Auftritt, jubelnde Zuschauer, Musik zum Mitwippen. Mit „Hip Hop-Eration” kommt ein besonders berührendes Werk in die Kinos. Er zeigt, wie es eine Gruppe von Senioren aus Neuseeland mit Rollator, Gehstock und jeweils individuellen Gebrechen auf die Weltbühne des Hip-Hop schaffte.

Die Geschichte ist kaum zu glauben, aber wahr: Mittvierzigerin Billie Jordan bringt auf der Insel Waiheke vor der Küste Neuseelands eine Gruppe von Senioren zusammen und 2013 schließlich zur Hip-Hop-Weltmeisterschaft nach Las Vegas. Ganz nach dem Motto „Alter ist nur eine Zahl” übt sie eine Choreographie mit den Frauen und Männern ein, für die die basslastige Musik und auch die Bewegungen gewöhnungsbedürftig sind: Die eine Hand in den Schritt, die andere vom Körper gestreckt und dann locker auf der Stelle wippen.

Dass die alte, aber heitere Truppe es am Ende zu der Weltmeisterschaft nach Amerika schafft, war kein Leichtes. Nachdem Trainerin Jordan die Veranstalter soweit hatte und das selbst kaum glauben konnte („Nein! Nicht Ihr Ernst!”), scheiterte das Abenteuer fast am Kleingeld. Und trotz aller Euphorie bleiben die Zweifel der teilweise 94-Jährigen nicht aus. Ist es nicht töricht, in dem Alter so eine Reise auf sich zu nehmen?

Es ist nicht nur skurril, die Senioren in übergroßen Hosen und Hoodies mit dicken silbernen Ketten tanzen zu sehen. Regisseur Bryn Evans vermag es auch, die Protagonisten in seinem Film auf einfühlsame Weise zu porträtieren: Eileen etwa, die einmal Opernsängerin war und eine Solo-Performance hinlegen will, Terri, die ihren dementen Mann pflegt oder Maynie, die fünf Kinder alleine groß zog und eine echte Legende auf der Insel ist.

27 der 66- bis 94-Jährigen schaffen es am Ende auf die Bühne nach Las Vegas, alle sind nervös, geben sich gegenseitig Tipps („Vergiss nur nicht, dich auf deine Mitte zu konzentrieren”). Der Film ist unterhaltsam und lustig, hat aber auch Momente des Innehaltens. Mit Themen wie Pflege und Sterbehilfe ist er außerdem brandaktuell. Auch wenn er stellenweise pathetisch sein mag („Das, was uns ausmacht, ist letztlich immer noch dasselbe wie mit 15, 25 oder 32”), ist er vor allem lebensbejahend – und hält zig Momente Gänsehaut bereit.

Von Lena Klimkeit (dpa)