In der Zeit Online-Serie „Wie es wirklich ist“ berichten Menschen über ihren ganz „normalen“ Alltag – nur, dass dieser eben nicht normal ist. Denn wer außer den Betroffenen selbst weiß beispielsweise schon, wie es sich anfühlt, mit einer manisch-depressiven Mutter aufzuwachsen, hochsensibel zu sein oder 156 Kilo zu wiegen.
Mechthilds Mutter ist bipolar, das heißt, sie hat mal manische, mal depressive Phasen. In ihren Manien ist die Mutter oft sehr euphorisch und emotional. „Oft verliebte sie sich dann auch“, erinnert sich die mittlerweile 55-jährige Mechthild, „meistens in Helmut Schmidt, der war ihre große Liebe.“ Gemeinsam hatten sie – zumindest glaubte die Mutter das – 330 Kinder, zur Hochzeit schenkte er ihr 137 Kleider und 36 Milliarden Mark für die Stromrechnung. Manchmal litt Mechthilds Mutter allerdings auch unter Verfolgungswahn und glaubte, dass ihre Nachbarin die Familie abhören würde. War das der Fall, legte sie im Wohnzimmer Howard Carpendale auf, jede Nacht, monatelang – in dieser Zeit konnten ihre Töchter nachts kein Auge zumachen.
Mechthilds Geschichte ist eine von vielen, die Zeit Online in der Serie „Wie es wirklich ist“ publiziert. Jede Erzählung berichtet aus der Ich-Perspektive und beschreibt, wie Menschen sich in ganz speziellen Situationen ihres Lebens fühlen beziehungsweise gefühlt haben – etwa, wenn sie wie Mechthild mit einer Mutter mit bipolarer Störung aufwachsen.
Bestechend ist vor allem die Vielseitigkeit der Themen. So berichtet eine junge Frau beispielsweise, warum sie im Alter von zwölf Jahren aufhörte, normal zu essen, ein Mann gibt Einblick in ein Leben mit Hochsensibilität und Stefanie Klein erzählt, wie es sich anfühlt, bei einer Körpergröße von 1,67 Metern über 155 Kilo zu wiegen und im Flugzeug nach einem Verlängerungsgurt fragen zu müssen – „ziemlich peinlich“.
Jede der Geschichten ist sehr berührend, was sicher auch daran liegt, dass sie authentisch sind. Wer Lust hat, ein bisschen in das Leben anderer einzutauchen, dem sei die Serie „Wie es wirklich ist“ wärmstens empfohlen. Die Protokolle lesen sich nicht nur gut, sie fördern auch die Empathie!