Hepatitis erkennen und behandeln

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Viele wissen nichts von ihrer entzündeten Leber. Doch je frühzeitiger eine Hepatitis-Erkrankung festgestellt wird, desto besser sind die Heilungschancen.

Viele leiden an chronischer Hepatits B oder C – und wissen es einfach nicht. Denn eine entzündete Leber macht sich nicht immer bemerkbar. Experten schätzen, dass in Deutschland vermutlich über fünf Millionen Menschen von einer Lebererkrankung betroffen sind. Oft genug werden erste Anzeichen wie Abgeschlagenheit als grippaler Infekt fehlgedeutet. Ein erstes Warnsignal können erhöhte Leberwerte bei einer Routineuntersuchung sein. Doch ein solcher Befund wird häufig unterschätzt. Das ist gefährlich, denn unbehandelt können Lebererkrankungen zu einer Leberzirrhose oder zum Leberzellkrebs führen.

So weit muss es aber nicht kommen. Je früher die Infektion entdeckt wird, desto besser. Die Behandlung hat in den vergangenen Jahren aufgrund neuer Medikamente enorme Fortschritte gemacht.

Die Haut färbt sich gelb

Das Wort Hepatitis ist abgeleitet von dem griechischen Wort “Hepar”, auf Deutsch: Leber. Hepatitis ist eine Entzündung der Leber. Weil bei den Betroffenen mitunter die Haut oder der weiße Teil der Augen gelb gefärbt ist, wird die Erkrankung gelegentlich auch Gelbsucht genannt. “Bei einer Hepatitis sind Leberzellen geschädigt oder zerstört”, erläutert Markus Cornberg. Er ist Medizinischer Geschäftsführer der Deutschen Leberstiftung und Oberarzt der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie an der Medizinischen Hochschule Hannover. Durch die Entzündung werden Stoffe freigesetzt, die im Ergebnis zu erhöhten Leberwerten führen. Feststellbar sind sie bei einer Blutuntersuchung.

Zum einen kann übermäßiger Alkoholgenuss die Leber schädigen. “Aber auch zu viel Fett oder bestimmte Arzneimittel können eine Rolle spielen”, sagt Ursula Sellerberg. Sie ist Apothekerin und bei der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) tätig. Vorerkrankungen wie etwa Diabetes, Krebs- oder Stoffwechselerkrankungen haben unter Umständen ebenfalls einen leberschädigenden Einfluss. Zur Risikogruppe gehören außerdem Drogenabhängige sowie Frauen und Männer, die sexuellen Kontakt mit häufig wechselnden Partnern haben oder in der letzten Zeit eine Bluttransfusion bekommen haben. Wer beruflich viel mit Giftstoffen wie etwa Tetrachlorkohlenstoff zu tun hat, gilt auch als gefährdet.

Unterschieden wird zwischen einer akuten und einer chronischen Hepatitis. Bei der akuten Form werden Entzündungsbotenstoffe freigesetzt. Der Betroffene leidet an grippeähnlichen Symptomen wie Fieber und Abgeschlagenheit. Neben einer Gelbfärbung von Haut und Augenweiß sind auch ein dunkler Urin oder ein farbloser Kot möglich. “Hepatitis kann nach der akuten Phase folgenlos ausheilen oder in eine chronische Hepatitis übergehen”, erläutert Cornberg. Langfristig kann es dann zu einer Schrumpfleber kommen. Im Endstadium büßt die Leber ihre Funktion ein.

Was bei Typ A, B und C hilft

Hepatitis A tritt heutzutage am häufigsten in Ländern mit geringen Hygienestandards auf. Insofern gehört diese Form zu den typischen Reisekrankheiten. Risikofaktoren sind belastetes Trinkwasser und verunreinigte Lebensmittel wie etwa Muscheln und Austern oder mit Fäkalien gedüngtes Gemüse. Das Hepatitis-A-Virus wird über den Darm ausgeschieden. Die Übertragung erfolgt daher vor allem über den virushaltigen Kot. Dazu kann es durch eine unzureichende Handhygiene oder bei Sexualkontakten kommen. Spezielle Medikamente zur Behandlung von Hepatitis A gibt es nicht. Empfohlen wird Bettruhe. Vor Reisen etwa in die Tropen sollte man sich impfen lassen, sagt Mediziner Thomas Harder vom Robert Koch-Institut in Berlin.

Hepatitis B wird durch Viren übertragen, etwa bei Sexualkontakten. Auch der Kontakt mit infiziertem Blut kann Hepatitis B auslösen. Möglich ist dies etwa bei Drogenabhängigen, die Injektionsnadeln gemeinsam gebrauchen. Wer beim Piercen, Tätowieren oder Rasieren vorgegebene Hygieneregeln nicht einhält, riskiert ebenfalls eine Infektion mit Hepatitis B. Bei einem chronischen Krankheitsverlauf steht eine antivirale Therapie mit Medikamenten an. “Jeden Tag muss dann über Jahre hinweg eine Tablette eingenommen werden”, erklärt Cornberg. Gegen Hepatitis B gibt es Impfstoffe. “Alle Säuglinge ab dem Alter von zwei Monaten und Kleinkinder beziehungsweise noch nicht geimpfte Kinder und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr sollten sich impfen lassen”, rät Harder. Die Kosten übernehmen die Krankenkassen.

Hepatitis C wird in aller Regel durch Blut übertragen. Gefährdet sind vor allem Frauen und Männer, die sich Drogen spritzen und sich das entsprechende Besteck dafür mit anderen teilen. Mit dem Hepatitis-C-Virus infizieren sich nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit jedes Jahr drei bis vier Millionen Menschen neu. Nach Schätzungen liegt die Zahl der chronisch Infizierten bei bis zu 103 Millionen Menschen. Gegen Hepatitis C gibt es keine Impfung. Durch neue Kombinationstherapien verschiedener antiviraler Medikamente sind nach Angaben von Cornberg Heilungsraten von 90 bis 100 Prozent möglich. “Die Kosten belaufen sich aktuell auf circa 50 000 bis 60 000 Euro pro Behandlung”, sagt er. Wer diese Arzneimittel verordnet bekommt, sollte sie unbedingt zuverlässig einnehmen, rät Sellerberg. Die Präparate sind in der Apotheke erhältlich, für die Kosten kommen die gesetzlichen Krankenkassen auf.

Von Sabine Meuter (dpa)