Glutenfrei hilft nicht jedem

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Wer eine Zöliakie hat, kann nicht einfach zum Bäcker gehen und Brötchen kaufen. Betroffene müssen sich ihr Leben lang glutenfrei ernähren. Inzwischen gibt es aber immer mehr geeignete Produkte. Für Gesunde bringen diese aber keine Vorteile.

Bei einer Zöliakie führt der Verzehr von Gluten zu Entzündungen im Dünndarm. Langfristig bilden sich die Dünndarmzotten zurück, und es kann zu Mangelerscheinungen kommen. Für Betroffene bedeutet das eine strenge Diät – ihr Leben lang, erklärt Bianca Maurer von der Deutschen Zöliakie Gesellschaft. Die geeigneten Lebensmittel zu finden, ist gerade am Anfang oft knifflig. Aber inzwischen gibt es immer mehr Produkte ohne das in Getreide enthaltenen Klebereiweiß Gluten. „Das ist toll und zeigt, dass das Bewusstsein für die Erkrankung größer wird“, sagt Maurer.

Aber: „Aus den USA ist ein Trend zur glutenfreien Ernährung rübergeschwappt. Das ist nicht zu befürworten.“ Für Gesunde habe eine glutenfreie Ernährung keinerlei Vorteile – weder gesundheitlich noch was das Gewicht angeht. „Manche nehmen sogar zu“, sagt Maurer. Die glutenfreien Produkte enthalten in der Regel weniger Ballaststoffe und sind durch das fehlende Klebereiweiß trockener, erklärt Maurer. Um das auszugleichen, ist meist der Anteil an Zucker und Fett höher. Die freiwillige glutenfreie Ernährung bringt laut Maurer ein weiteres Problem mit sich: „Betroffene, die zwingend auf die glutenfreie Kost angewiesen sind, werden nicht mehr ernst genommen.“

Das Chamäleon der Medizin

Dabei sollte man die Erkrankung sehr ernst nehmen: „Man geht davon aus, dass schon ein Achtel Gramm Weizenmehl Beschwerden auslösen kann“, sagt Maurer. Zwar machen einmalige Fehler nicht dauerhaft den gesamten Diäterfolg zunichte, Essen außer Haus ist für Betroffenen nichtsdestotrotz heikel. Etwa ein Prozent der Deutschen hat eine Zöliakie. Bis nach der Diagnose und der Ernährungsumstellung die Beschwerden zurückgehen, dauert es laut Maurer ein paar Tage oder Wochen. „Innerhalb von einem halben bis einem Jahr ist der Darm in der Regel komplett regeneriert.“ Man muss weder Medikamente nehmen noch bei konsequenter Diät Folgeerkrankungen befürchten.

Das Problem: „Zöliakie wird als ‚Chamäleon der Medizin’ bezeichnet, weil es keine typischen Symptome gibt“, sagt Maurer. Bis also klar ist, was man hat, kann einige Zeit vergehen, denn nicht immer liegen klassische Magen-Darm-Symptome vor. „Wer denkt schon bei Knochen- oder Gelenkschmerzen an eine Darmerkrankung?“ Eisenmangel, Müdigkeit, Erschöpfung, Konzentrationsstörungen, trockene oder gereizte Haut – all dies können Anzeichen einer Zöliakie sein.

Bei Verdacht zum Arzt

Mit einem solchen Verdacht geht man am besten zum Hausarzt, der kann einen ersten Bluttest durchführen. Wichtig ist, sich trotz des Verdachtes nicht glutenfrei zu ernähren. „Dann lässt sich die Diagnose unter Umständen nicht mehr stellen“, warnt Maurer. Fällt diese positiv aus, folgt in der Regel eine Magenspiegelung mit Dünndarmbiopsie beim Gastroenterologen. „Das ist ein relativ kurzer Eingriff“, sagt Maurer. Zwar gibt es auch einen Gentest, der ist aber nur geeignet, um Zöliakie etwa innerhalb einer Familie auszuschließen, nicht um eine Diagnose zu stellen.

Von Elena Zelle (dpa)